Review

Intelligenter Polizeifilm im Stil von Chicago 1930

An manchen Filmen merkt man, wie die Zeit vergeht. Dieser hier, ein wunderbarer, intelligenter Thriller, spielt in Los Angeles im Jahr 1953. Das allein wäre so merkwürdig nicht, schafft man es doch, diese Zeit hervorragend abzubilden, was sich schon in der teils grobkörnigen und sehr authentischen Eingangssequenz wiederspiegelt und sich in vielen gelungenen Details fortsetzt, die Autos, Kleidung, filterlose Zigaretten... Viel eigenartiger aber ist die Tatsache, daß der Film aus dem Jahre 1997 ist und seitdem nicht einmal annähernd etwas Ähnliches auf der Kinoleinwand zu sehen war – und das, obwohl wir im Moment dieser Kritik das Jahr 2005 schreiben. Daran also läßt sich erkennen, wie die Zeit dahineilt, und wie selten durchdachte, kluge, aber dennoch harte und spannende Filme geworden sind.

Basierend auf einem Buch von James Ellroy wird die Geschichte dreier grundverschiedener Polizisten erzählt. Ed Exley ist politisch gewandt und will Karriere in der Polizei machen. Jack Vincennes arbeitet als Berater für eine Polizeifernsehserie und hat allerlei halbseidene Geschäfte mit einem schmierigen Zeitungsreporter ( als dieser wieder einmal gut: Danny de Vito ) laufen. Bud White ist ein grober Kerl, der erst zuschlägt, dann denkt, aber loyal bis ins Mark ist. Die Wege dieser drei Polizisten und einer Handvoll Randfiguren kreuzen sich, als bei einem Massenmord Whites ehemaliger Partner unter den Opfern ist. Zunächst ermitteln die drei unabhängig voneinander, als aber Vincennes auch noch sterben muß, raufen sich White und Exley zusammen entlarven die Verbrecher, die auch im Polizeirevier ihre Verbündeten haben. Nebenbei verleibt sich White noch in ein Callgirl, deren Zuhälter auch eine entscheidende Rolle bei den diversen Geschäften der korrupten Polizisten spielt.

Ja, so etwas ist selten geworden. Filme aus der heutigen Zeit, die in den Fünfzigern spielen, eine Geschichte zu erzählen haben, sich Muße nehmen auch für Nebenfiguren, verschiedene Handlungsstränge aufbauen, um diese dann logisch ineinander zu leiten, dabei aber auch das Moment der Spannung nicht außer acht lassen, zudem an einigen Stellen wohlgesetzte Action und Schießereien bieten, die dem Sujet angemessen sind. Selten, fürwahr, und das Kriterium hierfür sind nicht einmal die Fünfziger Jahre – auch aktuell gibt es keinen wirklich guten Polizeifilm mehr. Es stimmt an „L.A. Confidential“ alles, die Musik schmeichelt dem Zuhörer, die Darsteller leisten Ausgezeichnetes, allen voran Kevin Spacey und die glamouröse Kim Basinger. Schade, daß man heutzutage den Filmkonsumenten mit eilig heruntergekurbelter Teenieware verschaukeln will, für den Anhänger der härteren Gangart ist es nicht zum Besten bestellt. Zum Glück gibt es das Medium DVD, und dieser Film gehört absolut zum Pflichtprogramm. Ohne Murren10/10

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