Review

Da verzichtet man von vornherein auf das Remake von einem der tollsten Dämonenflicks der 80'er Jahre, mit dem Vorurteil im Hinterkopf das sowieso nur Mist bei rauskommt, kann sich nach mehrmaligem draufschielen dann aber doch nicht beherrschen und gibt schließlich nach. Und naja, was so oft als eine absolut würdige Neuinterpretation angepriesen wird ist nicht mehr als ein austauschbarer Splatterquark, der wahrscheinlich nicht annähernd so genau unter die Lupe genommen worden wäre, wenn es das Original nicht gebe.

Ich hätte wohl schon nach dem saublöden Beginn abschalten sollen, als ein Professor seine fluchende Horrortochter abfackelt während eine Gruppe entstellter Rednecks im Hintergrund doof dreinstarrt (Oh ja, seeehr creepy). Danach wird uns eine Alibi Story um eine Gruppe dusseliger Typen und Mädels aufgetischt, welche mit ihrer Bekannten Mia zu einer abgelegene Waldhütte fahren um ihr dort beim Drogenentzug beizustehen. Ist ein kalter Entzug in einer dreckigen Kaschemme im tiefsten Düsterwald nicht schon deprimierend genug, beschließen die vier Freunde noch die Ärmste mit aller Gewalt dort festzuhalten, würde sie sich für einen Abbruch entscheiden. Wirklich unglaublich fürsorglich diese Pfeifen. Wer solche Freunde hat braucht keine Shore mehr.

Was dann folgt kann man sich natürlich denken. Es wird aus einem mysteriösen Buch im Keller vorgelesen, daß hier ausschaut wie ein Flickwerk aus Schweinehaut mit Billig-Zeichnungen eines Black-Metal Cover Designers. Daraufhin wird das Mia-chen vom bösen Baumgeist missbraucht, dessen Äste hier mehr an eine schleimige Tentakel aus einem Hentai erinnern, wird daraufhin dämonisiert und landet schließlich in der heimisch gemütlichen Kellerluke. Im Laufe wird lustig und munter vom Original zitiert: - "Oh, mein Gott was ist nur mit ihren Augen geschehen", Arm ab wegen Biss in Hand, Halskette in Totenkopfform und so weiter. Man setzt neben billigem abkupfern, vorallem auf lächerlich agierende Dämonen mit gelben Kontaktlinsen und unkreative Splattereien, die man scheinbar nur als Mangel an eigenen Ideen mit eingebaut hat. Die paar Blutszenen lassen dabei ungemein kalt, da alles so durchkalkuliert und selbstzweckhaft wirkt. Im Original sind diese außerdem brachialer und um einiges deftiger, hier wird nur vollkommen inspirationslos der Gore-Gier wegen gematscht. Ich kann nicht einmal einschätzen ob es jetzt handgemachte Effekte sind oder CGIs, so steril und "beiläufig" wie der Splatter hier präsentiert wird.

Neben den öden Suppereien hat Regisseur Alvarez noch 2 ganz andere ach so tolle Stilmittel zu bieten: Da wäre a.) das ständige Gefluche der Dämonen (Arschloch, Wichser, Fick mich, Arschloch) das, wie der Prolog, dem Exorzisten "entliehen" ist, und b.) versteht es sich von selbst, daß der Ton wenn es rund geht mal wieder brutalste Dezibelformen annimmt, sodaß man entnervt die Glotze auf 5% Lautstärke runterdreht. Wenn man den Zuschauer anders nicht mehr zu erschrecken oder begeistern vermag muss es halt so gehen. Das sind die billigsten und unoriginellsten Formen von Schocks um auch den letzten Allesgucker für sich zu gewinnen.
Dieser Zirkus hier mag vielleicht Horrorneulingen die Schuhe ausziehen, die Einfallslosigkeit dieses Filmes kann man damit trotzdem nicht kaschieren.

Wenn dann hier die Action lostritt ist das meist dermaßen unfreiwillig komisch das ich mir immer nocht nicht sicher bin ob das nicht so beabsichtigt war. Bei den Angriffen agieren die Darsteller so lächerlichst over-the-top das kein Auge trocken bleibt. Immer schön weit Münder und Augen aufgerissen, krächzen bis der Zahnarzt kommt und wie wild mit dem Kopf herumschütteln. Da sag mir nochmal einer die ollen Kamellen aus den Hammer-Studios seien unfreiwillig komisch.
Selbstverstümmelungs und leichte Folter-Anleihen dürfen für diese Generation auch nicht fehlen. Eine der Damen schneidet sich ohne mit den Wimpern zu zucken den besessenen Arm per Küchensäge ab, nur um zu zeigen: Guck, hier lieber Zuschauer, Splatter. Da, siehste? Und als die Zombiefreundin des Protagonisten mit Nägeln im Gesicht plus Nagelpistole auftaucht und einen absolut doofen Amok-Shootout auffährt, ging ich endgültig kaputt vor lachen.
Das Pseudo-psychologische Ende mit dem Doppelgänger ist dann allerdings die Höhe. Mit dieser halbherzig hergeholten Metapher seinen inneren Dämon bezwungen zu haben meint es Regisseur Fede Alvarez wohl sehr ernst. Aufgrund der vorher gezeigten Effekthascherei bleibt einem das Schütteln aber im Kopfe stecken.

"The Evil Dead 2013" ist jedenfalls nicht mehr als glattgebügelte Standart-Horrorkost und ein ziemlicher Griff ins Klo beziehungsweise in die dreckige Kellerluke. Eine individuelle Note verleiht Alvarez diesem Werk nicht. Es wirkt eher so als hätte das Necronomicon seinem Film die Seele aus dem Leib gefressen, so unauffällig auffällig geht es hier zu. Ist der Film einmal zuende bleibt nicht viel hängen. Das einzige was ich Alvarez zu gute halte ist, das er nicht versucht den Spuk hier plausibel zu erklären wie es in Horrorflicks der Neuzeit ja gang und gebe ist, da der Glotzer von heute für alles und jeden Mist eine Rechtfertigung haben will und soetwas wie Mystik scheinbar erst gar nicht aufkommen darf. Der witzlos integrierte Bruce Campbell Cameo nach dem Abspann ist übrigens ebenso unpassend wie unlustig.

Ich für meinen Teil werde jetzt erstmal 'nen paar Beschwörungsformeln aus dem Necronomicon runtermurmeln um die "Armee der Finsternis" herbeizurufen, dieses müde Remake in den tiefsten Schlund des Mittelalters zu verbannen.

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