Redemption (warum auch immer man einen englischen Titel durch einen anderen englischen ersetzen muß, ich werde es nie verstehen) ist unterm Strich ein meistenteils schwülstiges, nur vordergründig nachdenkliches Melodram mit ein wenig Action. Anschauen kann man sich den Film schon, einen wirklichen Grund, dies zu tun, gibt es allerdings nicht.
Die Geschichte des traumatisierten Soldaten, der in der Gosse landet, sich dann aber wieder regeneriert, um seine Kriegssünden durch noch mehr Untaten wiedergutzumachen, ist zu oberflächlich inszeniert, um wirklich zu berühren - die Liebesgeschichte wirkt partiell wie ein Groschenroman - und die ansprechende, recht drastische Action ist zu selten eingestreut, um den Prügelfreund zu befriedigen und wirkt im Gesamtkontext sogar eher deplaciert.
Jason Statham, dessen Œuvre nach meinem Geschmack deutliche qualitative Schwankungen aufweist - die Transporter-Reihe beispielsweise ist mir zu bunt, knallig und klischeehaft - ist ein Typ, jedoch kein wirklicher Schauspieler, weswegen man ihn als Fehlbesetzung bezeichnen muß. Denn der Charakter, den er verkörpert, gäbe eine Menge her: Ein gebrochener Mann, der beim Versuch, Recht herzustellen, sich moralisch reinzuwaschen, noch tiefer in Schuld und Sünde (um mich mal auf den religiösen Anhauch des Films zu beziehen) versinkt, das hätte ein waschechtes Drama werden können, in dem die Gewalteinlagen eher weh tun als Spaß bereiten - mir fallen etliche, nicht nur asiatische, Filme ein, in denen zerrissene Protagonisten dargestellt werden, deren Kämpfe gegen die inneren Dämonen oder Zweifel einen stärker mitnehmen als jene gegen (andere) Gangster, die Polizei oder wen auch immer. Die in "Redemption" dargestellten physischen Kämpfe sind jedoch genau von der Beschaffenheit, die Statham-Filme für uns Jungs so attraktiv macht: grob, stylish, selbstzweckhaft, und mit ihm als quasi unbesiegbaren Helden - hier lediglich untermalt von dramatischer Streichermusik, die wohl andeuten soll, daß das jetzt keinen Spaß machen darf, weil Gewalt ja (in dieser Geschichte) schlecht ist. Das Problem ist: Statham spielt wieder mal den ultrasmarten Typen, der auch stets einen lustigen Spruch auf den Lippen hat; daß er in seiner Kaputtheit oder aus Stumpfheit nicht mehr überblickt, wie falsch er sich verhält, bringt er kein Stück rüber - anfangs eingestreute Kriegserinnerungen und Wahnvorstellungen verschwinden auch recht schnell, ohne merkbare psychische Veränderung oder eine sonstige Wandlung im Helden zu bewirken. Einem eher tumben Typen, wie von Jean Reno in "Leon - Der Profi" dargestellt, nimmt man ab, daß er Menschen tötet, ohne sich wirklich Gedanken darüber zu machen. Stathams Charakter ist aber viel zu reflektiert und sensibel dargestellt, um glaubhaft zu vermitteln, daß er z. B. entgegen seinen Grundsätzen und Gefühlen für Leute arbeitet, die Mädchenhandel betreiben und halt auch sonst nicht sehr christlich handelt - was mich zu der Frau in der Geschichte bringt. Wobei ich wirklich nicht weiß, was ich dazu schreiben soll: Je länger ich darüber nachdenke, desto klischeehafter und konstruierter empfinde ich die beiden Hauptpersonen und ihre Beziehung.
Um noch einmal auf den Anfang zurückzukommen: Man kann den Film gucken, aber da es sich doch um eine rechte Schmonzette handelt, gibt es sogar absolut keinen Grund, Geld oder Zeit aufzuwenden, um "Redemption" zu sehen - es sei denn, man will alles von Jason S. gesehen habe oder meint, daß die (ansprechend inszenierten, oder sagte ich das schon?) Actioneinlagen über den Rest des Werks hinwegtrösten.