Die 26-minütige Dokumentation „I Goth My World“ der Franzosen Guillaume Clere und Brice Lambert aus dem Jahre 2012 beleuchtet die Gothic-Szene in Deutschland und Frankreich. Sie zeigt Ausschnitte von Konzerten und Festivals sowie einige Interviews mit Angehörigen der Subkultur verschiedener Generationen, woraus sich auch bei bisher nicht mit dem Kult in Berührung gekommenen Zuschauer ein erstes, grobes Bild ergibt, sie ein gewisses Verständnis entwickeln können. Statt aber die Gothic-Kultur im Gesamten zu portraitieren, die ein breites Spektrum unterschiedlicher Stile – nicht nur hinsichtlich der Musik von punkigem Gothic Rock bis hin zu rein elektronischen Klängen – aufweist, finden fast nur der klassische Gothic Rock, der Ende der 1970er in Großbritannien entstand, und der von sog. Cybergoths favorisierte Industrial-Techno-Stil Berücksichtigung, womit man sicherlich zwei Extreme bzw. Pole herausgepickt, das Thema aber alles andere als erschöpfend behandelt hat. Am Rande wird der sich stark über die Kleidung definierende Fetischbereich erwähnt, ein paar Uniformträger kommen zu Wort. Ansonsten wird noch kurz aufs Pariser Gothic-Nachtleben eingegangen, was grundsätzlich nicht uninteressant ist, innerhalb eines solch kurzen Formats angesichts der vielen weiteren, relevanteren Informationen, die fehlen, aber verzichtbar erscheint. Dankenswerterweise finden sowohl der Kommentator als auch ein zum Interview gebetener alter Szenehase auch kritische Worte insbesondere hinsichtlich des kommerziellen Ausschlachtens und der Oberflächlichkeit der Szene, bevor die Dokumentation mit offenen Fragen nach der Zukunft der Subkultur schließt.
Für viel mehr reichte natürlich die knapp bemessene Zeit schlichtweg nicht, eine etwas ausgewogenere, homogenere Berichterstattung wäre aber dennoch wünschenswert gewesen. So sind es vor allem die kritischen Worte, die zu gefallen wissen und sich in Richtung einer kritischen Bestandsaufnahme bewegen, die sich an die eigene Szene richtet. Interessanterweise ist der Film aber anscheinend aus Teilen einer interaktiven Web-Dokumentation zusammengesetzt worden, welche vermutlich weiter in die Tiefe geht.