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24 Stunden im Leben einer Handvoll einsamer Menschen in Los Angeles: Das Prinzip kennt man bereits von Filmen wie "Short Cuts". Und in gewisser Weise könnte man "Magnolia" als eine Art Reminiszenz an diesen modernen Klassiker verstehen, sind doch die Parallelen unübersehbar. Dennoch besitzt der dreistündige Film von Paul Thomas Anderson eine klare Eigenständigkeit.

Es geht um den todkranken TV-Produzenten Earl, der seinen Pfleger bittet, Kontakt zu seinem Sohn Frank herzustellen, den er seit ungezählten Jahren nicht gesehen hat. Frank ist derweil zu einem frauenverachtenden Chauvinisten verkommen, der mit einem mehr als fragwürdigen Männerprogramm von sich Reden macht. Während Earls Frau auf der Suche nach Tabletten und Erlösung von ihrer Schuld besinnungslos durch die Stadt taumelt, erkrankt der Moderator einer von Earls Firma produzierten Fernsehshow an Krebs und findet sich von Tochter und Frau allein gelassen.

Dies sind nur einige ausgewählte Beispiele aus dem gigantischen Reigen aus Einzelschicksalen, die alle mehr oder weniger miteinander zusammenhängen. Die schiere Fülle an Figuren und Handlungsträgern ist verblüffend, noch verblüffender ist aber die Tatsache, dass der Zuschauer zu keinem Zeitpunkt den Überblick verliert. Die Übergänge zwischen den einzelnen Handlungsfäden verlaufen vollkommen flüssig und machen gleich zu Beginn die wichtigsten Verflechtungen der Figuren untereinander klar. Alles andere ergibt sich dann beinahe automatisch.

Neben dieser grandiosen Inszenierung sind es aber vor allem die Geschichten, die sich dem Zuschauer einprägen. Es geht um Einsamkeit inmitten eines Menschenmeeres; es geht um Schuld und Sühne; und vor allem geht es um Trauer. Wenn der Moderator trotz seiner Erkrankung eine letzte Show zu moderieren versucht und scheitert, wenn der Junge, der in dieser Show zum Star avanciert ist, nicht auf Toilette gehen darf und sich vor laufenden Kameras einmacht, wenn Frank von einer Reporterin mit seiner traumatischen Vergangenheit konfrontiert wird - dann geschieht das mit einer ungeheuren Traurigkeit, der man sich nicht entziehen kann. Und dennoch behält der Film stets eine hohe Energie, eine Art Kontrapunkt gegen die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit der Handelnden. Die faszinierenden einführenden Geschichten des Erzählers implizieren ein Schicksal, eine lenkende Hand, die allem einen Sinn gibt und die letztlich jedem Leid und jeder Qual ihren Grund verleiht. Und man glaubt gerne daran. Zu tief bohren sich die Figuren ins Herz, kann man all ihren Schmerz nachvollziehen und leidet mit ihnen. Das liegt auch an den großartigen Schauspielerleistungen - das Starensemble bietet alles auf, was es kann. Und das Wichtigste dabei: Egal, ob Tom Cruise, Julianne Moore, Philip Seymour Hoffman oder sonst wer - keiner der namhaften Stars versucht sich in den Vordergrund zu spielen. Sie alle sind gleichberechtigte Bestandteile eines gigantischen, für den Einzelnen niemals zu überschauenden Prozesses. Ganz wie im richtigen Leben.

Mit seiner Kraft, seiner vollendeten Bildsprache, den grandiosen, wenn auch oft vulgären Dialogen und der tieftraurigen, aber nie hoffnungslosen Geschichte bildet "Magnolia" einen der nachhaltigsten und eindrucksvollsten Filme der 90er-Jahre. Vielleicht sogar aller Zeiten.

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