Staffel 3
Mit jeder Staffel steigen die Ambitionen des Wikingervolkes, das dem Tode gemeinhin oft mit Gleichgültigkeit begegnet und gerade dadurch Schrecken beim Feind verbreitet. Doch die Serie zeichnet kein Bild dummer Bauern, die sich blind in die gegnerischen Schwerter werfen und auf ihre Überzahl vertrauen. Die Taktiken werden gewiefter, die Ziele größer. Als die dritte Staffel in ihre achte Episode einbiegt, steht man vor den Toren von Paris, eine von Mauern und Wällen geschützte Großstadt, die definitiv zur anspruchsvollsten Aufgabe für Ragnar Lodbrok und sein Gefolge anwächst. In Sachen Aufwand und Choreografie schließt diese Folge zu den legendären Schlachtenepisoden von „Game Of Thrones“ auf.
Konflikte sucht die Serie allerdings weniger im Umgang mit dem Feind, der sich diesmal als echter Knackpunkt erweist und mit seiner völlig unterschiedlichen kulturellen Denkweise erfolgreiche Abwehrstrategien zu entwickeln imstande ist, sondern vielmehr in den eigenen Reihen. Die Erziehung der Kinder, gerade angesichts der hohen Kriegsverluste ein wichtiges Thema, wird zu einem der Knackpunkte; ein anderer ist das Verhältnis der Wikinger zum Christentum. Beide Aspekte werden in persönliche Fehden übertragen, die sich bedeutend auf den Zustand der Hauptfigur auswirken. Travis Fimmel darf seinen Charakter langsam in den Wahnsinn überführen, so sehr, dass er gegen Ende der Staffel seinem Vertrauten Floki zu ähneln beginnt.
Kurz wagt sich das Skript mit einem Gastauftritt von Kevin Durand sogar in die Mythologie, die bis dato hauptsächlich den Auftritten des blinden Sehers vorbehalten war. Ihre stilisierte visuelle Linie muss die Serie deswegen nicht verraten: Die Farbgebung beschränkt sich auf ein Spektrum aus Blau-, Grün- und Brauntönen, der Kontrast bleibt aufgedreht, das stets schwarze Wasser ohne jede Transparenz. Mit dem französischen Königsstand wird eine Palette neuer Kostüme und Waffen eingeführt, die das Ambiente auf eine edlere Stufe erheben; die eher bescheidene Denkweise der Nordmänner aus der ersten Staffel scheint einer längst vergangenen Epoche anzugehören. In nur 29 Folgen ist es „Vikings“ tatsächlich gelungen, einen vollständigen Paradigmenwechsel im Vorgehen der Krieger, Brandschatzer und Landräuber einzuleiten. Sie bleibt damit eine der wichtigsten noch laufenden Serien über eines der faszinierendsten Völker, die jemals im Fernsehen portraitiert wurden.