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A long time ago in a galaxy far, far away.…

Sicherlich nicht der innovativste Beginn für einen Text zu diesem Film, aber letztlich ist es das, womit es begann. Dieser Satz, die blaue Schrift, die Stille. Gefolgt von dem bekannten musikalischen Hauptthema, das einen in den Sitz presst und den Schriftzug auf der Leinwand begleitet. Damit beginnt einer der Filme, die meine Liebe zu dieser Kunstform begründet haben. Und in dieser wiederum zu dieser damals dreiteiligen Reihe.

Was heute ein riesiges Franchise ist, hat eigentlich mal recht klein angefangen. Ein gewisser George Lucas hatte den Plan, sich die Rechte für eine Filmversion der „Flash Gordon“-Serials zu sichern. Daraus wurde allerdings nichts und so entwickelte er eine eigene Idee für eine Art Weltraumoper. Wobei man sagen kann, dass nicht alles so ganz eigen an den Ideen ist, denn Lucas ließ sich durchaus aus allerlei Quellen inspirieren. So finden sich in dem Ergebnis Elemente des Western wieder, des Abenteuerfilms, dem Kino von „Metropolis“ bis Kurosawa, der Religion und Philosophie. Dazu entdeckt man in der Struktur klassische Zutaten eines Märchens, es gibt Helden, eine gefährliche Reise und einen schurkischen Ritter in Schwarz, der in seiner Festung die Prinzessin gefangen hält. All das mischte Lucas zusammen und bescherte sich und den Fans mit „Star Wars“ den Grundstein zu einem beachtenswerten Erfolg. Doch worum geht es eigentlich?

Die Galaxie wird seit geraumer Zeit von einem alles beherrschenden Imperium unterdrückt. Gegen dieses zieht eine Gruppe von Rebellen zu Felde, angetrieben von dem Wunsch nach Freiheit. In den Wirren dieses Konflikts geraten zwei Droiden in den Besitz eines Farmers auf einem abgelegenen Planeten namens Tatooine. Einem dieser Droiden wurden die Pläne zu der neuesten Massenvernichtungswaffe des Imperiums eingespeist – dem Todesstern, einer gigantischen Raumstation, die ganze Planeten in ihre Einzelteile zerlegen kann. Der junge Luke Skywalker nimmt sich der Droiden an und steht somit unversehens am Beginn eines Abenteuers, das nicht nur sein Leben, sondern auch die Galaxie verändern wird.

Versatzstücke der klassischen Heldenreise ziehen sich wie ein roter Faden nicht nur durch diesen ersten Film aus der „Star Wars“-Saga. Das Betreten einer größeren Welt, das Vorangehen ins Unbekannte, die Unterweisung durch einen Mentor, auferlegte Prüfungen und das Überwinden von Gefahren und Gegnern. Dabei funktioniert der heute auch mit „Episode IV“ betitelte Streifen noch prima für sich allein stehend. Der junge Luke, der als Projektionsfläche für das Publikum in das Abenteuer gezogen wird, mit Obi-Wan Kenobi einen weisen Alten ebenso wie den Verlust kennenlernt, neue Freunde sowie Verbündete findet und sich einer ungeahnten, überlebensgroßen Gefahr gegenüber sieht.
George Lucas bediente sich wie erwähnt vorhandener Elemente für die Struktur und auch hinsichtlich des Inhalts. Was das Ergebnis ausmacht, ist das Arrangement all dieser Versatzstücke. Die Entwicklung des Stoffs begann bereits Anfang der 1970er Jahre, doch so recht wollte sich kein Studio darauf einlassen. So drehte er erst noch „American Graffiti“ (1973), seinen zweiten Spielfilm nach „THX1138“ (1971). Das Skript zu „Star Wars“ bei einem Studio unterzubringen gestaltete sich schwierig, was auch daran lag, dass das Genre zu dieser Zeit nicht als profitabel angesehen wurde.
Mit einem Budget von letztlich zehn bis elf Millionen Dollar war das Ganze nicht gerade übermäßig teuer, stellte aber trotzdem ein Risiko dar. Nach diversen Drehbuchentwürfen und -umschreibungen begannen die Dreharbeiten im März 1976 in der Wüste Tunesiens. Diese sind legendär. Hitze, Sand und Egos prallten da aufeinander, auf die Crew und die Technik. Auch in den ehrwürdigen Elstree Studios nahe London wurde gefilmt, Aufnahmen entstanden in Guatemala, die Postproduktion zog sich hin. Verschiebungen waren die Folge, sodass das Ergebnis statt zu Weihnachten 1976 schließlich erst am 25.05.1977 in die US-Kinos kam. Der Rest ist Geschichte.

