Review

Manchen Film muss man ja erst mal ein wenig setzen lassen, oder "reifen", wie der Weinliebhaber gerne sagt. Daher folgt meine Kritik zu "Evil Dead" auch eine ganze Zeit nachdem ich den Film im Kino sehen durfte. "Durfte", weil der Film - nicht nur für ein Debut - sondern auch nach Remakemaßstäben, insgesamt eine lohnende Erfahrung war.

Nach den ersten überschwänglichen Kritiken (ausgenommen sei hier mal die Seite des mittlerweile leider verstorbenen Roger Ebert), war natürlich klar, dass sich bei den Kritikern langsam auch Entäuschung breit macht. Wurde die Erwartungshaltung doch zu sehr geschürt, der genial-düstere Trailer gab sein Übriges dazu. Mitschuld hat aber auch die nostalgische Verklärung von Raimi´s Erstlingswerk (wenn man mal "Within the woods" beiseite lässt). Je mehr Reviews man liest, desto deutlicher wird das.

"Tanz der Teufel" war damals ein Meilenstein des Low Budget-Films, ebenso wie es "Texas Chainsaw Massacre" oder "Halloween" waren. Doch die frühen 80er sind nunmal vorbei, und was damals innovativ war, kann heute nicht mehr wiederholt werden. Allein das Szenario "Hütte", "Twenty-Somethings", "Böse Macht/ Killer" ist bis zum Erbrechen ausgereizt und parodiert worden - von "Cabin Fever" über "Cabin in the woods" bis hin zum genialen "Tucker & Dale vs. Evil".

Doch in einem Punkt besitzt die Neuauflage ein Alleinstellungsmerkmal. "Evil Dead" lässt die seit "Scream" anscheinend unabdingbare Humorkomponente völlig fallen. Hier gibt es keinen Metawitz, oder wie Hornbebrillte Filmfreaks das nennen mögen - das hier ist kein Film für einen schmunzelnden Kinoabend. Humor finden hier höchstens die Leute, die sich, ähnlich den nervenden Volltrotteln in meiner Kinovorstellung, vorher mit 5 Litern Bier in die Betrachtungsstarre gesoffen haben, um dann jedes abgefallene Körperteil mit grunzendem Gelächter zu quitieren. Und da wundert sich der geneigte Horrorftreund, warum das Genre und seine Liebhaber einen solch miesen Ruf haben. Ich war jedenfalls peinlich berührt.

Diesen Humor schien wohl der ein oder andere Rezensent vermisst zu haben, brachte hierbei leider aber auch das Original in die Kritik mit ein, und da muss ich doch mal ernst fragen: An welcher Stelle hat denn bitte "Tanz der Teufel" (!) 1 (!) Humor? Budgetbedingte Knetmassefiguren zählen hier nicht! Noch unangenehmer wird es, wenn die Erinnerung verschwimmt und plötzlich Szenen vermisst werden, die in Teil eins nicht mal vorkamen. Das spricht für Qualität und Fachkenntnis. Dabei tut Fede Alvarez uns Fans "der ersten Stunde" sogar den Gefallen und bringt zahlreiche Referenzen, sogar an den zweiten Teil, unter (von Raimis schickem Wagen bis hin zur "Hand-Szene", ja sogar auf den finalen Trick das Buch zu vernichten wird eingegangen). Ein wenig mag das Surrealistische fehlen, etwa wenn eine überflutete Straße die Jungs und Mädels an einer Heimfahrt hindert. Doch gerade der Punkt, das die Twens in der ersten Hälfte felsenfest an einer logischen Erklährung festhalten wollen, macht den Reiz des neuen Drehbuchs aus.

Fairererweise muss man allerdings gestehen: Sonst gibt es nicht soviel, wodurch sich das Drehbuch hervortäte. Die Geschichte ist klassisch und damit auch ziemlich "ausgelutscht". Dem Publikum wird also das geboten, was es erwartet und eventuell auch gerne in einer neuen Variation geboten bekommen hätte. Nur leider handelt es sich eben um ein REMAKE und nicht um ein REBOOT der Reihe. Was also, liebe "4-Punkte-abwärts"-Kritiker habt Ihr denn erwartet.

Stattdessen sollte man sich eben freuen, dass die Schauspieler zwar austauschbar, aber im Rahmen der Genrekonventionen wenigstens überzeugend agieren. Dass die Effekte superprofessionel und vor allem mit richtigem Handwerk entstanden sind (eine Seltenheit, aber ich weiß, "The Avengers" bietet eben Dank CGI mehr Schauwerte). Und dass die morbide, auswegslose Stimmung erhalten wurde. In diesem Sinne ist "Evil Dead" mit Sicherheit nicht der härteste Film den wir jemals sehen werden, aber wenigstens ein konsequent und durchgehend harter Flick, bei dem nur die ersten 5 Minuten deutlich die Spannung auf die kommenden 80 Minuten mindern. Das hätte es nicht gebraucht und hilft weder dem Kenner noch den Newbies in irgendeiner Form weiter.

Von mir gibts dennoch, oder eben deshalb, 8 Punkte für eines der besten Remakes der letzten Zeit und ich freue mich natürlich wie Bolle auf einen angekündigten "richtigen" vierten Teil der Reihe.

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