Review

Mittlerweile dritter Teil einer im Grunde eher recht furchtbaren Reihe von alljährlich pünktlich zum Chinesischen Neujahr erscheinenden Sentimentalitätskomödien, die produziert von den Studios TVB (Television Broadcasts Limited) und Shaw Moviecity Co. Ltd auf jeweils penetrante Weise an das Ersparte des überrumpelten Zuschauers herankommen wollen. Offiziell reicht dies Gebaren bis zu I Love Hong Kong (2011), dem titelgebenden Startschuss der Saga, mehr oder minder inoffiziell bis zum genauso angelegten Vorläufer 72 Tenants of Prosperity (2010) als die Wurzel allen Übels zurück. Von der damaligen Remakevariante, die keine so wirkliche, sondern nur der Aufgriff einer Grundidee vm Wohnblick der normalen Unter- und Mittelschichtler als Becken voll mit Klischee, Herzigkeit und Banalität war, hat man sich so richtig auch nicht weiterentwickelt. Wiedermal wird die Vergangenheit beschworen und das Gemeinschaftsgefühl gepredigt und gelebt, was der schlechteste Ansatz nicht, aber hier mit Kitsch und Schmalz und dem falschen Kommerzappeal dick bestrichen ist:

Sung Chi-hung [ Alan Tam ], Eigentümer des "Happy Reunion" Dim Sum Restaurant, sieht sich aufgrund der schlecht laufenden Geschäfte und steigenden Schulden gezwungen, das Gewerbe an den Erzfeind Ha Shek-sum [ Nat Chan ] zu verkaufen, was auch gleichzeitig die Aufgabe des familiären Zentrums seiner Frau Mei Yeung-yeung [ Veronica Yip ] und des Sohnes Sam Sung [ Wong Cho-lam ] samt Schwiegertochter [ Jacqueline Chong ] bedeudet. Gepeinigt von dem Verlust und gekränkt von der Blamage, möchte sich Sung vom Hausdach stürzen, nur um dort von einem Engel [ Eric Tsang ] aufgehalten und an die Anfänge seiner Karriere erinnert zu werden. Wie sich der junge Sung [ Bosco Wong ] in den Siebzigern neu angekommen in HK bewährt, langsam die Missetaten des erst als Freundes angesehenen Ha [ Michael Tse ] und die Liebe seines Lebens in Yeung-yeung [ Kate Tsui ] erkennt, und schließlich vom damaligen Restaurantbesitzer [ Stanley Fung ] unter die Fittiche genommen wird. It's a Wonderful Life.

Der Formel vom Kampf gegen den Alltagsstress, die Oberen Zehntausend oder sonstigen Plagen der täglichen Existenz allein muss oder darf man dabei gar nicht böse sein, dem Gutheißen der immer wieder allzu simplen Dramaturgie, dem langweiligen Skript samt vollkommen uninspirierter Inszenierung und dem Verkleben aller Ecken und Kanten dann aber schon. Waren die Vorgänger schon teils schwer zu goutierende Schauläufe von unzähligen aus dem hauseigenen Fernsehstudio bekannten Gesichtern, die bloß für das Sekundencameo zur Prominenz in die Szenerie hinein- und wieder hinausschneien, und wird nicht mehr als das Allabendliche des Programms der Flimmerkiste wie zu einer Extraaufführung nur noch einmal gelebt, so passt sich alles einem komplett vorausschaubaren Programm und seiner krisenfesten Planung an. Ein Liebespaar in der Mitte, vielleicht noch einige kleinere Komplikationen darum, plus eventuell die Eltern der Hauptfiguren oder deren Alt und erwachsen gewordenen Gleichstück als Ansprechpartner für jede Generation. Und viele Freunde und Familie und Bekannte als Ergänzung des Seelenfriedens, der nur kurz von der Skrupellosigkeit einiger Weniger gestört und pünktlich zum Abspann und der Werbung auch wieder gelöst ist.

Zu aller Zufriedenheit, besonders der der Produzenten und Marketingexperten, die fleißig ihre Produkte in die Szenerie schmuggeln, hat dies Konstrukt in den letzten Jahren für stetige Nachfrage gerade der einheimischen Bevölkerung gesorgt, und wird sicher auch in naher Zukunft behaltend gepflegt. In Hong Kong selber, also der Stadt, in der man auch mit voller Absicht spielt und deren Besonderheit und gerade auch die Vergänglichkeit, die Veränderung man anspricht und konserviert und hegt, spricht man die tiefen Wünsche und Sehnsüchte des Publikums anscheinend auch perfekt an und ist die Idee dieser Bewahrung von fast Verlorenen und das Selig- und Heiligsprechen des Zusammenhaltes in diesen harten Zeiten auch ein narrenfestes System.

Gerade der doppelte Rückzug hier, einmal in das Areal des Restaurants, dass schon seit Jahrzehnten besteht, in der man die Stammmannschaft ebenso wie die Stammkundschaft hat, Jeder Jeden kennt und sich nichts anpassen und verändern tut, sowie die Reise in die Siebziger sind auch tatsächlich die Punkte zum Gewinn. Die Stätte des Treffens und Beisammensein, der Bekanntheit und Gewohnheit, dazu anregende Gespräche, gutes Essen, und Lockerheit und Ungezwungenheit vertrauten Terrains ist ebenso clever gewählt wie der Gang in einst bessere Zeiten. Letzteres in gerade in den aktuellen letzten Jahren ein bewährtes Mittel der Nostalgie und des Ansprechens gar nicht so tief verborgener Gefühle und Sehnsüchte an die Erinnerungen vom Fantasia (2004), in der Alles besser, nicht unbedingt einfacher, aber eben bewältigbar und besonders retrospektiv doch so reineweg und unkompliziert und verständlich, im Gegensatz zum heutigen Gewusel war.

Beide Elemente der Nostalgie, der Larmoyanz und der voll Heimweh trunkenen Duselei gelingen dem Film in breiter Empathie, Alles Weitere im Geschehen allerdings so überhaupt nicht. Die Figuren, gerade auch das Pärchen im Geschehen sind vollkommen uninteressant, klamaukig angelegt und unglaubwürdig kostümiert, mimikriert und grimassiert, dazu gibt es im besten Fall gelangweiltes, im Schlimmsten chargierendes Schauspiel, dass ohne mehrere Pausen keine 90min Laufzeit zu ertragen ist. Mögliche Witze sind vorhanden, Parodien und Sing- und Tanzeinlagen auch, aber zünden allesamt nicht; finden sich auch zum Thema der Liebe und Ehe nur die penetrantesten Klischees und ist das Ganze mit kiloschweren moralinsauren Zucker vollkommen zugeklebt.

Details
Ähnliche Filme