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Wenn's um Züge geht versteht Hannes keinen Spaß. Der neue Chef seiner Firma streicht ihm den Urlaub und so kann Hannes nicht zum Ersten Internationalen Fahrplankongreß ins nordfinnische Inari. Zur Weißglut getrieben läßt er sich aber nicht aufhalten.

So kurz ist auch schon der ganze Inhalt des Films beschrieben. "Zugvögel" ist ein deutscher Film, dem man durch seine gelungene Art sofort die Gene anmerkt. Könner waren am Werk, um hier in der typischen Genre-Manier aus wenig Stoff einen tiefsinnigen, hintergründigen und kurzweiligen Film zu schaffen mit unglaublicher menschlicher Präsenz der Charaktere.

Kuriose Menschen, absurde Situationen, einfach strukturierte Abläufe, trockener Humor - das ist deutsches Kino wie wir es lieben und sehen wollen. Maßgeblich trägt Joachim Krol zum Gelingen bei, selbstredend. Wo Krol auf der Besetzungscouch saß, kommt Erfolg hinten raus. Er verkörpert Hannes, eine abstruse Gestalt mit Gehirnwindungen, die so manch einer als eigenartig empfinden mag, aber dem deutschen Typus im Generellen nicht wesensfremd ist. Ein Bierfahrer aus Dortmund, dessen Hobby es ist, Zugfahrpläne ganz Europas auswendig zu lernen und die schnellsten Zugverbindungen zu kennen.

Durchwegs sind es Menschen wie du und ich, und keine Superhelden. Egal ob Kommissar Fanck (gespielt von Peter Lohmeyer) oder die dritte Hauptfigur, Hannes' Zugbekanntschaft Sirpa (Outi Mäenpää), alle drei Hauptdarsteller glänzen in ihren Rollen mit Eigenarten, vornehmlich verstocktem Schweigen und intelligenten Sätzen, verstreut angeordnet, intellektuell typisch deutsch wirkend.

Aber auch die Nebenrollen sind bemerkenswert, der Falschgeldschmuggler und Schlafwagenschaffner, oder der hamburgische Kriminalbeamte zum Beispiel. Und wir hätten noch Nina Petri's Kurzauftritt als Sektretärin oder ein finnisches Pärchen zu bieten, letzteres dem Wein und deutschen Bier nicht abgeneigt. Und an alle "ZAK"-Fans: Wer entdeckt Friedrich "Küppi" Küppersbusch?

"Zugvögel" ist genial. Einfacher Plot, ausführliche Charakterdarstellung, detailverliebte Perfektion. Peter Lichtefeld entführt uns in eine ganz eigene, nordisch ruhige Welt, aus der man zuletzt nur ungern wieder heraus in den Alltag möchte.

(9/10)

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