Fürchtet Euch, denn Drogen sind böse! Drogen sind furchtbar! Ach ja, und anbei erwähnt: Bitte nehmt keine Drogen. Wenn Ihr das nämlich anfangt bzw. damit weitermacht, dann besteht die Wahrscheinlichkeit das irgendwann wieder jemand auf die Schnapsidee kommt einen Film wie diesen abzudrehen. Comicstars gegen Drogen jedenfalls war einst ein von McDonald's gesponsorter Versuch, Kindern die Verwerflichkeit von Drogenmißbrauch zu verdeutlichen. Und gerade den Burger-Fabrikanten muß man in dem Themengebiet ja glauben, denn die kennen sich im Suchtbusiness ja schließlich bestens aus. Und um auch adäquat auf die Tränendrüse zu drücken, hat der Fast Food-Konzern auch flugs ein paar behinderte Kinder aufgefahren, die kollektiv eine Art Intro-Tune zusammenstammeln, was (Ihr mögt mich zu Recht schelten für diese politisch gänzlich inkorrekte Ansicht) nicht eines gewissen, unfreiwilligen Humorpotentials entbehrt (Man wehrt sich dagegen, aber man lacht trotzdem über kurz oder lang). Ach ja, und auch Altpräsident George Bush Senior (der damals noch fröhlich Hände mit den Bin Ladens schüttelte) nimmt sich nebst Gattin natürlich die Zeit um im Intro seine persönliche Unterstützung der guten Sache kundzutun. Die Mission der berufenen Comic-Helden war jedenfalls etwas merkwürdig, zählt die Zielgruppe der etwa Zehnjährigen ja nun nicht unbedingt zu den Drogenkonsumenten überhaupt. Aber gut, man wollte eben wohl schon früh prägen und Schlimmes präventieren. Nun, jedenfalls hat man hier wirklich ein ansehnliches "Who is who" der damaligen Fernseh-Zeichentricklandschaft für den guten Zweck zusammengetrommelt: Die Schlümpfe, Alf, die Turtles und die Chipmunks, Bugs Bunny, Winnie the Pooh, die Muppet Babies, Garfield, Tick, Trick und Track, Slimer... Zugegebenermaßen ein recht beeindruckendes Ensemble.
Und, mal ganz weitab von der Antidrogenbotschaft, ist der Grund, warum man sich diesen Film ansehen kann damit wohl unfehldeutbar klar: Er ist schlicht das größte Cartooncrossover der Geschichte. Und er hat noch einen ganz anderen, irgendwie morbiden Reiz. Denn wo sonst schon kann man Papa Schlumpf und Michelangelo über "Pot rauchen" und "sich einen Schuß setzen" philosophieren hören? Und das sind deren Formulierungen, nicht meine. Und gut gemeint war's ja sicherlich. Ich hege allerdings berechtigete Zweifel daran, ob das Ganze arg viel gebracht hat. Sicher sicher: Man kann einem Zehnjährigen problemfrei suggerieren, dass Drogen ihm den Kopf explodieren ließen und im die Haut lilablaßblau anlaufen laßen würden, nur bleibt der "lehrreiche" Effekt solch abstrakter Bilder wohl kaum lange hängen. Vielleicht hätte man einfach den simpleren Weg wählen sollen: Man stelle Papa Schlumpf vor eine Kamera und laße ihn sagen "Hey, wenn Dein Vater Dich beim Grasrauchen erwischt, dann wird er Dir die Scheiße aus dem Kopf prügeln!" Hätte wohl eher gegriffen, denn das Erkennen von unterschwelligen Botschaften gehört nun nicht unbedingt zum vorrangigen Talentbereich der Dreikäsehochklientel. Zumindest wäre es realistischer gewesen als den Kids zu suggerieren, das Drogenkonsum einem die Augen schmelzen läßt und änhliche Blödeleien, wie es hier zelebriert wird. Aber wie dem auch sei, kommen wir nun zur Storyline des Ganzen...
