Review

Fans von Jason Statham werden den kernigen Briten wahrscheinlich weiterhin als Actionhelden erleben wollen, doch mit "Hummingbird" schlägt er eine ungewohnt ruhige Richtung ein, - zum Ärger für alle Actionfreunde, denn jene besteht allenfalls aus zehn Minuten Prügelei.

Joey (Statham) kehrt nach einem Einsatz in Afghanistan nach London zurück und landet sprichwörtlich in der Gosse. Ab und an schaut er in der örtlichen Suppenküche bei Nonne Cristina (Agata Buzek) vorbei, doch meistens säuft er und wird vom Mob verprügelt. Bis er im feinen Apartment eines Fotografen landet, der für einige Monate außer Haus ist. Joey beschließt dort zu verweilen und sein Leben umzukrempeln. Er beginnt in der Küche eines China-Restaurants, wo nach einer Prügelei bald kriminelle Gestalten auf ihn aufmerksam werden. Doch kann er mithilfe der Nonne sein Leben auf Dauer wirklich bereinigen?...

Auf den Punkt: 10 % Action und 90 % Drama werden hier auf den Zuschauer losgelassen, der erst einmal verknusen muss, dass Statham nicht alle fünf Minuten explodiert. Leider erhält sein Joey einen nur recht vagen Background, denn ein paar Inserts aus Afghanistan und die Tatsache einer Ex und einer neunjährigen Tochter, welche nur zweimal kurz in Erscheinung treten, bringen nicht allzu viel auf den Tisch. Auch seine Verbindung zu Isabel bleibt viel zu lose angerissen, um im Verlauf eine emotionale Entwicklung nachvollziehbar erscheinen zu lassen.

Die ruhige Erzählweise ist der Geschichte zwar angemessen und die teils tristen Bilder aus Soho schaffen eine angemessene Atmosphäre, doch so richtig will der Funke nicht überspringen, obgleich die ambivalente Figur eines Robin Hood im Gangstermilieu durchaus seinen Reiz hat. Doch gerade in diesem Punkt wird viel zu sehr Schwarzweiß-Malerei betrieben, was zuweilen gar ins Kitschige abdriftet. In diesem Kontext ist auch die Entwicklung der Nonne Cristina kaum glaubhaft, denn diese predigt zwar zuweilen von moralischen Grundsätzen, doch ihre eigenen wirft sie im Verlauf immer mehr über Bord. Immerhin ist das Zusammenspiel der Hauptfiguren noch einigermaßen unterhaltsam ausgefallen, wenn denn schon der Rest nicht wirklich überzeugen kann.

Die wenigen Actioneinlagen sehen recht knackig aus, da wird zwischenzeitlich ein Arm gebrochen und stramm mit den Fäusten ausgeteilt, zur Not auch mal jemand direkt in die Tiefe gestoßen, doch diese Momente sind eben viel zu rar gesät. Statham bemüht sich zwar um einige Gesichtsausdrücke mehr als sonst, doch die emotionalen Momente will man ihm doch nicht so recht abnehmen. Ganz anders Agata Buzek, welche ihre Figur ausgezeichnet bekleidet und mit sichtlicher Hingabe und vielen Facetten performt. Positiv fallen ferner noch die ausgezeichnete Kamera und der gut ausgearbeitete Score auf.

Manch einer wird sich über ein wenig mehr Schauspielerei von Jason Statham freuen und im Prinzip macht er diesbezüglich auch deutliche Fortschritte, doch ein nahezu reines Drama mit Action, welche wie ein Zugeständnis an die alten Fans wirkt, ist letztlich doch ein herber Bruch. Die Geschichte hat zwar Potential, doch nur allzu selten entwickelt sich daraus so etwas wie Spannung, zumal es kaum Reibereien gibt und Konfrontationen außerhalb der Schlägereien eher im Weichspülerformat abgespult werden. Anleihen einer romantischen Komödie finden sich zwischenzeitlich auch, bevor die Melodramatik wieder übernimmt und die nächste plumpe Moral in die Runde geworfen wird.
Nichts Halbes und nichts Ganzes und vor allem kein Actionfilm, den wahrscheinlich einige Filmfreunde weitaus unterhaltsamer gefunden hätten.
5 von 10

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