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Ich bin wahrlich kein John Carpenter Fan. Seit "Das Ding aus einer anderen Welt", hat er es meiner Meinung nach nie wieder geschafft einen auch nur annhembaren Film abzuliefern - mit einer einzigen Ausnahme "Die Mächte des Wahnsinns". Warum es ausgerechnet bei diesem Film so wunderbar funktioniert hat, was Carpenter ansonsten so schwer zu fallen scheint, nämlich Atmosphäre zu erzeugen, ist schwer zu sagen.

Vielleicht ist es die Story, die sich hier als bitterböse, mit galligem Humor ausgestattete Hommage an den Großmeister des Wahnsinns und des Horrors, H.P. Lovecraft, präsentiert. Lovecraft Verfilmungen sind zu meist immer in die Kategorie "mies" bis "geht gar nicht" einzuordnen. So muss man hier bei dieser Geschichte, die auf keiner von Lovecrafts Storys basiert, in der sich aber eine Vielzahl wiederfinden lassen, schon beinahe von der besten "Verfilmungen" des Autors sprechen kann. Das liegt hauptsächlich daran, das Carpenter es schafft, die Atmosphäre und den Stil des Films immer mehr an den Rand des Wahnsinns zu führen. Die Geschichte beginnt wie ein klassischer Thriller und wird mit jeder Minute wahnwitziger, düsterer, bitterer und Finsterer.
Immer mehr vermischen sich die Grenzen zwischen Realität und Fiktion und wenn dann am Ende Sam Neil in einer Welt die komplett der Feder eines Autors entsprungen ist, alleine im Kino sitzt und geschüttelt von irrem Lachem und Weinen seine eigene Geschichte in einem John Carpenter Film sieht, weis man dass hier auch der Regisseur sich nicht ausnimmt von der Kritik, die der Film an den Medien übt.

Über allem schwebt aber immer der irre Geist Lovecrafts, sei es bei den Namen, so etwa die alte Frau die ihren Mann verhackstückelt und auf den Namen Pickman hört (siehe "Pickmans Model") oder natürlich die Altvorderen, die sich in Lovecrafts Cthulu Mythos wiederfinden und wie so oft in Lovecrafts Geschichten auch hier die treibende Kraft hinter
Allem sind, was in der Geschichte passiert.

Carpenter gelingt es hier auch endlich einmal eine Story in die entsprechenden Bilder zu tauchen. Highlights sind hier ganz klar die Teile die in Hobbs End spielen und die Szenen in der Irrenanstalt. Hier gelingen Carpenter einige der atmosphärischsten Bilder seiner Karriere. Auch gelingt es ihm die Geschichte konsequent durchzuziehen, er verliert sich nicht in Nebenschauplätzen, treibt die Spannung kontinuierlich auf das düstere Finale zu und lässt dabei nie locker. Man hat als Zuschauer kaum Gelegenheit mal durchzuatmen, da einen Carpenter so gefangen nimmt. Immer wieder setzt er gekonnt Schockmomente, verlässt sich aber ansonsten auf die Düsternis der Bilder und der Geschichte und verliert sich so nicht in Klischees und zu oft Gesehenem.

Auch die Darsteller, allen Voran Sam Neill tragen einen großen Teil dazu bei, den Film aus der Masse hervorzuheben. Neill spielt perfekt zwischen Wahnsinn, Angst, Ungläubigkeit und Rationalität. Prochnow gibt eine einprägsame Performance als Instrument des Bösen und Julia Carmen überzeugt als undurchsichte Frau an der Seite von Neill. Dazu gibt es noch einen kurzen Auftritt von Charlton Heston.

Schön auch, dass es der Film nicht nötig hat auf plakative Gewaltdarstelung zurück zu greifen, was unverständlicherweise ja oft bei Lovecraft Verfilmungen dominierend ist. Die Effekte sind wohlplaziert, zeigen genug um die Atmosphäre zu verstärken, gehen aber nicht ins Detail. Die Masken sind gut gemacht und die Kulissen und Settings stimmig und sehr düster. Einzig das auftauchen der Monster am Ende hätte sich Carpenter schenken können, denn hier zeigt er dann doch, das man die "Unbeschreiblichen" vielleicht auch besser nicht zeigen sollte.

Für Lovecraft Fans ist der Film jedenfalls ein riesen Spaß, da man neben einer guten Story, tollen Darstellern und einer gelungenen Atmosphäre auch noch kräftig Zitate und Anspielungen suchen kann. Aber auch jeder Horror Fan der mit Lovecraft wenig anfangen kann, sollte sich den Film nicht entgehen lassen, und sei es nur um zu sehen, dass Carpenter offenbar doch nicht alles verlernt hat was ihn in den 70ern zum Kultregisseur gemacht hat. Toller Film, und immer wieder sehenswert. 8 von 10 Punkten.

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