Teenie Michael war eigentlich immer ein guter Junge, doch das ist Vergangenheit. Mit eingefallenen Augen latscht er nun in Dawn of the dead-Manie durch das Einfamilienhaus und benimmt sich seinen Mitmenschen gegenüber feindlich und abweisend. Auch seine kleine Schwester Corrie muß die Veränderung des Bruders schließlich schmerzlich realisieren, als dieser ihr Sparschwein plündert und sie, als sie dies bemerkt, nur rüde zischend von sich stößt. Die Kleine weiß natürlich nicht, warum der Big Bro derart erschreckend abstürzt. Wir als wissende Zuschauer allerdings erkennen natürlich sofort: Der Bub nimmt Drogen!. Doch nicht nur wir, auch die diversen Charaktere aus des Schwesterleins Comicheft-Fundus sind über diese Entwicklung derart entsetzt, dass sie kurzerhand zum Leben erwachen und ersteinmal das Zimmer des Verdächtigen Diebes unter die Lupe nehmen. Schließlich werden sie unter seinem Bett fündig und zerren ene geheimnisvolle Kiste hervor. Und es ist Chipmunk Simon, der nach nur einem fachkundigen Blick mit demonstrativem Schrecken feststellt: "Das ist Marihuana!" - Na wunderbar, Simon. Bock erfolgreich geschossen! Wenn zu neugierige Kids bisher nicht wußten, wonach sie auf der Straße fragen müssen: Jetzt haben sie einen Namen!
Die Mission der illustren Truppe dürfte jedenfalls von diesem Moment an offenkundig sein: Man errette den fehlgeleiteten Michael vor den gar bösen Drogen und dem destruktiven Einfluß, den diese auf ihn ausüben. Das stellt sich allerdings als gar nicht mal einfach heraus. Denn nicht nur, dass der Junior-Kokser nicht die Bohne Lust zu haben scheint, auf den nächsten Tripp zu verzichten, es schwänzelt zu allem Übel auch noch eine Art Kettenraucher-Geist betont hinterlistig grinsend um ihn herum (der hier sozusagen die impersonifizierte Droge darselbst gibt) und soufliert ihm Alles sei cool und er solle sich g'miatlich reinpfeifen was immer da komme, es mache ihn cool, blah, blah, et cetera... Das Streitobjekt der Parteien selbst, sprich Michael, taumelt derweil von einem Tripp in den nächsten und dabei fortwährend auch in die Arme der diversen Comicstars, die ihm wieder und wieder zu verdeutlichen suchen, dass er von den Rauschgiften lassen soll. Und ich weiß ja nicht wie's Euch geht, aber spätestens wenn mich Comicfiguren im Alltag zulallen, würde ich an Michaels Stelle allein ob dieser Tatsache an sich schon freiwillig von den Drogen lassen. Wie auch immer, der Film-Michael macht's den "Gezeichneten" natürlich nicht so einfach.
Doch so leicht geben die fleischgewordenen Cartoonfiguren natürlich nicht auf und nachdem sie sich verbal durch das komplette Drogenregister von Kokain bis Marihuana gearbeitet haben und ihm wiederholt sehr bildreich vor Augen geführt haben, welch gar fürchterliches Ende Alles nehmen wird wenn er weiter den illegalen Suchtmitteln fröhnt (die Erkenntnis dämmert ihm allmählich, als Alf ihm in einem Horrorspiegelkabinet eine drogenentstellte Zukunftsvision seiner selbst in einem Spiegel aufzeigt. Ja Kinder, auch Alf hat seine ganz eigene, gnadenlose Bad to the bone-Seite), beginnt dem Jungen allmählich zu dämmern, dass es das nicht sein kann. Unjd so wird der verlorene Sohn vom außerirdischen Nasentier und dessen Waffengefährten dann auch mit einem Schlage von der Drogensucht geheilt. Er benötigt selbstredend keinen langwierigen Entzug (dafür langt die lediglich dreißigminütige Laufzeit auch gar nicht) und auch seine optische Präsenz resurektiert vom "eingefallene Augen und am völlig Ende"-Status subito zur "wieder voll auf dem Damm"-Normalsituation.
Doch noch ist die Sache nicht gegessen. Denn Freund Kettenrauchergeist hat sich mittlerweile Schwesterchen Corrie als neues Opfer auserkoren und versucht auf die ihm eigene schleimig widerliche Art, der kleinen den ersten Drogentripp schmackhaft zu machen. Der wieder zu sich gekommene Michael ist naturalmente von solcherleidings überhaupt nicht begeistert, und seine wiedergewonnene, drogenfreie Gesundheit geibt ihm die Kraft, sich den widerlichen Verführer entrüstet am Schopfe zu greifen und unsanft aus dem Hause zu komplimentieren. Der Tag und zwei Kinderseelen sind somit erfolgreich gerettet und so springen die versammelten Cartoonhelden dann auch ohne weitere Umschweife in ein herumhängendes Poster und winken im trauten Gruppenbild zum Goodbye.