Und ich kann diese nur auf mich ummünzen, der ich als Kind das erste Mal diese zweistündige Reise mitmachte. Bis heute hat der Film (und die gesamte „Original Trilogy“) nichts von Ihrer Faszination verloren. Der dramaturgisch einfache, doch effektive Aufbau funktioniert immer noch bestens und nimmt mich jedes Mal mit.
Die Reise mit den inzwischen so oft gesehen Figuren und dem Aufbruch in das Abenteuer, das sich nach und nach vor Luke und dem Publikum entfaltet, ist in seiner erzählerischen Einfachheit eben genau dadurch so einnehmend. Der Junge, der sich aus seiner eintönigen Routine wünscht. Eine geheimnisvolle „Macht“, die von den legendären Jedi-Rittern genutzt wurde. Der übermächtige Feind, personifiziert von dieser in ihre finstere Rüstung gehüllten Figur. Und so wie Luke seinen Mentor trifft und mit ihm loszieht, trifft er schrittweise auf immer neue Wegbegleiter. Dieser Fortgang lässt einen immer diesen einen nächsten Schritt gehen, erweitert die Welt wieder ein kleines Stück, sodass sie sich nie zu schnell aufbaut, doch immer wieder Neues zu bieten hat. Den Beginn erlebt man dabei überwiegend durch die Augen der beiden eigensinnigen Droiden C-3PO und R2-D2, die wie das Publikum unversehens in dieses Abenteuer geworfen werden. Ein cleverer Kniff.

All dies bettete Lucas in eine lebendig wirkende Welt ein, die mit so vielen phantasievollen Figuren aufwartet. Natürlich ist hier die Cantina in Mos Eisley ein Paradebeispiel, bestückt mit allerlei phantasievoll gestalteten Kreaturen und dieser schummerigen Kneipenatmosphäre. Und mit der kultigen Cantina-Band, die ihre Hits zum Besten gibt. Und an diesem Ort trifft man dann auch das erste Mal auf weitere Weggefährten, die wie so viele Einzug in den Kanon gehalten haben. Mit dem Schmuggler Han Solo und seinem Co-Piloten Chewbacca geht es weiter zur Rettung von Prinzessin Leia. Dabei ist hier noch nichts von den familiären Verzweigungen zu spüren, die sich im weiteren Verlauf der Saga etablierten. Kenobis Rede über Lukes Vater wird erst in einem weiteren Teil der Reihe konkretisiert, sodass man rückblickend hier schon dies und das hineininterpretieren kann. Von einem gewissen Standpunkt aus.

Zum Thema Design könnte man sicherlich ausschweifend werden. Natürlich ist alles in den 1970er Jahren und auch irgendwie im vorhandenen Budget verankert. Doch sieht es in meinen Augen auch heute noch mehr als ansprechend aus, die Konzeptzeichnungen des genialen Ralph McQuarrie, die noch bis zu Episode IX Verwendung fanden, haben daran ihren Anteil. Dass alles wenig chic und eher verbraucht wirkt ist dabei durchaus Teil des Konzepts, befindet sich die gezeigte Umgebung in einer durch viele Jahre der Militärdiktatur zerriebenen Wirtschaft und Gesellschaft. Die strukturellen und visuellen Verweise auf faschistoide Regime ist da Absicht und ziehen sich durch die weiteren Einträge in die Reihe. Wurde es später (bzw. früher) auch noch etwas politischer, so ist hier bereits der Grundstein sichtbar.

Neben den erwähnten Helden schuf Lucas hier auch einen der eindrucksvollsten Schurken der Filmgeschichte. Darth Vader als Inbegriff der dunklen Seite der Macht, als finstere Bedrohung in seiner schwarzen Rüstung und noch fernab der tragischen Ambivalenz, die er in den kommenden Episoden erfahren durfte. Und so sehr ich auch diese erst später gefilmte Entwicklung schätze, so spürbar ist seine Präsenz schon hier. Bereits sein erster Auftritt beim Entern der „Tantive IV“ verströmt Autorität und Gefahr. Er macht einfach was her, der unnahbare Hüne, dessen Design sich in die Filmhistorie gebrannt hat. Dabei besteht er hier aus quasi zwei Personen, denn steckte David Prowse auch im Anzug, so lieh James Earl Jones ihm seine Stimme. Das Fundament für seine Figur wurde hier gelegt, die weitere Ausgestaltung folgte.

