Es war in den späten 80er Jahren als Bruce Willis am falschen Ort zur falschen Zeit war, um das Action Kino neu aufzumischen. Es ging nicht um den einen Mann, der gegen eine weit überlegene Anzahl an bestens ausgerüsteten Kämpfern antreten musste - so etwas hatten Stallone und Schwarzenegger auch schon fertig gebracht - sondern um einen lässigen Typen, der etwas vollkommen anderes vorhatte und zufällig ein paar Profis, die das perfekte Verbrechen geplant hatten, in die Suppe spuckte. Das "Die Hard" Konzept erlebt seitdem regelmäßig eine neue Auflage, aber zuletzt bekamen die Macher die ursprüngliche Rezeptur nicht mehr hin, die aus folgenden Zutaten bestehen sollte - ein absolut wahnsinniges Verbrechen, eine Gruppe skrupelloser, bestens geschulter Gangster, ein Anführer, der sich nicht mit leeren Drohungen und Sentimentalitäten aufhält, sondern immer zielführend agiert, und ein Mann, der als Einzelkämpfer nachvollziehbar dagegen vorgeht.
Antoine Fucquas neuer Streifen hat einige unübersehbare Schwächen - für eine perfekte CGI fehlten offensichtlich ein paar Mittel, die Vorgeschichte, in der der Leibwächter des Präsidenten scheinbar versagt, weshalb er auf einen Büroposten versetzt wurde, ist ein alter Hut, und der Score nervt in seiner patriotisch-elegischen Dauerberieselung - aber das ist letztlich nicht von Bedeutung, denn "Olympus has fallen" ist ein unmittelbarer Rückgriff ins 80er Jahre Action-Kino mit einer klar strukturierten Story, die verdammt nah an selige "Die Hard"-Zeiten herankommt - diesen dabei in einigen Szenen sogar direkt zitierend.
Als Einzelkämpfer agiert hier Gerald Butler, der als Leibwächter Mike Banning früher eng mit der Familie des US-Präsidenten (Aaron Eckhart) befreundet war. Doch seitdem dessen Ehefrau (Ashley Judd) bei einem Unfall tödlich verunglückte - entgegen der Anweisung des Präsidenten hatte Banning ihn gerettet, nicht seine Frau - wurde er an einen Schreibtisch versetzt, von dem aus er den Beginn des Spektakels mit ansehen muss. Als gerade eine südkoreanische Delegation im Weißen Haus vorspricht, um über den Grenzkonflikt mit Nordkorea zu sprechen, fliegt ein Propellerflugzeug der US-Airforce über Washington, begleitet von zwei US-Jägern. Der nun erfolgende Angriff wird konsequent mit brachialen Bildern umgesetzt - Antoine Fucqua macht keine Gefangenen.
Nur Mike Banning gelangt im allgemeinen Tohuwabohu unbemerkt ins Weiße Haus, in dessen zentralem Bunker der Präsident und die wichtigsten Politiker in Sicherheit gebracht wurden - ein Irrtum, wie sich bald herausstellt. Gerald Butler ist zwar nicht so eloquent wie Bruce Willis, aber ganz ernst nimmt er sich auch nicht, weshalb besonders seine witzigen Bemerkungen auf Ratschläge von Außerhalb für Lacher sorgen. Angesichts der Vorgehensweise der Terroristen bleibt der Spannungspegel aber auf hohem Niveau, denn "Olympus has fallen" begeht nicht den häufig erlebten Fehler, die Gangster erst knallhart anfangen zu lassen bis sie später unerklärlicherweise zu schwächeln beginnen.
Im Gegenteil gehört die Figur des Anführers Kang (Rick Yune) zu den Stärken eines Films, der von seinen Stereotypen lebt. Weder Banning, noch Kang sind differenziert ausgestaltete Charaktere, aber sie agieren nachvollziehbar innerhalb ihres schmalen Aktionsradius. Sie sind sehr gut trainierte Einzelkämpfer, aber keine Übermenschen, und während Kang gnadenlos Unschuldige erschießt und rücksichtslos foltert, dezimiert Banning die Anzahl seiner Gegner mit pragmatischer Effizienz. Die extreme Wirkung des Films wird weniger durch die Story, die den Gesetzmäßigkeiten des Genres trotz einiger Wendungen folgt, sondern durch die drastischen Bilder erzeugt. Fucqua spart nichts aus - allein die Szene, in der Kang die Secretary of Defense, Ruth McMillan (Melissa Leo), misshandelt, ist im us-amerikanischen Film in dieser Konsequenz selten zu sehen. Wie real hier die Verteidigungsmechanismen der USA gezeigt werden, bleibt offen, aber es wird deutlich, dass es keinen hundertprozentigen Schutz geben kann.
"Olympus has fallen" ist neben Butler und Eckhart noch prominent mit Morgan Freeman, Dylan McDermott und Angela Bassett besetzt, aber kein typisches Blockbuster-Kino für die Massen. Für Diskussionen oder gar Gespräche zwischen den Terroristen und ihren Geiseln nimmt sich der Film keine Zeit, sondern erzählt von einem Kampf in einer Brutalität, die keine Feinheiten oder Zwischentöne mehr zulässt. Auch die am Ende geäußerten, allseits bekannten Weisheiten über die USA können den Eindruck eines harten und in seiner Geradlinigkeit altmodischen Actionfilms nicht mehr stören. (7/10).