Der junge Dror, ein Religionslehrer, wird verdächtigt, für das Kidnapping und die Ermordung junger Mädchen verantwortlich zu sein. Polizist Micki, der aus Faulheit einen schnell Erfolg bei der Aufklärung wünscht, versucht, aus Dror ein Geständnis herauszuprügeln, wird jedoch dabei gefilmt und so ist Dror wieder auf freiem Fuß und Micki seinen Job los. Gidi, der Vater des letzten Opfers, will das alles nicht hinnehmen und mietet sich ein einsam gelegenes Ferienhaus, damit er dort mit Mickis Hilfe Dror foltern und zu einer Aussage zwingen kann…
Israel mal ganz anders. Aus einem Land, welches man nicht unbedingt als erstes mit dem Horror- oder Thrillergenre verbinden würde, gelangt der voller Überraschungen steckende „Big Bad Wolves“, eine auf den ersten Blick seltsam anmutende Mischung aus Komödie, Selbstjustizfilm und Torture-Porn-Derivat, hierher und schickt sich an, eine gewisse Duftmarke außerhalb des Mainstream-Bereichs zu setzen. Und, ja, richtig gelesen: die Aufzählung zur Genre-Mixtur stimmt wirklich – auch wenn man es kaum glauben mag, dass angesichts von Folter und Brutalität auch Humor eine Rolle spielen mag. Wer sich allerdings mit der jüdischen Gesellschaft etwas auskennt, der ahnt, was einen da an (trockenem bzw. schwarzem) Humor erwartet. Das mag nicht jedermanns Sache sein, ist aber im Falle von Aharon Keshales‘ und Navot Papushados zweitem Spielfilm eine rundum abgeschmeckte Angelegenheit, die bis zum wirklich ultra-bösen Ende bestens unterhält. Klar, „Big Bad Wolves“ ist kein neuer „Sieben“, und, klar, Spannung und Thrill gibt es woanders weitaus ausgetüftelter, doch hier fügt sich (beinahe) alles wunderbar zusammen: die lakonisch vorgetragene Handlung, die fast schon an Screwball-Comedy erinnernden Dialoge und Wendungen sowie das blanke Entsetzen, welches leise aber ungemein wirkungsvoll intoniert wird. Ok, ein, zwei kleine Längen muss man über sich ergehen lassen, doch wer sich voll und ganz auf „Big Bad Wolves“ einlässt, der wird nicht enttäuscht werden. Bildformat 2,35:1. Mit Lior Ashkenazi, Rotem Keinan, Dov Glickman, Tzahi Grad u. a.
© Selbstverlag Frank Trebbin