Der Kommentator des berühmt berüchtigten "Schulmädchen-Report" hat einmal gesagt: Das Leben schreibt die interessantesten Drehbücher. Das stimmt in der Regel nicht. Die meisten Menschen gehen ins Kino um unterhalten zu werden. Dafür eignen sich am besten superspektakuläre Verfolgungsjagden, durchgeknallte Killer die alles niedermetzeln was sich ihnen in den Weg stellt oder eine Horde Zombies die über die Menschheit herfällt. So etwas hat das richtige Leben nicht zu bieten und deshalb eignen sich für Filme viel besser erfundene Geschichten als wahre. Das das nicht immer so sein muss beweist beispielsweise der Ghettofilm "City of God" oder Drogenfilme wie "Blow" oder "Fear and Loathing in Las Vegas". Um letzteren soll es in diesem Review gehen.
Eins kann man wirklich nicht leugnen: Hunter S. Thompson führte alles andere als ein langweiliges Leben. "Fear and Loathing in Las Vegas" gehört definitiv zu der Sorte Filmen die zwar auf einer wahren Begebenheit basieren, aber trotzdem wahnsinnig unterhaltsam sind. Wenn man sich mal vor Augen führt das Thompson diesen Drogentrip nach Las Vegas tatsächlich vollzogen hat ist das schon irgendwie krass. Seine Vorlage ist ja schon genial, aber das was Terry Gilliam daraus gemacht hat übertrifft alles. Das Buch ist zwar einbisschen ausführlicher, dafür aber teilweise nicht so gut ins Deutsche übersetzt worden.
"Fear and Loathing in Las Vegas" ist absolut einmalig. Obwohl ich den Film inzwischen schon unzählige Male gesehen habe ist es noch immer ein wahrer Genuss mir Terry Gilliams Meisterwerk ein weiteres Mal anzuschauen. "Fear and Loathing in Las Vegas" ist einfach super!
An diesem Film scheiden sich definitiv die Geister. Für die einen ist er ein genialer Kultfilm von dem man nie genug bekommen kann, so wie für mich, andere können mit dem Film nur wenig oder gar nichts anfangen. Das liegt nicht daran das "Fear and Loathing in Las Vegas" schlecht gemacht oder langweilig ist. Der Grund dafür dürfte viel mehr sein teilweise leicht provokanter Inhalt sein. Es geht um Drogen und anders als in "Christiane F." und Konsorten werden Drogen hier nicht einfach nur verteufelt. Wer Vorurteile gegen Drogen hat sollte diese vor dem Film schleunigst vergessen, ansonsten wird man keinen Zugang zu "Fear and Loathing in Las Vegas" finden.
Viele Regisseure versuchen immerzu den Zuschauer zu beeinflussen. Sehr verbreitet ist dieses "Phänomen" bei Kriegsfilmen. Viele stammen aus den USA und so werden die Amis meistens als die Guten und die Retter der Menschheit dargestellt, was aber keineswegs die ganze Wahrheit ist. Bei "Fear and Loathing in Las Vegas" wird der Zuschauer nicht manipuliert. Im Grunde bezieht Gilliam gar keine Stellung zum Thema Drogen. Er zeigt uns nur 2 Typen die sich ständig mit irgendwelchen Drogen berauschen. Die Entscheidung ob das Ganze gut oder schlecht ist überlässt er jedoch dem Zuschauer. "Fear and Loathing in Las Vegas" ist keiner von diesen politisch korrekten Filmen, wie etwa "Comic Stars gegen Drogen", bei dem Bugs Bunny den Kids erklärt wie unglaublich gefährlich der Konsum von Marihuana doch ist.
Bei dem Wort Drogen denken die meisten Menschen sofort an irgendwelche Fixer die an Bahnhöfen rumhängen und sich irgendwann den goldenen Schuss setzen. Das liegt natürlich daran das das Buch oder der Film "Christiane F." den meisten Leuten hierzulande ein Begriff ist. Natürlich ist ein Mensch schockiert wenn er sieht das ein junges Mädchen schon heroinabhängig ist und um an Geld zu kommen auf dem Strich gehen muss. Die Leute haben sich von dem Film beeinflussen lassen und viele Menschen sehen in Drogen die Verkörperung des Bösen. Wer mal darauf achtet wird feststellen das weder Raol Duke noch Dr. Gonzo sich im Laufe dieses Films Age spritzt. Sie konsumieren wohl Marihuana und Kokain, und nicht zu knapp, im Vordergrund stehen hier jedoch ganz klar die psychodelischen Drogen, also Meskalin, LSD und Adrenochrom. Solche Drogen sind im Vergleich zu Alkohol, Kokain und Heroin vollkommen ungefährlich und besitzen kaum Suchtpotential. Das wissen viele Menschen glaube ich gar nicht, weil sie einfach nicht richtig informiert sind. Ich finde es ungerecht wenn Leute sagen "Fear and Loathing in Las Vegas" sei schlecht, nur weil es um 2 Typen geht die ständig, oder besser gesagt die ganze Zeit, drauf sind. Handwerklich ist der Film nämlich einwandfrei und das können auch die Leute nicht leugnen die "Fear and Loathing in Las Vegas" nicht gut finden.
