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„Stirb langsam, Mr. President!"

Ach was wäre das für ein herrliches Szenario für Bruce Willis fünften Einsatz als Terroristen-Schreck John McClane gewesen. Da verwandeln nordkoreanische Fanatiker Washington in einer ebenso gezielten wie konzentrierten Aktion in ein blutiges Kriegsgebiet, erstürmen daraufhin das vermeintlich perfekt gesicherte Weiße Haus im (bleihaltigen) Handstreich und nehmen schließlich den US-Präsidenten (Aaron Eckhart) mitsamt hochrangigen Regierungsvertretern als Geiseln. Die dergestalt überrumpelte Supermacht befindet sich derweil in einer lähmenden Schockstarre. Das gilt auch für ihre bewaffneten Exekutivorgane.
Nur gut, dass Ex-Secret Service Agent Mike Bannings  (Gerard Butler) sich nicht mit solchen Einschränkungen herumplagen muss und so blitzschnell wie beherzt auf Angriffsmodus schaltet. In bewährter Einzelkämpfermanier ballert, prügelt und foltert er sich durch die Flure seines ehemaligen Arbeitsplatzes. Er erledigt dabei seinen Job mit soviel hemdsärmeliger Hingabe, dass dies selbst so hartgesottenen Seelenverwandten wie Jack Bauer - wenn schon keine Tränen der Rührung -, so doch zumindest ein seliges Lächeln der Anerkennung entlocken dürfte.

Und Bruce Willis? Der dürfte sich gehörig in den Abzugsfinger beißen, nicht seinen alten Regiekumpel Antoine Fuqua aus gemeinsamen „Tränen der Sonne"-Tagen für McClanes fünfte Terror-Hatz angeheuert zu haben. Während der flache und uninspirierte „A good day to Die hard" (2012) so ziemlich alles vermissen ließ, was die Reihe so beliebt und erfolgreich gemacht hat, bietet „Olympus Has Fallen" eine perfekte Blaupause der bewährten Formel (die US-Box Office-Differenz von satten 30 Millionen Dollar spricht diesbezüglich ebenfalls eine deutliche Sprache).
Fuqua liefert einen  lupenreinen Actionreißer der alten Schule und beweist nach dem Mark-Wahlberg-Thriller „Shooter" erneut, dass er die Mechanismen und den Geist des Actionkinos der 80er-Jahre nahezu unverändert in die Moderne zu transferieren vermag, ohne dabei altmodisch oder rückständig zu wirken. Vor allem die gnadenlose Härte und kaltschnäuzige Effektivität mit der seine Helden ihre finsteren Widersacher dezimieren, hat heute im inzwischen von allerlei erheblich zimperlicheren Superhelden okkupierten Actionfilm Seltenheitswert.

Der mit zumindest zahlenmäßig überlegenen Gegnern bestens vertraute ("300") Gerard Butler geht dann auch in seliger Stallone-Schwarzenegger-Seagal-Manier zu Werke. Dabei gibt er lieber einen (Kopf-)Schuß zu viel ab, sicher ist sicher. Mit dem doch eher lästigen „Gefangene machen" hält er sich gar nicht erst auf, es gibt eine Mission zu erfüllen und die Zeit drängt. Wenn dann doch einmal ein Terrorbube nicht sofort ins Jenseits befördert wird, dann dient das lediglich der Informationsbeschaffung. Auch dabei vertraut Mike eher auf rustikale Methoden und ist wenig geduldig, wenn der Befragte sich erst einmal unnötig ziert. Schließlich agiert auch sein Widersacher Kang (Rick June) fröhlich losgelöst von jedweder Anbiederung an die kuscheligen Genfer Konventionen um an amerikanische Atomwaffencodes zu gelangen. Man exekutiert, drangsaliert und filetiert also absolut auf Augenhöhe, da dürfte es wenig überraschen, das beim finalen Aufeinandertreffen auf den Austausch von Nettigkeiten aber auch so gar kein Wert gelegt wird.
Doch bis zum Showdown hat vor allem Mike ein ordentliches Arbeitspensum zu bewältigen. Nicht, dass ihn das sonderlich aus der inneren Ruhe bringen würde. So haut er in den wenigen Feuerpausen schon mal den ein oder anderen respektlosen Spruch in Richtung der per Funk zugeschalteten Sessel-Task-Force raus, oder beruhigt die aufgelöste Gattin mit Plaudereien via Telefon.

