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John Carpenter ist der Meister des Horrors und beweist uns das mit dieser zunächst ungewöhnlichen Story einmal mehr!

Der Versicherungsdetektiv John Trent ist ein ganz harter, rational denkender und ziemlich egoistischer Typ mit Blick für das Wesentliche. Lügner und Betrüger sind bei ihm falsch. Umso sicherer fühlt er sich, als er von dem Verlagshaus Arkane und dessen Verleger Jackson Harglow gebeten wird, nach dessen verschwundenem Bestsellerautor Sutter Cane zu suchen, der sich offensichtlich mit dem Manuskript seines neuesten Horror-Schockers "Die Mächte des Wahnsinns" aus dem Staub gemacht hat. Die einzige Verbindung ist dessen Agent, der allerdings nach Lektüre der ersten Kapitel des neuen Opus dem Wahnsinn anheim fiel und deswegen durch die Kugel aus der Waffe eines Polizisten das Zeitliche gesegnet hat!
Trent puzzelt ein bißchen und macht sich mit der Lektorin Linda Styles auf den Weg in Canes Wirkungsstätte Hobb`s End, wo passenderweise auch die Handlungen seiner Romane angelegt sind, immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, der Star in einer großangelegten Werbeaktion des selbstsicheren Verlagschefs und seinem Goldesel zu sein. Als er den Ort erreicht, der auf keiner landläufigen Karte verzeichnet ist, muss er jedoch erkennen, dass die Grenzen zwischen Realität und Fiktion, Sinn und Wahnsinn und Hobb`s End und der Außenwelt viel transparenter sind als er dachte. Und das ist erst der Anfang...

Zunächst wird hier eine sich komplexer anhörende Handlung als sie wirklich ist aufgetischt und eine sichere Welt der Detektive, Verleger und des Marketings etabliert. Alles wirkt sehr real und es wäre doch schon ein großer Zufall, wenn Autor Michael DeLuca nicht Stephen King als Vorbild für Sutter Cane erwählt hätte, der mit Millionenauflagen beinahe mehr Leser als die Bibel erreicht und darum eine breite Anhängerschar sein eigen nennen kann!
In Hobb`s End dann wird alles aus den Angeln gehoben, was John Trent (Sam Neill als brilliant arrogante Metapher für den Zuschauer) zu sehen bekommt, denn hier ist eindeutig Canes Fantasie der Schöpfer der Realität und er läßt sich einiges einfallen, um auch den skeptischen Zuschauer, beziehungsweise John Trent zu einem seiner Gläubigen zu machen.
Carpenter spielt geschickt mit den Realitätsebenen und Erwartungshaltungen des Publikums und setzt dabei, das 20 Millionen $ Budget lässt grüßen, auch mehr als die nötigen Geisterbahneffekte ein, die man aus "The Fog" oder "Halloween" kennt. Dabei bleibt er trotz allem fantasievoll und einfallsreich in der Gestaltung seiner Bilder und erschafft einen Meta-Albtraum, denn als Zuschauer ist man gezwungen, sich ständig die Frage zu stellen, auf wessen Seite man steht: auf der des Skeptikers oder auf der des erst spät in persona (ein relativ blass bleibender Jürgen Prochnow) auftretenden Horrorschriftstellers, der freilich selbst nicht nur eigennützig handelt!
Inspiriert durch H.P. Lovecraft vergehen 95 spannende Minuten, in denen uns einer der Altmeister des Grusel-Horrors mal wieder zeigt, dass etwas Innovation mehr Schauer und Unbehagen erzeugen kann als der x-te kreischende und blutende Teenager, der dem Tod von der Schippe springt!

Fazit: Für Freunde literarischen Horrors ohnehin zu empfehlender Trip in den Wahnsinn mit guten Darstellern, brillanten Insiderwitzen und apokalyptischer Atmosphäre, seinerzeit unterschätzt aber als Höhepunkt im Schaffen Carpenters weiterhin existent!

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