Ja, der gute Lou Diamond Phillips hat(te) es nicht leicht. Das Talent ist begrenzt und sein exotisches Aussehen schränkt ihn bezüglich seiner Rollenwahl ein. Da muss er nehmen, was er angeboten bekommt und das war nicht immer Gutes. Abseits diverser Indianer-Rollen, in die er auch ganz gut passt, blieben da oftmals nur Statistenrollen als Supportcast in diversen Hollywoodfilmen übrig – oder eben die Hauptrolle in einem B-Movie, womit er inzwischen seit Haupteinkommen bestreitet.
Anfang der Neunziger konnte der zumindest noch um B-Produktionen einen großen Bogen machen. Aus dieser Zeit stammt auch der hier vorliegende „The First Power“ von Robert Resnikoff (Who? Regie und Drehbuch). Nun war auch schon zu der Zeit die Jagd auf Serienkiller nicht mehr die modischste Angelegenheit, aber Resnikoff filmt sie wenigstens düster, mit ein paar netten Actioneinlagen und einem guten Schuss Okkultismus.
Russell Logan (Lou Diamond Phillips, „Young Guns”, „The Big Hit”) ist gefeierter Bulle des L.A.P.D., weil er Serienkiller reihenweise einbuchtet. Bei seinem aktuellen Exemplar, dem Pentagramm-Mörder, beißt er bisher aber auf Granit. Erst ein mysteriöser Anruf, der ihm den Ort der nächsten Tat in die Ohrmuschel flüstert, gereicht zum Erfolg.
Die ersten Minuten sind eine hübsch düstere (Deutsche Fassung eventuell abgedunkelt) Verfolgungsjagd, nachdem der Mörder eine der am möglichen Tatort observierende Polizistin kidnappt und schon mal den rituellen Mord vorbereitet, wovon ihn Logan unter Einsatz seines Lebens aber abhalten kann. Gefasst, verurteilt und in die Gaskammer zwecks tödlichen Dahinscheidens gesteckt, macht Patrick Channing (Jeff Kober, „One Tough Bastard“, Demolition High“) eigentlich einen sehr abgeklärten Eindruck. Warum? Weil er bis zum Ende des Films nun damit beschäftigt ist, als freier Geist durch die Gegend zu strolchen und allen, die direkt an seiner Festnahme beteiligt waren, das Lebenslicht auszublasen.
So etwas hat nicht nur die zu Beginn vor den hohen Herren der Kirche orakelnde Schwester, sondern auch das Medium Tess Seaton (Tracy Griffith, „Sleepaway Camp III: Teenage Wasteland”, „The Finest Hour“) geahnt, weswegen sie sich die Todesstrafe am Telefon noch ausdrücklich untersagt hat. Nur war das Logan reichlich Wumpe, was er bald zu spüren bekommt. Nicht nur Visionen suchen ihn heim, nein, ab und an manifestiert sich auch mal Channing vor ihm, springt fünfstöckige Häuser herunter (schönes Seil btw.) und scheucht ihn mit Deckenventilatoren durch enge Flure. Was also tun, wenn die Kollegen jene Anzeichen nicht erkennen? Genau sich mit Tess zusammentun und weil die so ganz nebenher noch attraktiv aussieht, kann man mit ihr auch noch eine Techtelmechtel veranstalten.
„The First Power“ hat einen ziemlich kruden Plot, der auf das allseits beliebte Kindheitstrauma bei Serienmördern stößt. Bis dahin gibt es aber weder ordentliche Ermittlungen, noch eine Lösung des übersinnlichen Problems. Passabel schlägt Resnikoff sich mit den heruntergekommen Kulissen (Man forscht sich fast grundsätzlich durch gammelige Bauten) und den düsteren Bildern des niederländischen Kameramanns Theo van de Sande („Blade“, „Cruel Intentions“). Auch die ein oder andere Actioneinlage (Channing saust später an Drähten mit Heliumstimme durch die Gegend), sowie dezente Anflüge von Humor (Channing hat schwarzhumorigen Spaß daran, Logan mehrmals die Fresse zu polieren) und blutige Ergebnisse (Schrammen, Wunden, blutige Wände, aufgespießte Leichen, Headshots etc.) des teuflischen Treibens können zufrieden stellen. Ein kleines Highlight ist dabei ein over the top Autostunt, den Logan dann noch irgendwie überlebt.
Warum es dann aber doch nur zum Mittelmaß reicht, kann schnell geklärt werden. Zum einen überzeugen die Darsteller gelinde gesagt nicht sonderlich. Phillips rennt den gesamten Film über mit der selben ausdruckslosen Fresse (Vielleicht weil er mehrere Tritte in die Weichteile bekommt? *gg*) vor Channing weg und Tracy Griffith sieht einfach nur gut aus – mehr nicht. Wohl auch der Grund warum die talentiertere Schwester Melanie es etwas weiter gebracht hat. Mykelti Williamson („Forrest Gump", „Heat") verkauft sich in seiner Nebenrolle dabei unter Wert und Kober muss zu Beginn nur kompletthalber etwas unsympathisch dreinschauen.
Zudem ist der Plot auch für den nicht ganz so in diesem Genre beschlagenen Zuschauer eine durchsichtige Sache (Die Albträume waren leider so was von klar...). In welchem Körper Channing nun gerade steckt ist meist schon aus zehn Meter Entfernung zu erkennen, die ersammelten Erkenntnisse überraschen auch weniger und der Schluss im Klärwerk weckt mit brennendem Pentagramm und allem drum und dran (Channing wechselt Persönlichkeiten, Dolch soll als endgültige Waffen fungieren, brennendes Pentagramm, zu viele Wachskerzen) Erinnerungen an Horrorklassiker.
Fazit:
Unauffälliger, dafür bisweilen recht blutiger Okkultthriller mit dem zu oft gebrauchten „Serienkiller kehrt nach Todesstrafe wieder zurück und mordet weiter“ – Schema. Robert Resnikoff vermag aus dem ausgetretenen Thema auch wenig Spannung herauszukitzeln, weswegen „The First Power“ lediglich von seinen sporadischen Actioneinlagen, unfreiwilligem Humor (der vor der Scheibe als Penner eiernde Channing...) und seinen schmuddeligen Locations lebt. Gruselige Unterhaltung sieht definitiv anders aus. Wobei Lou Diamond Phillips schon unheimlich war – unheimlich schlecht.