Der Film machte auch das Trio Mark Hamill, Harrison Ford und Carrie Fisher über Nacht bekannt. Und so er auch die Rolle des Han Solo nicht sonderlich schätzt, so ermöglichte Ford diese anschließend eine beachtliche Karriere. Sein an Figuren aus Western angelegter Draufgänger genoss schnell eine große Popularität. Vielleicht auch, weil sein Han in der Reihe nie seine schnodderige Art verliert. Hamill als Luke ist hier noch der unbedarfte Jungspund, der erstmals in die weite Welt darf und sein jugendlicher Stil zieht ebenfalls schnell Sympathien an, eben auf eine andere Art. Auch er muss sich in der neuen Situation zurechtfinden und Mut beweisen, was ihn wachsen lässt. Als Dritte im Bunde ist die resolute Leia eine weitere Figur mit Pep, Fisher lässt sie energisch auftreten und macht schnell klar, dass sie nicht nur die zu rettende Staffage ist. So ist nicht nur ihre Frisur kultverdächtig, ihr Auftreten selbst macht sie zu einer gelungenen Ergänzung der Truppe und zeigt eine selbstbewusste junge Dame in diesem männlich dominierten Genre.
Viele weitere Figuren feiern hier ihren Einstand, Peter Mayhew steckte im zotteligen Kostüm von Han Solos Co-Pilot Chewbacca und Sir Alec Guinness hat seinen Auftritt als Mentor, Vaterersatz und Jedi-Ritter Obi-Wan Kenobi. Anthony Daniels als Droide C-3PO ist in jedem der neun Serienteile vertreten, Kenny Baker diente zeitweilig als Innenleben von R2-D2.
Einen Coup landete man noch auf Seiten des Imperiums mit der Besetzung von Peter Cushing als Grand Moff Tarkin. Der aus vielen klassischen britischen Horrorproduktionen bekannte Cushing hat zwar nicht so viele Szenen, doch jede veredelt er mit seinem Charisma und einer stets mitschwingenden Boshaftigkeit.
Durch die Bank macht das Ensemble hier einen guten Job. Und ist das sicherlich auch kein anspruchsvolles Schauspielkino, so passen Ton, Art und Ausdruck derart zum Rest, dass sich ein organisches Ganzes ergibt.

Einen nicht zu unterschätzenden Anteil am Gelingen des Projekts hat auch die Musik. John Williams schuf in seinem Score nicht nur eines der bekanntesten Themen der Filmgeschichte, er lässt im Film auch kaum eine Stelle ohne Musik übrig. Es ist faszinierend, wie die (im wahrsten Sinne) klassische Komposition diese auf das Publikum futuristisch wirkende Welt ergänzt und bereichert. Williams erdachte diverse Leitmotive für Figuren und Orte, die sich durch die gesamte Saga ziehen. Neben dem Hauptthema fällt da der „Binary Sunset“-Part auf, der immer wieder Gänsehaut verursacht, „Princess Leia's Theme“ oder natürlich auch die Songs der Cantina Band. Erinnert manches auch an andere Kompositionen (man höre sich mal „The Planets“ von Gustav Holst an), so lieferte Williams hier ein episches und großartiges Werk ab, das immer noch aus seiner an Highlights nicht armen Diskographie herausragt. Ein Glück für die Filmreihe, dass er ihr so lange erhalten blieb.

