Der Originaltitel "L'amante dell'orsa maggiore" (offenbar bezogen auf das Sternbild, das sich die Schmuggler in dem Film als Orientierungszeichen gemerkt haben - Senta Berger zumindest sieht hier weniger wie eine große Bärin aus) war hierzulande offenbar nicht dramatisch genug, so spoilerte man lieber kräftig mit dem neuerfundenen "Nur der Letzte kam durch". Mit Giuliano Gemma und Senta Berger hat man hier ein attraktives und zugkräftiges Paar, das allerdings die meiste Zeit keines ist. Aber kommt Zeit, kommt Rat. Nach dem Roman des 1901 geborenen Sergiusz Piasecki drehte Valentino Orsini in seiner drittletzten Regiearbeit einen Abenteuerfilm, dessen Handlung sich sehr konventionell an einer "verbotenen Liebe" und einigen gefährlichen Aktionen entlangarbeitet.
Begleitet von einem einprägsamen, melancholischen und dem Thema gemäß slavisch angehauchten, jedoch auch ein bisschen westernhaften Thema des Komponisten Benedetto Ghiglia werden sehr stimmungsvolle Bilder von Mario Vulpiani, die in der jetzt vorliegenden DVD-Abtastung sehr angenehm "naturbelassen" zur Geltung kommen, ohne dass die feine Körnung des Ausgangsmaterials kaputtgefiltert wurde. Diverse Tonsprünge und seltsame Übergänge lassen jedoch gemischte Gefühle beim Betrachter aufkommen. Offenbar fehlt doch so einiges, seien es nun lediglich kurze Teile von Szenen oder auch längere Abschnitte. Besonders gegen Ende wirkt der Film seltsam sprunghaft.
Inhaltlich passiert hier nicht viel Aufregendes. Der sich anbietende Konflikt zwischen der Liebe Vladeks zu Fela und der Treue zu deren Verlobtem Sascha ist ein Thema, dem der Film weitgehend ausweicht. Es gibt ein beständiges Katz-und-Maus-Spiel zwischen den Schmugglern und der Staatsmacht, vor allem den Russen, und zwischendurch wird dem Betrachter noch klargemacht, dass Vladek keine Frau widerstehen kann. So gibt es einen Abschnitt, in dem die drei Töchter des Hauses, in dem er auf der Flucht untergekommen ist, sich in seinem Bett beständig abwechseln. Zu Hause geht dann wieder ein sehnsuchtsvolles Schmachten mit Fela los, als sei nichts geschehen. Es geht jetzt weniger um moralische Verwerflichkeit als dass hierbei einfach keine großen emotionalen Wallungen aufkommen. Ob es nun mit Fela was wird oder nicht, unser Held wird sich schon irgendwie trösten. Eine bewegende Liebesgeschichte sieht anders aus. In diese Beliebigkeitsfalle manövriert sich der Film, indem er Vladek als besonders tollen Hecht darzustellen versucht.
So bleibt es bei einem gut besetzten, schön abgelichteten und wehmütig vertonten Abenteuerfilm, dem aber eine starke Geschichte abgeht und der sich letztlich nicht vor einer gewissen Episodenhaftigkeit und Beliebigkeit des Erzählens retten kann.