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Joachim Król hat immer wieder mit herrlich skurrilen Rollen für aufsehen gesorgt und Kritiker wie Publikum überzeugt. Erinnert sei nur an den genialen „Wir können auch anders…“. Nachdem er, auch dank des Erfolges mit „der bewegte Mann“ hauptsächlich in Komödien zu sehen war, ist „Zugvögel“ so etwas wie eine Rückkehr zu den Wurzeln.

Król spielt den Dortmunder Bierkutscher Hannes. Hannes ist zufrieden mit seinem Leben, ist bei den Frauen etwas zu schüchtern und lebt für sein Hobby. Er kann die Zugfahrpläne der gesamten Welt auswendig und bereitet sich auf die erste Weltmeisterschaft der „Kursbuch-Spezialisten“ im finnischen Inarí vor. Doch da ist noch sein neuer Chef, der will auf einmal nichts vom Sonderurlaub von Hannes wissen und als Hannes am nächsten tag im Zug nach Finnland sitzt ist der Chef tot und der Safe der Firma leer.
Während sich in Deutschland ein Kommissar auf die Suche nach Hannes macht, lernt dieser auf seiner Fahrt die unterschiedlichsten Menschen kennen. Ein finnisches Pärchen, einen zunächst freundlichen Schaffner und natürlich seine Traumfrau. Doch bevor es am Ende zu einem wundervollen Finale kommt, stehen natürlich bei diesem „(Rail-)Road-Movie“ noch die unterschiedlichsten Situationen im Wege zwischen Hannes und seinem Glück.

Irgendwie wird man den Eindruck nicht los, das es genau solche Filme sind die sich auch Aki Kaurismäke gerne anschaut. Die Menschen reden nicht viel, wenn sie aber etwas zu sagen haben, so kann man sich sicher sein, dass es sinnvoll ist, das es die Charaktere noch transparenter macht, den Zuschauer noch weiter hineinführt in dieses kleine Meisterwerk des deutschen Kinos.Es geht nicht um das Ziel, hier geht es ausschließlich um den Weg, und der ist gefüllt mit Situationen die gekonnt zwischen ruhigem, nordischen Humor, Sehnsucht und etwas Dramatik pendeln. Die Charaktere sind alle auf der Suche, Hannes selber der wohl typischste Deutsche den man seit langem in einem deutschen Film gesehen hat. Bodenständig, zuverlässig genau, zumeist pünktlich und doch ist da diese Sehnsucht nach mehr, nach etwas das über diese Hinausgeht. Und es ist dieses Gefühl, dass den ganzen Film durchzieht, das sich in den Dialogen spiegelt, das sich in den Bildern der weiten finnischen Landschaften zeigt und letztlich auch im Ende, wenn Hannes sich ganz gegen sein Naturell entscheidet.

Joachim Król ist einmal mehr überragend. Dieser Film lebt mit ihm, von ihm. Kein anderer Deutscher Schauspieler hätte die Figur des Hannes mit so viel Leben füllen können, hätte mit nur einem Blick zugleich tiefste Traurigkeit und doch auch Hoffnung zeigen können. Ganz groß. Dem in nichts nach stehen auch Peter Lohmeyer, der als Kommissar eine Figur wie aus einer anderen Zeit spielt, und Outi Mäenpää, de (und hier schleißt sich der Kreis) auch schon für Kaurismäki gedreht hat.

Zugvögel“ ist ein kleiner Film, der aber einer der ganz großen ist. Mit einem wahrlich kleinen Budget wurde hier ein Geschichte erzählt, die bewegt, die fesselt und mitreißt. Getragen von hervorragenden Darstellern und schönen Bildern ist dieser Film ein ehcter Geheimtipp für all jene, die nicht gleich zurück schrecken wenn es um das Thema „deutsches Kino“ geht. 8 von 10 Punkten.

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