Überaus solider Herbstfilm aus Korea, der in seiner Mischung aus Komödie, Drama und spät auch ein wenig Action (samt dann plötzlich Blut, Verletzten und auch emsig Toten) eher in den leisen Tönen und anders als angesichts des Themas erwartet nicht unbedingt als Basis für ein neues nationales Bewusstsein funktioniert. Wie auch im früheren Secret Reunion (2010) und dem noch folgenden Secretly, Greatly (2013) und zeitlich getreu zu aktuellen Ereignissen wird hier die Problematik von Nord- und Südkorea und die schwierige Verbindung zueinander weniger in der gesellschaftlichen oder gar politischen Beziehung zueinander, sondern als Rahmen für einen kleinen Spionagefilm mit erst humoristischen und dann und wann auch dramatischen Verwicklungen gebracht. Willkürliche Annahmen, die mit der realen Welt eher weniger zu tun haben, aber für den Moment wahrscheinlich mehr unterhalten und in seinem "What would you do?" auch mehr über das gespaltene Verhältnis anregen:
Schon seit mehreren Jahren inkognito als Händler und Verkäufer für allerlei unnötiges Sammelsurium in Südkorea beschäftigt, ist Mr. Kim [ Kim Myeong-min ] in Wahrheit Section Chief einer kleinen Einheit von nordkoreanischen Geheimagenten, die auf einen eventuell niemals kommenden Auftrag warten und sich die Zeit bis dahin mit ihren neuen Familien und der Routine des Alltags vertreiben. Eines Tages steht dennoch unerwartet Choi, Head of Apartment [ Yoo Hae-jin ] und dann auch mit dem ersten hochbrisanten Einsatz vor seiner Tür, soll Kim zusammen mit den ebenfalls altgedienten Agent Kang [ Yeom Jeong-ah ], einer nunmehr alleinerziehenden Mutter, dem Ökoaktivisten Agent Woo [ Jeong Kyeo-woon ] und dem Frührentner Yoon [ Byeon Hee-bong ] den abtrünnigen Premierminister Lee um die Ecke bringen. Viel interessanter für die mit normalen Sorgen wie der darbenden Ökonomie und anderen finanziellen Sorgen Geplagten ist allerdings das vermutete Überlaufgeld des 'Verräters', in Höhe von kolportierten 10 Mio. USD. Währenddessen sitzt ihnen der einheimische Geheimdienst, allen voran Han Jung-wook [ Jeong Man-sik ] bereits eng im Nacken.
Konträr zu den ersten Bildern, die den ehemaligen Bruder und nun getrennten und gespaltenen Kontrahenten vom Norden als den Feind schlechthin und diesen als ständige Bedrohung des (Welt)Friedens zeigen, werden die Gesandten und Versteckten als normale Menschen mit ganz normalen Problemen, die des Kleinbürgers eben porträtiert. Gerade "Mr. Kim", der die Identifikation für das Kinopublikum bieten soll und bieten kann, gestaltet sich als zwar äußerlich erwachsener Mann, aber auch schon etwas gesetzt im Alter, ein wenig aus der Figur geschlagen und mit den üblichen Marotten des Berufs- und Familienlebens. So laufen die Geschäfte schlecht oder sind moralisch eher mickrig angelegt, die Ehe, immerhin die Institution des Lebens gerät auch kaum in den Mittelpunkt des Geschehens, und wenn überhaupt, wird "Mr. Kim" wegen seines zu viel Zusprechens des Alkohols und so mit Tadeln und Anordnungen seines Lebenspartnerin gerügt.
Auch die andere und sonstige Umwelt hat wenig Respekt oder gar Angst vor dem Schläfer und Spion in spe; der Mitarbeiter beklaut ihn und hat noch den Mut, dies auch offen kundzutun, der Trainer des Sohnes lässt sich erst mit Bestechung zum Einsatz des Sprösslings auch im Spiel überreden, und auch die Missgeschicke – abgeschlepptes Auto, Miete ständig erhöht, die in den Bergen versteckte Waffen musste in den Jahren einem Neubau weichen – häufen sich in regelmäßiger Natur. Überhaupt wird der Einsatz eher locker und alles Andere als vaterlandsliebend, wenn auch zum Anfang hin noch wenigstens halbherzig vaterlandstreu, als ewiger Genosse halt, trotz der Einschränkungen im Finanziellen und sowieso der mangelnden Unterstützung angegangen. Auch die anderen Mitglieder des Teams haben theoretisch andere Sorgen, als sich um einen Überläufer zu kümmern; ein im Grunde heillos zusammengewürfelter Trupp, die die besten Jahre längst und die einstigen Überzeugungen, wenn ehedem überhaupt existent nun auch schon weit hinter sich haben.
Die Inszenierung begleitet den späten und nicht gerade freiwillig und freimütig angenommenen Auftrag auf die leise begleitende Weise, lässt an den Gruppenbesprechungen, die sich auch meist um gänzlich andere Dinge, darunter im Vordergrund die der getrennten Partnerschaft des ehemaligen Liebespaares drehen, als stiller Beobachter und quasi Fünften im Bunde teilhaben. Geschrieben und gedreht von Woo Min-ho, der zuvor und auch mit Kim Myeong-min in der Titel- und Hauptrolle für Man of Vendetta (2010) verantwortlich war, wird in eher ruhigen, weder besonders aufwändigen noch anderweitig vorwärtsdrängenden Einstellungen und auch sonst nicht mit Wichtigkeit gesegnet, von dem Versuch der Annäherung zweiter unterschiedlicher Länder und scheinbar gar nicht so unterschiedlicher Menschen berichtet. Das ist vom Ansinnen her edel, ein bisschen banal, so wie auch der gesamte Film, der sich bis auf das größere Finale – einem wilden, blutigen Attentat per Schnellschusswaffen inmitten im Verkehrschaos einer Straßenkreuzung – auch in keinster Weise in den Vordergrund stellt. In der Komik nicht subtil, aber sympathisch gehalten und gespielt, und im angenehm zu schauenden und genießenden down-to-earth Sinn. Siehe auch Sneakers, der die Grundlagen des Thrillerkinos ebenfalls versteht, selbst 1991 schon altmodisch, aber nicht altbacken wirkte und trotz aller Unauffälligkeiten die treue Schar für sich einnimmt.