Review
von Leimbacher-Mario
Bücher sind das Ende der Welt
HP Lovecraft trifft auf John Carpenter? Holy ****!!! Das konnte doch nur geil werden, erst recht als Carpenter noch auf der Höhe seines Schaffens war. Warum "Die Mächte des Wahnsinns" also gemeinhin so unterschätzt wird, ist mir ein Rätsel. Vielleicht liegt es einfach an der noch besseren Konkurrenz in den Gesamtwerken beider Meister... Aber trotzdem ist "In the Mouth of Madness" fantastisch, spannend, verrückt & abgründig überraschend!
Dieses kleine Horrorschmankerl aus den 90ern ist erwachsener als die kultigen, früheren Werke von Carpenter & man kann ihn wirklich fast ausschließlich loben. In der Geschichte geht es um einen skeptischen Privatdetektiv, der den weltweit erfolgreichsten Horrorautor Sutter Cane finden soll, der kurz vor erscheinen seines Magnus Opus verschwunden ist. Auf dieser Suche ergreift der Wahnsinn der Bücher die Welt immer mehr, die Leser der Horrorwerke scheinen diese in die Realität zu übertragen. Und während die Welt dem Abgrund entgegen steuert, merkt der Detektiv, dass auch mit ihm etwas nicht stimmen könnte...
"In the Mouth of Madness" ist typisch 90er, eine Mischung aus Carpenter & "Nightmare On Elm Street". Es gibt Verrückte & Monster, abartige Spezialeffekte, insgesamt ist das Werk aber weitaus gespenstiger & vor allem psychologischer als seine indirekten Vorgänger. Die Kritik an einer verrückt spielenden Konsumgesellschaft ebenso wie an der Verehrung von Autoren & Künstlern wird einem sehr unangenehm näher gebracht. Teilweise ein Mix aus Popkultur & David Lynch mit Sogwirkung. Dabei bilden Sam Neill & Jürgen Prochnow Glanzleistungen & gegensätzliche aber ähnlich geerdete Charaktere. Besonders beängstigend fand ich ein paar der finalen Szenen, in denen dem bis dato misstrauischen, realistischen Protagonist klar wird, wie sehr Realität & Albtraum verschwimmen, z.B. im Kino mit ihm selbst als Film. Insgesamt ein höllischer Abstieg einer ohnehin schon aus den Ufern laufenden Gesellschaft.
Fazit: die Mächte eines wahnsinnigen Autors... und auch Carpenter hatte hier seine Magie noch nicht verloren & schuf einen weiteren, kleinen, unterschätzten, funkelnden Diamant über das literarische Ende der Welt!