Das die psychodelischen Substanzen hier ganz klar im Vordergrund stehen und das das Cannabis und Kokain im Grunde nur Nebensache sind dürfte vor allem daran liegen das sich die Halluzinationen eines Acid Rausches viel besser grafisch darstellen lassen als beispielsweise ein Kokainrausch. Das haben Gilliam und sein Team brilliant gemacht. Rein optisch ist "Fear and Loathing in Las Vegas" eine Wucht. Gilliam nimmt uns mit nach Las Vegas, in die Stadt der tausend Lichter, die vielleicht nicht das perfekte Setting für jemanden ist, der gerade LSD genommen hat, dafür aber den perfekten Schauplatz für einen Drogenfilm wie diesen darstellt, weil halt alles so schön bunt leuchtet. Genauso farbenfroh wie Las Vegas ist auch der Film.
Eins können auch "Fear and Loathing in Las Vegas"-Hasser nicht leugnen: Die beiden Hauptdarsteller Johnny Depp und Benicio del Toro, der extra für den Film ein paar Pfunde zulegte, haben hier einen extrem schwierigen Part übernommen. Sie schlüpften in die Rollen von Hunter S. Thompsen alias Raol Duke und seinem durchgeknallten Anwalt Dr. Gonzo. Menschen, die auf Droge sind, zu verkörpern stelle ich mir extrem schwierig vor, vor allem wenn es sich um jemanden handelt der sich Sunshine Acid reingepfiffen hat und sich einbildet in einem Reptilienzoo gelandet zu sein. Die Art wie Depp und del Toro das Ganze rüberbrigen ist einfach nur einmalig. Man hat das Gefühl die beiden hätten wirklich etwas genommen. Für das was Johnny Depp und Benicio del Toro hier vollbracht haben verdienen sie wirklich Respekt!
Raol Duke und Dr. Gonzo sind das coolste Duo der Filmgeschichte. Sie checken unter falschem Namen in einem Hotel in Las Vegas ein, lassen sich den ganzen Spass bezahlen, dröhnen sich mit allen möglichen Drogen zu, hinterlassen ein Chaos und checken anschließend in einem anderen Hotel wieder ein. Das hat Stil!
"Fear and Loathing in Las Vegas" ist ein Meisterwerk und das in jeder Hinsicht. Das Ganze ist urkomisch und das hat diverse Gründe. Leute die Drogen konsumiert haben benehmen sich nun mal komisch und davon profitiert Gilliam. Dr. Gonzos Sprüche sind der Hammer. Unvergessen natürlich sein Er bewundert nur die Form von deinem Schädel oder Wir wissen was du vorhast Mann. Schon bei dem Gedanken an seine Kommentare muss ich lachen. Egal wie oft man sich "Fear and Loathing in Las Vegas" auch ansieht, einige Szenen sind so dermaßen witzig das man immer wieder lachen muss. Es gibt kaum einen Film der den Zuschauer so gut unterhält und das immer und immer wieder. Ich glaube ich habe keinen Film so oft gesehen wie "Fear and Loathing in Las Vegas" und das hat natürlich seine Gründe. Der Film wird einfach nie langweilig sondern ist immer wieder ein Genuss.
Der Soundtrack ist klasse und das obwohl hier weder Ennio Morricone noch John Williams am Werk waren, "nur" Musiker wie Tom Jones, Jefferson Airplane, Perry Combo und Bob Dylan. "Fear and Loathing in Las Vegas" ist einer von den ganz wenigen Filmen bei denen wirklich alles zusammenpasst.
Als dein Anwalt rate ich dir, falls du diesen Film noch nicht kennst, ihn dir so schnell wie möglich anzuschauen und dich fast totzulachen.