Selten traten die Stärken und Schwächen eines Filmes deutlicher hervor als bei der "Herrschaft des Feuers". Man hat das Gefühl, jemand hatte plötzlich den Geistesblitz, einen postapokalyptischen Actionfilm zu drehen mit ein paar richtig bösen Drachen. und dann hat er einfach drauflos produziert, weil er so angetan von seiner Idee war, und dabei wie eine Art Flüchtigkeitsfehler Hunderte von Löchern in die Story gerissen.
Ich muß sagen, dass ich bei den ersten Bildern auch Luftsprünge vor Freude gemacht habe, weil das genau meine Art von Film ist. Rückblickend könnte ich den Produzenten aber in den Hintern treten, weil vor allem in Sachen Logik erhebliche Defizite bestehen.
Bei diesem Film bietet es sich also geradezu an, eine einfache Pro- und Contra-Gegenüberstellung anzufertigen. Ich beginne, wie es die Höflichkeit fordert, mit dem Positiven.
Zunächst einmal: die Atmosphäre, bei einem distopischen Film ein nicht gerade unbedeutendes Element, könnte nicht stimmiger sein. Schwarze Wolken, Feuerregen, Burgen, alles getränkt mit bildverfremdenden Elementen, die das Ganze noch bedrohlicher machen. So hat man sich das vorgestellt. Gerade das Finale in den Ruinen Londons wirkt echt toll. Man kann dem Film nicht absprechen, dass er phasenweise ein visueller Genuss ist.
Tja, die Schauspieler sind so eine Sache. Christian Bale rettet das Erbe großer Schauspieler wie Jack Nicholson oder Robert de Niro in die neue Generation; das hat er in "Shaft" bewiesen, auch in "Equilibrium", aber vor allem in "American Psycho", wo er sich als Genie erwies. In "Die Herrschaft des Feuers" spielt er zwar solide, gibt aber die bisher schwächste Leistung ab, die ich von ihm sehen konnte. Das liegt nicht zuletzt an seiner Rolle. Ein Anführer, aber ein aus der Not geborener. Eigentlich ein Untergebener, der die Verteidigung dem Angriff vorzieht, was sich dann beim Auftauchen der Amerikaner im Lager zeigt. Eine solche Rolle steht Bale nur schlecht zu Gesicht, ist er doch normalerweise jemand, dessen offensive Mimik seine größte Waffe ist. Nun versteckt er sich hinter dichtem, langem Haar und einem Bart, was schon fast metaphorische Aussagekraft hat.
Das Yang zu Bales Ying ist dann Matthew McConaughey, und zwar in doppelter Hinsicht. Er ist die große Überraschung des Filmes. Er spielte bislang vor allem Kumpeltypen oder Weicheier in vorwiegend romantischen Komödien, schien in die Fußstapfen von Hugh Grant zu treten. Und hier? Hier ist er der unerschrockene Anführer einer Gruppe amerikanischer Überlebender, ein barbarischer Mistkerl bestehend aus Glatze, Bart, Muskeln und Tattoos. Interessant, dass diese Rolle keineswegs lächerlich an ihm wirkt und tatsächlich funktioniert.
Der Rest der Crew bleibt vergleichsweise blass, die obligatorische Protagonisten-Frau hätte man aufgrund ihrer weitgehenden Funktionslosigkeit ruhig weglassen können, auch wenn das gegen die Konventionen des Films verstösst.
Kommen wir zum absoluten Prunkstück des Filmes: den Drachen. Hier bekommt der Zuschauer die gemeinsten Urviecher zu sehen, die man jemals auf der Leinwand sehen konnte. Dagegen wirken der Tyrannosaurus oder der Spinosaurus aus der Jurassic Park-Reihe wie ein paar Schuljungen (rein von der Bösartigkeit, versteht sich). Man sollte keinen Draco aus "Dragonheart" erwarten; diese Biester haben kein Gewissen, ihre Intelligenz konzentrieren sie nur auf das Töten.
