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Liebe Eltern, liebe Kinder,

heute wollen wir uns einer seelischen Erkrankung widmen, dem von der Norm erheblich abweichenden Bezug zu bestimmten Substanzen und/oder Tätigkeiten, der auf eine irreparable Störung im limbischen System zurückzuführen ist, genauer gesagt dem Belohunungssystem im Gehirn. Wobei es hier ausschließlich um ersteres gehen soll.

Verstanden? Wahrscheinlich eher nicht. Die Rede ist von der Abhängigkeit von Alkohol und/oder Drogen. Die Anti-Drogen-Propaganda geht also in die nächste Runde. Dieses Mal bemächtigte man sich dazu einer Vielzahl verschiedenster Figuren aus der Welt des Zeichentricks, welchem damit  irgendwo ein Stück seines "heilen Welt"-Charakters geraubt wird, auf der anderen Seite wird die heikle Thematik vielleicht etwas verniedlicht, da "Comic-Stars gegen Drogen" durchaus auf die jüngere Generation abzielt, anzusiedeln irgendwo zwischen Vorschule und Beginn weiterführender Schule.

Jetzt drängt sich mir einbisschen die Frage auf ob es unbedingt viel Sinn macht Kinder schon in diesem Alter über Rauschmittel aufzuklären, nicht weil ich der Meinung bin solche Menschen gehören nicht entsprechend an das Thema Drogen herangeführt, ganz im Gegenteil, sondern weil dieser Altersgruppe einfach die geistige Reife für tatsächliches Verständnis fehlt. Man zielte hier ganz bewusst auf kindliche Naivität ab und ob dies den besten Nährboden darstellt wage ich zu bezweifeln. Kleines Beispiel aus der Praxis gefällig: Als ich im zarten Alter von zehn Jahren auf der Geburtstagfeier eines Bekannten rumturnte und die Leute um mich herum fleißig rauchten posaunte Klein-Bubimann lauthals: Ich fange bestimmt nie mit dem Rauchen an!

Wichtig wird Aufklärung diesbezüglich in der kritischen Phase, dem Start der Pubertät. In jener wirkt gerade "Comic-Stars gegen Drogen" hingegen eher kontraproduktiv, ähnlich wie eine hierzulande inzwischen gängige leicht übertriebene Vertiefung der Thematik des dritten Reiches an unseren Schulen, die im schlimmsten Fall eine völlige Einbuße der Interesse zur Folge hat. Das Problem hier ist anderer Natur. Der kindliche Charakter kann gerade in diesem Alter zu unangebrachtem Amüsement führen.

Vom Ansatz her ist "Comic-Stars gegen Drogen" zweifelsohne ganz gut, vergleichbar mit "28 Tage" im Bezug auf Alkoholismus und Entzug. Gerade ein möglicher Einstieg wird recht treffend beschrieben, mit der weit verbreiteten Klassifizierung von Cannabis als böse Einstiegsdroge tue ich mich nach wie vor schwer. Hört auf Bugs Bunny Leute: Finger weg von all den bösen berauschenden Substanzen! Ganz so einfach ist es ja nun doch nicht...

Fachlich "Comic-Stars gegen Drogen" noch nicht ganz korrekt, aber im Vergleich zu früheren Gehversuchen wie "Reefer Madness" oder "Marihuana", die heutzutage eigentlich nur noch zur Belustigung taugen, ist das Ganze schon in Ordnung. Schaden kann es denke ich nicht auch kleine Kinder schon auf die schädlichen Wirkungen von Drogen hinzuweisen und wenn das artgerecht, auf so spielerische Art und Weise geschieht wie hier, mithilfe ihrer Lieblingscartoonstars kann ich das nur befürworten. Grundsätzlich keine schlechte Idee und mehr hat der Klugscheißer Bubimann zur Entenhausen gegen Rauschgift-Kampagne an dieser Stelle nicht anzumerken.

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