F A Z I T :
Ja, nun gut. Man kann nicht wirklich etwas gegen die lobenswehrte Intention des Filmes sagen. Wenngleich er in seiner etwas verfehlten Machart (Aufzählen nahezu jeder existenten Droge; farbenreiche Darstellung von Tripps) wohl mitunter auch mehr Anreiz denn Abschreckung hätte sein können, zu Drogen zu greifen und man sich das ein oder andere Mal schon fragen muß, ob nicht eher das Promoten der eigenen Serie, Marke oder Person im Denken der Sponsoren nicht eher im Vordergrund stand denn der Kampf gegen den Rauschmittelkonsum. Aber ganz abgesehen davon, sagen wir es wie es ist: Wir alle wußten selbst damals (ich selbst war zu Zeiten des Releases dieses Films 10 Jahre alt) schon, dass Drogen nicht gut sind. Und trotzdem haben wir alle im Nachhinein später unseren ersten Vollrausch erlebt und wohl die Meisten von uns auch mal einen Joint geraucht. Bis man in ein Alter kommt, in denen man de fakto mit solchen Dingen in Berührung kommt, sind gut gemeinte Belehrungen von den Teenage Mutant Hero Turtles und Konsorten lang vergessen. Mal ganz abgesehen davon dass es mir unwahrscheinlich erscheint, dass jemand ernsthaft Entscheidungen sein Leben betreffend aufgrund eines Cartoon-Specials ändern wird.
Die Qualitäten des Films als solchen sind erwartungsgemäß mittelprächtig. Der Plot an sich ruft bei mir starke De Ja Vues mit der allseits bekannten Story von "A Christmas Carol" hervor ("Es werden Dich diese Nacht drei Geister besuchen...") und der Film ist mit der Unzahl an "Comicstars" denkbar überladen. Die meisten fristen ihr Dasein im Hintergrund mit wenig bis gar keinem Text und interagieren nur äußerst spärlich. Und streng genommen ist der Film durch seine aufdringliche, mäßig umgesetzte Antidrogenmessage mehr bemüht denn sonst irgendetwas, was sich ob der geringen Laufzeit allerdings problemfrei ausblenden läßt. Objektiv gesehen präsentiert sich uns hier ein im Eilverfahren um die zahllosen Cartoon-Charaktere zusammengeschustere Aushilfsgeschichte, die einzig und alleine der (zugegebenermaßen lobenswehrten) Grundmessage verschrieben ist. Als Film betrachtet ist Comicstars gegen Drogen somit qualitativ ein faktischer Reinfall. Alleine schon das beispiellose Crossover etlicher Figuren der damaligen Zeichentricklandschaft sowie der nicht zu verachtende Trash-Bonus verleihen dem Werk aber im Gegenzug einen ganz eigenen Reiz, der mich Euch im finalen Schluß doch noch anraten läßt, bei Gelegenheit doch mal wieder einen Blick auf dieses Werk zu werfen (im TV wird sich diese Gelegenheit allerdings nicht mehr ergeben, da Lizenzstreitigkeiten eine weitere Ausstrahlung des Filmes unmöglich machen). Denn den meisten Mitgliedern meiner Generation dürfte der Streifen (ob seiner exzessiven Promotion seinerzeit) wohl durchaus im Gedächtnis geblieben sein und taugt somit allemal für einen zünftigen Nostalgieflash. - Das Einzige, was mir ernsthaft zu denken gibt und denkbar ironisch ist, dürfte sein dass ich mir langsam Gedanken mache ob dieser Film in "prallem" Zustand nicht nochmal so lustig wäre. Aber Solcherleidings in die Tat umzusetzen liegt mir natürlich fern. Schließlich habe ich keinen Bock auf Standpauken von Papa Schlumpf...
Reguläre Wertung: 4 von 10 Punkten
Wertung inkl. Nostalgie- und Trashbonus: 7 von 10 Punkten
P.S.
Die deutsche Synchronisation ist abschließend erwähnt keinen Pfifferling wert, da man bei dieser, anders als bei der amerikanischen Version, keineswegs darauf achtete die Figuren mit ihren jeweiligen Originalsprechern zu besetzen. Wer also des Englischen mächtig ist, der sollte sich in diesem Falle tunlichst an das Original halten, die Besetzung fällt dort wie besagt deutlich stimmiger aus.