Überhaupt gefällt mir die weniger mythische als vielmehr wissenschaftliche Interpretation sehr gut. Es wird erklärt, wie sich auf biologische Weise das Napalm im Maul bildet, man bekommt ein Drachenei zu sehen und wird Zeuge ihrer Verhaltensweisen. Das hat mir schon bei "Jurassic Park" sehr gefallen; hier umso mehr.
Mal davon abgesehen, die Viecher sehen verdammt gut aus. Dass es sich hier um CGI-Tiere handelt, vergisst man beim Ansehen schon allein aufgrund der Tatsache, dass sie sich perfekt in die Umgebung einfügen. Die schuppige Außenhaut der Drachen reagiert auf Beleuchtung und auch Materialien wie etwa Regen oder Feuerfunken.
Hier fällt eine Überleitung zu den Contra-Punkten leicht, denn: die Drachen sind viel zu selten zu sehen. Zunächst einmal wird ein Großteil des Filmes von Dialogen beansprucht, was ja nicht so schlimm wäre, wenn die Story nicht so schwach wäre (dazu aber später mehr). Wenn es dann mal endlich zur Sache geht, sind sie meistens trotzdem nur Sekundenbruchteile im Bild, bis ein Schnitt oder Schwenk wieder zu den Akteuren überleitet. Eine wahre Wohltat ist da die Aufnahme des toten Drachens beim Fund des Eis; hier handelt es sich nicht um ein CGI-Geschöpf, sondern um eine nachgebaute Figur (wie damals der Triceratops bei Jurassic Park), so dass man es sich leisten konnte, mal länger draufzuhalten. Auch bekommt man kaum einmal mehr als zwei Drachen gleichzeitig zu Gesicht, was wirklich sehr schade ist bei einem Film, der so von seinen CGI-Animationen lebt.
Das zweite Standbein wäre eine ausgeklügelte, wasserdichte Story gewesen. Wie aber bereits angedeutet, wurde daraus leider nichts. Wir erfahren zwar etwas über die Historie der Drachen, aber Logiklöcher bleiben stets erhalten. Die Befreiung der Drachen, die man im Prolog des Filmes sieht, ist so einfach nicht nachvollziehbar, genauso wie viele andere Storyelemente. Anstatt diesen grundsätzlich verschmerzbaren Ausfall durch mehr Action zu kompensieren, wurden viel zu viele Szenen mit Dialogen eingefügt. So wird die Atmosphäre, die durch Drachen, Location und Look des Filmes toll aufgebaut wurde, wegen aufkommender Langeweile zum Teil leider wieder wettgemacht.
Zuletzt noch eine kleine Sache: wie es bei Tierhorror so üblich ist, musste auch hier wieder das einzige Männchen gefunden werden (oder Weibchen? Ist aber auch eigentlich egal), um die Drachen komplett auszurotten. Das ist nicht gerade neu; so hat man es unter anderem bei "Mimic" gesehen, und selbst in anderen Genres muss man den Obervampir oder den ersten Zombie killen, um die Seuche einzudämmen. Trotzdem wirkt diese Masche immer wieder. Leider unterscheidet sich dann der "eine" Drache nicht genug von den anderen "normalen", um dramaturgisch wirklich nochmal eins draufzusetzen. So bleibt das Finale insgesamt zwar schön ausgestattet, aber etwas zu unauffällig.
Unter dem Strich überwiegt bei "Die Herrschaft des Feuers" trotzdem das Positive, weil die wirklich gelungene Atmosphäre und die bösesten Drachen der Filmgeschichte einen nicht zu verachtenden Teil der Bewertungsgrundlage für diesen Film ausmachen sollten. Wären nur nicht diese durch das löchrige Drehbuch ausgelösten langweiligen Stellen im Film, dann wäre auch eine höhere Wertung drin gewesen. So bleibt es beim Durchschnitt mit Tendenz zum Positiven.
6/10