Natürlich bietet „Star Wars“ auch Action, das große Gefecht hob man sich klassisch für den Schluss auf. Lucas besah sich Filmmaterial von Luftschlachten aus dem Zweiten Weltkrieg, die Gefechte im Raum und an der Oberfläche des Todessterns wirken durch die Bank technisch ausgefeilt und spannend inszeniert. Effektreich war die Saga schon hier und da das Studio 20th Century Fox keine passende Abteilung dafür hatte, gründete Lucas eben seine eigene Effektschmiede. So wurde schon 1975 Industrial Light & Magic geboren, die Beteiligten durften sich anschließend gleich mal einen Academy Award für ihr Schaffen ins Regal stellen. Schon in der Kinofassung wirkten die Spezialeffekte für die Entstehungszeit bahnbrechend, Lob verdient ebenso die Arbeit mit allerlei Puppen. Modelle, praktische Effekte, Motion Control, Bluescreens und das gelungene Compositing ergaben eine phantastische Mischung, die man so noch nicht gesehen hatte. Es ist das Gesamtergebnis, das überzeugt, auch mit all den Kostümen und Masken.
Was die Lichtschwerter angeht, ist der Einsatz hier noch zurückhaltend. Auch die Choreographie ist nicht mit späteren Teilen zu vergleichen, da wirkt das Duell zwischen Vader und Kenobi schon ungelenk und fade. Rückblickend mag man darin aber schon einen gewissen Sinn erahnen, ist Kenobi doch am Ende seiner Reise angekommen und auch Vader schon lange nicht mehr auf der Höhe seiner Kraft.
Auch den Klang betreffend wurde hier manches mit Wiedererkennungswert geschaffen. Ein TIE-Fighter, das Surren eines Lichtschwerts, Vaders Atmung oder einfach Chewies Stimme haben ihre Spuren in den Gehörgängen hinterlassen.

Dass Lucas in den Jahrzehnten nach Erscheinen des Films immer wieder noch an ihm herumwerkelte, brachte ihm einiges an Kritik ein. Und ja, die ursprüngliche Kinoversion ist vollkommen in Ordnung, wie sie ist. Den inhaltlichen Erweiterungen, oftmals sinnloser Natur, kann man gerne ablehnend gegenüber stehen. Anders sieht es da mit manchen technischen Überarbeitungen aus, die das Gesehene durchaus frischer wirken lassen. Seien es die Lichtschwerter oder manche Trickaufnahme imFinale, nicht aber das unnötig eingebrachte Viehzeug. Dazu gehört auch eine verzichtbare zusätzliche Szene mit Jabba the Hutt mitsamt Boba Fett in Mos Eisley. Beide tauchten eigentlich erst in späteren Teilen auf, die Sequenz hätte gerne draußen bleiben dürfen.
Es gibt allerdings kaum einen Zwischenweg. Denn das, was man heute landläufig vorgesetzt bekommt, ist eben die mit allen albernen Ergänzungen versehene Variante. Die wohl größte Kontroverse stellt die Szene mit Han und Greedo in der Cantina dar, die auch mehrere Änderungen erfuhr. Hier bezog sich der Ärger nicht nur auf die visuelle Komponente, es wurde dadurch auch in Han Solos Charakterisierung eingegriffen.


„You've taken your first step into a larger world.“


Ich kann hier nicht objektiv sein, dazu trage ich die Urtrilogie zu sehr in meinem Herzen. Und somit auch diesen „Krieg der Sterne“. Es ist diese vielbeschworene Kinomagie, die hier über die Leinwand flimmert und eben einer dieser Filme, die meine Filmleidenschaft in jungen Jahren begründeten. Sich zusammenraufende Helden, eigenwillige Droiden, finstere Schurken, phantastische Welten voller ebensolcher Kreaturen. Jawas, Sandleute, Banthas und haufenweise Sturmtruppler. Die charakteristischen Überblenden und der Rolltext zu Beginn, der eine stimmungsvolle Einführung darstellt, bevor die Kamera nach unten schwenkt.
Aus klassischsten Vorbildern gebaut, aufs Wesentliche eingedampft und ohne Ballast serviert. Dabei nimmt der Film seine Naivität ernst, ohne dass er dadurch auseinanderfällt. Und wirkt er auch hier und da etwas angestaubt, schätze ich ihn sogar dafür. Für seine Art, seinen Aufbau, das Worldbuilding, das Aufstoßen einer Tür in eine größere Welt.

Bis heute hat „Star Wars“ nichts von seiner Faszination verloren mit seiner Mischung aus Abenteuer, den Figuren, dem Humor, der Action, den Effekten und seiner meisterhaften musikalischen Untermalung. Hier greift alles ineinander und erzeugt einen faszinierenden Fluss.
Als Auftakt zu einer klassischen Geschichte von Gut gegen Böse legte „Star Wars“ den Grundstein für ein nahezu beispielloses Filmuniversum.

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