Review

THE CALL hat mich sehr positiv überrascht. Halle Berry in der Notrufzentrale und das soll spannend sein? Absolut. Schon die ersten Bilder der Notrufzentrale die "Bienenstock" genannt wird sind atmosphärisch gut gelungen. Im Rahmen des ersten Notrufs erleben wir die gnadenlosen Mechanismen dieses Jobs und in sehr intensiven Bildern gibt es einen Vorgeschmack auf die Spannung und Brutalität die uns in den nächsten 90 Minuten erwartet. Der 911 Notrufzentrale ist oft Bestandteil von Thrillern, aber selten wurde sie uns so spannend präsentiert.

Von den rund 95 Minuten ist keine Minute zu viel, aber fast jede ist spannend, keine Szene ist überflüssig und es gibt keine nervigen Nebengeschichten oder Ablenkungen. Jede Einstellung ist rein der Spannung untergeordnet und dramaturgisch extrem dicht gestaltet. Und man muss kein Halle Berry Fan sein um ihre sehr emotionale und schauspielerisch solide Leistung zu würdigen. Zur Geschichte sollte man nur wissen, dass Jordan (Halle Berry) als Rettungsdienstmitarbeiterin Jordan einen Anruf annimmt bei dem sich das Mädchen Casey aus einem Kofferraum während einer Entführung meldet. Natürlich versucht sie alles um Casey (Abigail Breslin) zu retten.

Klingt einfach, aber dramaturgisch ist das Ganze so rasant inszeniert, dass man fast vergisst zu atmen vor Hochspannung! Technisch und handwerklich erleben wir Top Qualität und auch die Kameraführung ist exzellent. Es gibt sehr intensive Einstellungen der Gesichter der Protagonisten, fast surreal wirkende und verzerrt wirkende Nahaufnahmen, die das Grauen direkt an den Zuschauer weitergeben. Für einen potentiellen Blockbuster ist sogar der Gewaltanteil recht hoch und es gibt derbe Szenen mit expliziten Verletzungen aller Art die für den normalen nicht Horrorfilm-gestählten Zuschauer schon recht hart sein können.

In diesem Sinne würde ich nicht einmal den Trailer empfehlen weil er schon einige dramatische Szenen vorab verrät. Und noch mal: der Trailer ist keine Übertreibung, der Film ist genau so schnell und packend über die gesamte Laufzeit. Dazu kommt ein fabelhafter Soundtrack meist elektronisch geprägt der im positiven Sinne sehr an den Nerven zehrt und die Bilder gut unterstützt. Er drängt sich auch nicht in den Vordergrund und hört sich manchmal auch wie ein fieser Mückenschwarm an. Schauspielerisch gibt es keine Ausfälle. Neben der schon gewürdigten Halle Berry liegt natürlich die Hauptlast auf Abigail Breslin (bekannt unter anderem aus ZOMBIELAND und LITTLE MISS SUNSHINE) als entführtes Mädchen und auch dies meistert sie gut.

Und sogar unser Bösewicht Michael Foster (Michael Eklund, u.a. WATCHMEN, 88 MINUTES und eine Reihe von Uwe Boll Filmen) verkörpert seine irre Ader vom Kopf bis zu den Fußspitzen. Man kann ihm jederzeit den Wahnsinn und die Unberechenbarkeit ansehen. Regisseur Brad Anderson kennen wir aus diversen TV-Serien, dem vielbeachteten SESSION 9 oder auch DER MACHINIST. Zugegeben: die Story selbst und das Szenario ist natürlich alles andere als komplex und einige Dinge sind bei genauer Betrachtung nicht logisch, wirken konstruiert oder kommen nur durch das berühmte Fehlverhalten der handelnden Personen zustande.

THE CALL hat auch keinen irgendwie gearteten sittlichen, moralischen, politischen oder philosophischen Mehrwert, es gibt einige Klischees und geschickt wird immer mal wieder der Tränendrüsenmodus aktiviert. Es wäre ein Einfaches ihn unter all diesen Kriterien auseinanderzunehmen. Aber man sollte auch mal eine Entscheidung treffen. Und manchmal darf man das Arthouse-Kinomützchen mal zuhause hängen lassen und sich einfach von Hochspannungsthrillerkino anstecken lassen. Und das liefert THE CALL in vollem Umfang!

6,5/10 Wegwerfhandys….äh,….Punkten

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