Review

Serientäterfilm nach einem gelungenen Roman von James Patterson

Eine lange Zeit gab es eine Reihe von Filmen, die sich mit dem amerikanischen Trauma des Serienmörders befaßten. Der bekannteste davon mag wohl „Sieben“ gewesen sein. Stets geht es um unfaßliche Verbrechen, begangen von einem dämonischen klugen Kriminellen, der der Polizei fast immer eine Spur voraus ist. Meist sind diese Filme auch arm an sichtbarer Gewalt, lediglich schön drapierte Opfer gab es zu sehen. Spannend waren sie alle – und alle haben das Problem des „Zweitsehens“, denn wenn man den finalen Kniff mitbekommen hatte, dann konnte man sich den Film kein zweites Mal mehr ansehen. Und genauso geht es dem an sich recht gut gemachten „Kiss the Girls“.

Ein Serienvergewaltiger geht um, der sich Casanova nennt und schöne junge Frauen in seine Gewalt bringt, um sie in einem finsteren Kellerverlies für sich zu behalten – und dann zu töten, wenn die Damen Regeln brechen. An sich kein Fall für den Polizeipsychologen Alex Cross ( gut wie immer: Morgan Freeman ), wenn Casanova nicht seine Nichte Naomi Cross in den Klauen hätte. Zusammen mit der einzigen Maid, die dem Verbrecher entkommen konnte, macht sich Cross auf, die Mädchen zu befreien – und stößt dabei auf einen zweiten Serientäter, der seinen Opfern die Füße abschneidet. Die beiden Täter verkehren per Mail miteinander, und so reicht das Böse in Amerika dank AOL von Küste zu Küste. Doch Cross gelingt es, beide Verbrecher dingfest zu machen, wobei die Identität von Casanova herauszufinden dem erfahrenen Kinogänger keine Schwierigkeiten bereitet...

Ein typischer Vertreter seiner Gattung, wenngleich dem Bösen nicht wirklich ein Gesicht verliehen wird. Routiniert ist wohl das zutreffendste Adjektiv für diesen Film. Ein sympathischer Held, finstere Gegenden, abscheuliche Verbrechen – aber spannend ist das schon gemacht. Es ist ein bißchen wie in den Filmen mit Hercule Poirot, das Mitraten und Mitentlarven ist doch immer wieder ein großer Spaß. Die schauspielerischen Leistungen sind in Ordnung, die Musik an den rechten Stellen bedrohlich, das Szenario düster genug für zwei gepflegte Stunden kriminalistischer Unterhaltung. Es fehlt zum großen Bruder „Sieben“ aber ein wenig an Überraschungen, und auch der Bösewicht ist doch eher durchschnittlich geraten. Der eine oder andere kleine Logikfehler trübt das Geschehen obendrein, aber das sind Nichtigkeiten, die man verzeihen kann. Und so geht es bald weiter mit Alex Cross, der sich später im „Netz der Spinne“ verfangen wird. Für den ersten Auftritt als Psychologe aber reicht es so gerade noch für 7/10.

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