Natürlich ist das ganze Szenario sowie Bannings Agieren darin bis zum Anschlag politisch unkorrekt, macht aber nicht zuletzt gerade deshalb gehörig Spaß. Das unlängst von Diktator Kim Jong-un veranstaltete Säbelrasseln macht die zelebrierte Schwarz-Weiß-Malerei zwar nicht weniger plakativ, verhagelt aber zumindest teilweise dem Feuilleton den bei solchen Filmen mit Vorliebe und vor allem reflexartig vorgetragenen Generalangriff auf die ewig gestrigen Hollywoodfeindbilder. Sauer stößt da schon eher der in kitschigem Patriotismus-Gesülze badende Schlussnachklapp auf, umso mehr da sich Fuqua in dieser Hinsicht 115 Minuten lang auffallend zurück gehalten hatte.
Letztlich ist „Olympus Has Fallen" aber nichts weniger als lupenreines Unterhaltungskino für Action-Afficiandos, denen in den vergangenen Jahren die PG-13-Wut der Studios die Lust an ihrem Genre ein ums andere Mal vermiest hat. Da nimmt man lieber ein geringeres Budget in Kauf und damit auch CGI-Effekte der schwachbrüstigeren Art, wenn dann im Kerngeschäft Kompromissloses geboten wird. Und Fuqua ist dafür genau der Richtige.

Selbst ein gebranntes PG-Kind ("King Arthur"), weiß er ganz genau um die Tücken eines zu hohen Budgets und gibt sich mit weniger zufrieden, um seine Stärken voll ausspielen zu können. Und die liegen in der Inszenierung schnörkelloser, harter Shootouts und Zweikämpfe. Wie kaum ein anderer versteht er es, aus Action Spannung zu erzeugen und sein Publikum dadurch mit zu reißen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass seine Protagonisten keine lächerlichen Superheldeneinlagen (wie eben unlängst Willis in "Die hard 5") abliefern wie das Herumturnen auf Fluggeräten aller Art, oder das Herunterhüpfen von turmhohen Gebäuden. Vielmehr sieht ihr Kampf nach harter, schweißtreibender Arbeit aus und bekommt so einen erheblich bodenständigeren Anstrich. Gerard Butler ist die Idealbesetzung für einen solchen Malocher-Heroen und sein rauer Working-class-Charme ist genau die richtige Dosis Realismus in einem insgesamt natürlich irrwitzigen Szenario. Eines, an dem sich übrigens Actionfans in ein paar Monaten gleich nochmals erfreuen können.

Es wird jedenfalls interessant sein zu beobachten wie Katastrophenfilm-Guru Roland Emmerich das Thema in seinem plottechnisch ganz ähnlich gelagertem „White House Down" angehen wird. Ob Channing Tatum den US-Präsidenten ähnlich kompromisslos aus der Terrorfalle ballern wird wie Gerard Butler, bleibt abzuwarten. Da Emmerich Action bis dato fast ausschließlich aus Effekten generierte, ist eher vorsichtiger Optimismus bezüglich eines weiteren altmodischen Genre-Feuerwerks angesagt. Da sollte man lieber auf den nächsten „Die hard"-Ableger hoffen, Bruce Willis hat da ja einiges gut zu machen. Ein Anruf bei Antoine Fuqua wäre schon mal der erste Schritt in die richtige Richtung. Mit „Olympus Has Fallen" hat er jedenfalls eine donnernde Bewerbungsbreitseite abgefeuert. Yippie-Ya-Yeah.

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