Review

Hach was waren das noch für Zeiten, so Mitte bis Ende der 90er: „RTL Samstag Nacht“ lief noch, Sahnestück war ja immer die leckere Esther Schweins, die rothaarige Engelsgestalt. Nicht auch aufgrund ihres tollen Aussehens wurde sie zur „erotischten Frau Deutschland“ gewählt, bekam dann auch vermehrt ernsthaftere Rollen von Film und Fernsehen angeboten. Doch wie bei Franke Potente in „Creep“ wundert man sich auch bei „Rosenkavalier“ warum eine so schöne und begabte Frau eine solche Rolle annimmt? Sie meint dazu im Interview das sie es interessant fand trotz ihrer bösen, belasteten Rolle erotisch zu wirken; sie wollte auch ohne große Emotionen zu zeigen Emotionen spürbar machen...nun ja, lecker sieht sie im grünen OP-Kittel und Gummistiefeln immer noch aus, ohne Frage – doch was bleibt?

„Deutschland hat seinen Skandal – Eine bittere Endzeitvision wie sie der deutsche Film noch nie gesehen hat“; ein TV-tauglicher Film ist „Rosenkavalier“ (aufgrund seiner Thematik) weiß Gott nicht geworden; wenn auch leider die typische deutsche TV-Optik durchringt, doch dazu später mehr. Der erwartete Skandal wurde es dann auch nicht - ich kann mich noch vage erinnern wie zumindest die TV-Zeitschriften etwas darüber berichteten - doch wirkliche Wellen schlug der Film meines Wissens nach nicht, das sieht man ja am „großen“ Bekanntheitsgrad den solche „Skandalfilme“ immer haben. Dabei ist die Geschichte relativ reißerisch:

In einer Privatklinik für Kinder hat sich der „Bund der Rosenkavaliere“ zusammengeschlossen, allesamt Angestellte der Klinik – samt dem leitenden Ehepaar das selber zwei Kinder hat. Sexuelle Perversitäten sind Grund des Bündnisses, das vor allem Kinder der Spielball sind sollte klar sein. Jahre später – die Vergangenheit bekommt man aus Erzählungen der Mutter berichtet die noch im Knast sitzt. Diese bekommt derweil Post von ihren beiden Töchtern. Fotos mit Initialen, blutige Fotos: die bisher hingerichteten Perversen; hingerichtet durch die Hände der Geschändeten. Auf ihre Entlassung wartend häufen sich die Todesfälle, die Liste wird nach und nach abgearbeitet. Der ermittelnde Polizist der sich nichts ahnend in eine der Schwestern verliebt, ahnt nicht was in den kranken Gehirnen der beiden vorgeht...

Rache! Selbstjustiz! Quälende Sexspiele mit blutigem Ende! Daher auch das „rote Siegel“ auf der DVD: doch mehr der Grundtenor des Films als dargestellte Gewaltszenen sind ausschlaggebend. Da hätte ein richtig mieser „Sicko“ bei der Thematik hätte raus kommen können, ganz so die Sau rauslassen tut man doch nicht; wenn auch der erste Mord von der Intensität ein wenig an die Szene aus „Haute Tension“ erinnert wo der Killer Maries Finger ableckt...und zudem gibt es hier einen saftig-sprudelnden Kehlenschnitt; danach macht sich erstmal Langeweile breit, die Geschichte plätschert vor sich hin. Und wieder im Versuch sich möglichst gut im Ausland vermarkten zu wollen wird alles auf US getrimmt: Cadillacs, amerikanische Nummernschilder, einer der Hauptcharakter ist ein Farbiger, etc. Das haut wie immer nicht hin, beeinflusst die gar nicht mal so schlechte Idee negativ; wie gesagt aus der Geschichte hätte man sicher mehr machen können. Diese plätschert nur so vor sich dahin ohne nennenswerte Höhepunkte zu haben, ohne wirklich Hintergründe zu erzählen (wieso z.B. kommen die Ärzte wieder in die Klinik wobei sie doch eine gewisse „Vorahnung“ haben sollten nachdem schon die Eltern erschossen wurden, bzw. "dingfest" sind). Auch der biedere TV-Look enttäuscht, eine kalte Klinikatmosphäre fehlt gänzlich, die Kulissen wirken billig. Dabei sind die Weitwinkelaufnahmen auf die Klinik sehr stimmig, leider war es das fast an filmischer Beklommenheit.

Graphisch wird es kaum noch, das meiste geschieht im Off (außer dem ersten Kehlenschnitt und eine längere Bearbeitung mit einer Schaufel und einem Hieb mit einer Spitzhacke), auch die Rückblenden in die Vergangenheit sind abgesehen von etwas detaillierten Szenen (Vergewaltigung Esther Schweins) gegen Ende harmlos; schaffen es leider nicht den nötig kühlen Grundtenor rüberzubringen, der Grund für die Rache ist. Zu wenig Substanz einfach, dafür gibt es Szenen in denen banale Dialoge und Handlungsstränge (in der Reservatenkammer wo die beiden Bullen sich über Hehlerei unterhalten und Whiskey saufen während der Hauptakteur just in Time einen Projektor aufbaut) sichtbar nerven. Der schwarze Polizist, auch so eine Tröte – darstellertechnisch kann der Film auch wenig überzeugen. Man fühlt kaum mit den Mädchen mit, ihr Hass, ihre Demütigungen die sie antreiben kaum erkennbar – leblose Hüllen, kaum Dramaturgie, kaum ausgereizt das mögliche Potential. So verkommt Esther Schweins in ihrer Rolle zum bösen Schwesternpart der die andere anstachelt – aber auch dies wird nicht wirklich ausgearbeitet. Esther in ihrer Rolle Epileptikerin - der dargestellte Anfall ist (ich kann als Fachkraft im Behindertenbereich ein Lied von singen) äußerst unreal dargestellt – was aber für die Geschichte so Banane ist wie der Job der Schwester als Sängerin einer Metal-Band.

Was bleibt ist eine Esther Schweins in einer etwas anderen Rolle als wie man sie aus „RTL Samstag Nacht“ (wo sie aber besser aufgehoben ist) kennt. Hier ist sie einfach zu unterfordert, das unausgereifte Drehbuch fasst nicht richtig, zudem wurde durch schlechte Ausleuchtung und Kameraarbeit einiges an Atmosphäre verschenkt; der Film hätte locker im Spätprogramm auf RTL laufen können, wären da nicht ab und an die recht harschen Szenen...betrachtet man ihn als TV-Film. Selbst als dieser wäre „Rosenkavalier“ nur unterdurchschnittlich, warum ich mir damals die DVD gekauft habe? Na wegen Esther und dem vermeintlichen Skandalfilm! Anschauen kann man sich den Film aber eher nur aus Kuriositätengründen; als vorzeigbarer deutscher Thriller taugt er wenig.

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