Jimmie hat ein Problem. Die Firma, in der er tätig ist, steht vor dem Bankrott. Da passt es ganz gut, dass ein Verwandter ihm sieben Millionen Dollar vermacht hat – unter einer Bedingung. Er muss bis sieben Uhr verheiratet sein.
Die Ausgangslage ist konstruiert, ohne Frage. Aber sie bildet auch die Grundlage für ein paar witzige Szenen. Wenn Jimmie verzweifelt nach einer heiratswilligen Dame fahndet und dabei immer wieder scheitert, bietet das eine gelungene Mixtur aus Mitleid und Humor. Wie so oft ist Keatons stoischer Ausdruck die halbe Miete, sein Gespür für Timing (insb. in der Abfolge der Abfragen in puncto Heiratswilligkeit) unentbehrlich.
Die Geschichte basiert auf David Belascos gleichnamiger Bühnenproduktion, die wiederum auf einem Stück von Roi Cooper Megrue aus dem Jahre 1916 beruht. Die Verfilmung wurde von Keaton selbst inszeniert und braucht diese auch etwas Zeit, um die Gänge zu kommen, steigert sie sich weiter bis zu einem furiosen Finale, in dem Jimmie von einer Horde Bräute durch Stadt und Land gejagt wird. So bietet „Seven Chances“ doch einiges, was unterhalten mag und ist erzählerisch und tricktechnisch durchaus ansprechend.
Wenn da nicht ein paar dunkle Wolken wären, die zu ignorieren schwer fällt. Zum einen ist das das Blackfacing, denn der Bedienstete von Mary wird von einem eigentlich weißen Darsteller gespielt. Und dies beschränkt sich nicht nur auf einen Auftritt. Weiterhin sorgen Szenen für Verwunderung. In einer lässt Jimmie von einer Dame sofort ab, als er erkennt, dass sie schwarz ist. Das mag dem Umstand geschuldet sein, dass zur Entstehungszeit des Films eine solche Ehe rechtlich nicht erlaubt war und somit hier keine Lösung darstellt. Es wirkt trotzdem deplatziert, da die Szene ihren Witz allein auf dem Umstand konstruiert, dass die Dame diese Hautfarbe hat. Genauso verhält es sich mit einer Frau, die eine Zeitung auf hebräisch liest. Natürlich ist dies auch im Hinblick auf den Entstehungszeitraum des Films zu betrachten – es wirkt trotzdem befremdlich.
Keaton selbst war mit dem Film nicht sonderlich zufrieden. Dies hatte allerdings mehr inhaltliche Gründe, da er schon das Stück von Megrue nicht sonderlich ansprechend fand. Er realisierte den Film eher aus der Not heraus, da er seinem Produzenten Joseph Schenck noch was schuldig war. Die Vorlage wurde gekürzt und von einer Bühnen- in eine Filmfassung transferiert, was auch neue Elemente wie u. a. die erwähnte Verfolgungsjagd am Ende beinhaltete. Technisch interessant ist auch der Beginn des Films, der in Farbe gedreht wurde.
Mit vielen witzigen Einfällen und toll inszenierten Sequenzen ist „Seven Chances“ ein unterhaltsamer Film, auch wenn Keaton selbst ihm nicht positiv gegenüber stand. Manch fragwürdige Szene im Hinblick auf den kulturellen Umgang dämpft das Vergnügen und dennoch lohnt ein Blick. Mit seinem Gespür für Timing und der Flucht vor den Massen im letzten Drittel bekommt man was geboten, wobei selbst ohne die kritisierten Szenen dieses Werk nicht zu seinen besten Arbeiten gezählt werden dürfte.