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Wenn Bücher mehr als nur Papier sind - 09.01.2008

John Carpenter ist ja mittlerweile weg vom Fenster, die letzten Filme waren allesamt schlecht und kaum mehr für die große Leinwand geeignet. Der Mann hat seine besten Zeiten einfach hinter sich, wie Dickerchen Seagal, und auch bei Carpenter gilt: wenn man gute Unterhaltung genießen will, dann muß man zu einem früheren Werk greifen. Sicher läßt sich auch über die „Mächte des Wahnsinns“ trefflich streiten, zumal auch der deutsche Titel irgendwie dämlich klingt, aber das kennen wir ja seitens der hiesigen Vertriebe schon zur Genüge. Ich war auch nie ein Freund der Filmmusik des Regisseurs, gut, da kann man als Produzent sparen, aber innovative Klänge sind so eher nicht zu erwarten. Dennoch vermag der Film zu fesseln, was vor allem auch an Sam Neill liegt, der hier auch wieder eine schöne Rolle Richtung Irrsinn ausfüllt, so wie schon im ebenfalls famosen „Event Horizon“.

Neill ist Trent, freischaffender Versicherungsdetektiv, sehr rational, hat schon alles gesehen, kennt jeden Trick und lebt ausschließlich in der Realität. Doch sein neuer Auftrag soll ihn an die Grenzen einer Wirklichkeit führen, die einem Buch entsprungen zu sein scheint. Trent macht sich im Auftrag eines Verlages auf die Suche nach dem Autor Kane, der verschwunden ist – die Versicherung hatte den Verlag genau gegen dieses abgesichert. Detektivischer Spürsinn führt Trent in das Kaff Hobb´s End, doch dort angekommen, verschwimmen die Grenzen zwischen Wahn und Wirklichkeit. Das Kaff ist bevölkert von allerhand seltsamen Menschen, und in einer düsteren Kirche logiert Kane, der mit seinem neuesten Buch die Tür in eine finstere Sphäre aufgetan hat. Trent gelingt die Flucht aus dem Dorf, doch seinen Verstand hat er nicht mehr im Zaum…so scheint es , doch der einzig normale in der realen Welt ist indes er, hat doch Kanes neues Buch die Menschheit ausgelöscht – einmal Lesen genügt für Wahnsinn mitsamt Mordabsichten, und dank der Verfilmung ist auch wirklich ein jeder davon betroffen.

Das Ende des Films ist unbefriedigend, denn irgendwie scheint die Logik auf der Strecke geblieben zu sein. Vielleicht war auch das Geld alle, denn wir sehen Trent nur in einer verlassenen Stadt ins Kino gehen, wo eben Kanes Film aufgeführt wird – und Trent auf der Leinwand zu sehen ist. Wie dies? Wie konnte er als Schauspieler fungieren? Und warum liegen keine Leichen herum, wo doch Mord regiert? Fragen über Fragen, die leider einen leicht schalen Geschmack zurücklassen. Das ist schade, denn bis kurz vor Schluß dominiert ungute Stimmung, gerade die Szenen in dem seltsamen Dorf mitsamt der Reise dahin sind wirklich gruselig. Es hätte auch keiner ekligen Wesen bedurft, die anscheinend auf die Welt losgelassen werden – und dann doch nicht mehr zu sehen sind. Man kommt sich vor wie bei einem Blick in zwei gegenüber aufgestellte Spiegel, ein Hauch Unendlichkeit ist zu sehen, wenn Trent im Film das Buch durchlebt, welches er vorher am eigenen leibe zu spüren bekam…hier darf die Philosophie nach Erklärungen suchen. Egal, der Film ist düster, stimmig, teils richtig gruselig, verzichtet auf unnötige Bluteffekte und kann dennoch einen Schauder erzeugen. Darstellerisch ist außer Neill nichts Großes zu vermelden, zwar sind David Warner und Charlton Heston in Nebenrollen zu sehen, aber viel bewirken diese beiden auch nicht. Der Rest ist Kanonenfutter und verblaßt hinter Neill, auch Prochnow als Autor ist irgendwie verschenkt, aber immerhin hat es ein Deutscher in Hollywood zumindest in gute B-Movies geschafft - 8/10.

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