Drei Freunde, die im Krieg gemeinsam als Partisanen gekämpft haben, und nun den Alltag im Allgemeinen und das Leben im Besonderen bewältigen müssen. Und jeder der drei stellt einen Aspekt einer Schicht der italienischen Nachkriegszeit dar: Nicola ist der typische Intellektuelle - Immer nur am Nörgeln, am Kritisieren und am Schimpfen, der vor lauter unsinnigen und überflüssigen Kritteleien gar nicht mehr sieht wohin die Reise geht, und sich dann irgendwann auf dem Abstellgleis wieder findet. Unbeachtet, und als Verlierer. Gianni steigt als Idealist in das Anwaltsgeschäft ein, wirft dann aber recht schnell seine guten Vorsätze über Bord, als das große Geld und eine schöne Frau locken. Die nächsten 30 Jahre wird er mit halbseidenen Deals, krummen Geschäften und im absoluten Luxus verbringen. Antonio mag vielleicht niemals eine große Nummer werden, aber das braucht er auch gar nicht. Er ist der einzige der Drei, der seine Ideale niemals verraten wird, der als Krankenpfleger immer am Existenzminimum lebt, und der immer weiß wie man eine Demonstration zu organisieren hat und Menschen zusammen bringt. Der Intellektuelle, der Reiche, der Arbeiter – das Bild Italiens von den 40er- bis in die 70-er Jahre. Und alle drei lieben die gleiche Frau …
Auch wenn ich mir den Film gut 10 Minuten kürzer hätte vorstellen können, er verliert nie seinen Drive und seine Faszination. Wie Scola das Alltagsleben, die politischen und sozialen Strömungen, und so ganz nebenbei auch noch die Filmgeschichte Italiens in einen großen, bunten Bilderstrauß verflechtet, das ist wahre Kinokunst. Beileibe aber kein dröges Arthouse-Kino mit dem distanzierten Blick von außen, sondern bereits ab den ersten Bildern gefühlsechtes, italienisches Kino wie man es liebt. Ein alter Fiat 500, eine typisch italienische Straße zwischen Villen, und dazu eine herrliche Musik von Armando Travaioli, mehr braucht es gar nicht um den Zuschauer gefangen zu nehmen. Dazu Spielereien mit den Mitteln des Films, und ein messerscharfer Blick auf die Befindlichkeiten des Landes. Wo es oft zwei oder mehr Filme braucht, ist hier auf poetische, lustige, dramatische Weise einfach alles auf einmal dabei. Wie in Italien eben, wo das Leben oft bis obenhin vollgepackt und niemals langweilig ist. Somit eine Liebeserklärung an alles, was in diesem großen Land rund läuft, und selbstverständlich auch an alles was nicht rund läuft. Eigentlich ein Film zum öfters schauen, denn hier steckt sehr viel drin was man auf den ersten Blick nicht sieht.
Meine Lieblingsszene? Beim Dreh von LA DOLCE VITA am Trevi-Brunnen wird Fellini einem Polizeioberst vorgestellt, der vielleicht nützlich sein kann für Drehgenehmigungen. Fellini ist leicht genervt, aber er geht irgendwann doch zu diesem Oberst, dessen erste Worte sind: “Ich bin ihr größter Fan, Signore Rossellini!“ Und Fellini muss so lachen, mit dem Satz hatte er überhaupt nicht gerechnet. Eine improvisiert wirkende Szene mit durchschlagendem Effekt. Wie so vieles in Italien halt …