Review

Das israelische Regieduo Aharon Keshales und Navot Papushado hatte mit dem 2010er Debut RABIES eigentlich bereits seine Unfähigkeit vorgeführt, einen vernünftigen Film zu kreieren. Mit BIG BAD WOLVES gehen die beiden einen Schritt weiter ... ausgerechnet mit dem sensiblen Thema des Kindesmißbrauchs/-mords.

Angesichts einer Serie von unaufgeklärten Kindermorden gerät die Polizei zunehmend unter öffenlichen Druck, greift sich als Verdächtigen einen "unauffälligen" Lehrer und bringt diesen mit den grausamen Taten in Zusammenhang, ohne etwas Konkretes in der Hand zu haben. Bereits dieser Lehrer in seinem schusselig-sanft-zerstreuten Habitus ist die erste eine ganzen Reihe klischeehaft gezeichneter Figuren. Als eine drastische Befragung des Lehrers in einer verlassenen Fabrikhalle von Jugendlichen heimlich gefilmt und ins Internet gestellt wird, bringt dies dem Rädelsführer der beteiligten Polizisten die Suspendierung ein. Er kann jedoch nicht von dem Fall lassen, setzt den Verdächtigen erneut fest und versucht mit Hilfe des Vaters eines der getöteten Mädchen ein Geständnis aus dem Gefangenen herauszufoltern.

Anstatt dass der Film in die Abgründe aller Protagonisten abtaucht und versucht, diese minutiös auszuleuchten - wie dies zuletzt Denis Villeneuve mit dem gleichen Thema in dem großartigen PRISONERS gelungen ist - werden hier nur Oberflächenreize gesetzt und - allen Ernstes - Witze gerissen. Folter und Kindesmißbrauch als großer Komödienstadel. Das ist kein schwarzer Humor, liebe Regisseure, das ist einfach nur dumm. Offensichtlich werden damit jedoch die niedrigen Instinkte eines sich daran delektierenden Publikums auf perfekte (und gewinn- also geldbringende) Weise befriedigt. Zwischendurch kommt zur "Auflockerung" ein sonderbarer Araber auf einem Pferd vorbei und reisst ... ja, was wohl ... Witze, über das schwierige Verhältnis zwischen Israelis und Arabern.

Dass der Film auch unglaublich spannungsarm inszeniert ist, trotz des packenden Themas niemals einen alptraumhaften Sog entfaltet und seine Geschichte am Ende auf banalste Weise auflöst, kommt erschwerend hinzu. Ein Streifen, der genau wie der seelenverwandte (wenn auch humorfreie) SEASONING HOUSE gesellschaftlich/individuelle Notlagen/Mißstände auf verabscheuungswürdige Weise ausbeutet.

2/10

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