Review

Staffel 1

Staffel 1

Norden's Coming

Die Winkinger - ein sagenumwobenes, mystisches Volk aus dem Norden. Eigentlich ein kleines Wunder, warum in Zeiten von "Rom", "Spartacus" & vor allem "Game of Thrones", nicht schon früher eine erwachsene Serie über die kriegerischen Männer & Frauen aus dem Norden entstanden ist. "Vikings" ändert dies nun & ist durchaus eine Sichtung wert, insbesondere für Fans der genannten Serien, die nach neuem Futter gieren. 

Wir verfolgen den ambitionierten & charismatischen Krieger Ragnar Lothbrock, seine Familie, Freunde & Feinde, wobei es in den schnell weggeguckten 8 Folgen der ersten Staffel, vor allem um die Beziehung zu seinem Bruder Rollo, den Aufstieg in der Hierarchie seines Landes & die Erkundung westlicher Länder per Boot geht. Wikinger-Zeug halt, in bester Legendenmanier, irgendwo zwischen wahrheitsgetreu & B-Movie, erfreulich naturgebunden & praktisch. Ein actionreicher, nackter & blutiger Entertainment-Geschichtsunterricht sozusagen. Denn es werden zwar wichtige Bräuche, Legenden & Personen dieser rauen Zeit angeschnitten, jedoch eher saftig & spektakulär in Szene gesetzt denn historisch korrekt. Mir soll's recht sein - Unterhaltung vor Wissen muss mal sein. 

Selbst wenn diese erste Staffel noch etwas mit großen Schlachtszenen zurückhält, sieht man schon jetzt das optische Potenzial & große Budget der Serie. Seien es spektakuläre Naturaufnahmen, detaillierte Kostüme oder die erdige Atmosphäre - für das Auge, die Ohren (massiver Score!) & das alte Wikinger-Herz wird viel geboten. Noch nicht auf dem aller höchsten TV-Niveau, aber auf dem Weg dorthin. Und wenn denn mal gekämpft, geplündert (scheinbar eine der Hauptbeschäftigungen der Nordländer) & gefeiert wird, hält die Serie keinen Schleier vor unsere Protagonisten. Man ist gleichzeitig fasziniert wie abgestoßen von den zwiespältigen Mannen ohne Manieren, die brandschatzen, töten, vögeln & ihren Göttern huldigen, wie es ihnen gerade in den Sinn kommt. Audiovisuell & stilistisch sind alle Grundlagen für noch weitaus epischere, längere & detailliertere Staffeln gelegt, wo man dann leichter größere Zeitsprünge & Lücken in der Storyentwicklung umgehen kann.

Travis Fimmel als Ragnar ist verschmitzt, clever, roh & ein richtig starker Charakter - in allen Belangen. Mit seinen strahlend blauen Augen & seinem launischen Gemüt trägt er die Show fast alleine. Der restliche Cast ist gut, nur manchmal etwas unausgewogen & nicht immer homogen wirkend. Doch egal ob seine beeindruckende Frau, sein zwielichtiger Bruder oder Athelston, ein christlicher Mönch, den er nach einem Raubzug in England bei sich aufnimmt - alle bieten enorm viel Potenzial für spannende Konflikte, Nebenstorys & dramatische Entwicklung. Hier wird bisher eher nur angeschnitten & angedeutet als geliefert. Spirituelle wie soziale Themen der Zeit, Epoche & der Gesellschaft der Wikinger, werden sinnvoll eingebunden in die etwas vorhersehbare Hauptstory, Szenen wie das angedeutete Ragnarök oder eine ganze Folge über die Opferrituale bzw. ein Fest für die Götter, sind sogar Highlights, die von gängigen Wegen erfreulich abweichen. Angenehm ist es, dass Monster, Mythen & Fantastisches bisher komplett fehlen, sodass Leute die mit Fantasy nichts anfangen können, wie z.B. meine Freundin, ebenfalls nicht verschreckt werden. 

Fazit: in Ansätzen schon mehr als "Game of Thrones" light - diesen Nordmännern sieht man gerne bei ihrem wilden Treiben zu. Das es viel Eydcandy & fast pures Entertainment ist, keine glaubhafte Geschichtsstunden, ist dabei nebensächlich. Auf geht's in neue Welten & Staffeln, Ragnar! (7,5/10)

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