Er ist nicht nur der Klassiker der Troma-Schmiede, welche bekanntlich durch ihren schlechten Geschmack zu brillieren weiß! Nein er ist ein Genremeisterwerk des Trashfilms!
„THE TOXIC AVENGER“
Lloyd Kaufman und Michael Herz schufen mit „The Toxic Avenger“ eine Heldenfigur, welche sich deutlich vom Mainstream der konventionellen Superhelden abhebt. Toxi ist hässlich, stinkt und ist nicht wirklich der hellste! Warum dies so ist, soll eine kurze Einführung erörtern.
Melvin ist ein ganz normaler, nun gut vielleicht ein klein wenig retardierter junger Mann, welcher sich seine Brötchen im Health-Center von Tromaville in Jersey verdient. Oft gehänselt und mit üblen Scherzen seitens der oberflächlichen Jugend des Kaffs geplagt, mündet diese Ausgrenzung darin, dass Melvin aus dem Fenster springt und das mitten in ein falsch abgestelltes Fass mit radioaktivem Müll. Die Konsequenzen dieser Verstrahlung sind fatal. Melvin verändert sich physiologisch und kognitiv ziemlich rasch. Optisch ist er nicht nur noch hässlicher sondern auch größer und muskulöser geworden. Zudem bemerkt er, dass er eine starke Aversion gegen alles böse verspürt (bedingt durch die Tromatrone) und alles kurz und klein macht was fies und gemein ist. So müssen sich die Schergen Tromavilles warm anziehen, denn mit Toxi ist definitiv nicht zu spaßen. Besonders der korrupte Bürgermeister fühlt sich in seiner kriminellen Freiheit stark eingeschränkt und so ist es nicht verwunderlich, dass er Toxi so schnell wie möglichen tot sehen will...
Herzerfrischend simpel ist der Plot, was selten bei mir positiv aufstößt! Kaufman und Herz intendieren nicht sämtliche Superheldenklischees zu reproduzieren, sondern sie systematisch aufs Korn zu nehmen (davon sind auch ganz besonders die USA betroffen). Als Indipendentfilmschmiede kann sich das Troma rausnehmen und soll es auch weiterhin so tun!
Soweit zur Leitintention von Tromas „Toxic Avenger“.
In den 80igern gedreht und schon zu Beginn mit einer Warnung versehen, dass „Strong Violence and Sex included“ sind in „Toxic Avenger“ wurde dementsprechend auch maßlos mit der Zensurschere zurechtgebogen. So gab und gibt es einige Versionen des Films, die wohl nur Zensurhistorisch ihren Wert besitzen, weil sie dem Film den Charme gnadenlos wegkastrierten! So sei der Director’s Cut von „One World Media Entertainment“ jedem ans Herz gelegt, der Toxi in voller (Gore)-Pracht genießen will!
Der Charme den der Film versprüht ist primär auf den hohen und liebevoll inszenierten Trashfaktor zurückzuführen, welcher auch maßgeblich durch die 80iger Jahre Atmosphäre zu Stande kommt. Der Goreanteil ist gemessen an heutigen Produktionen als gering einzustufen, aber wenn er kommt dann richtig.
Über Geschmack kann man sich ja bekanntlich streiten und so wird auch der „Toxic Avenger“ polarisierende Meinungen provozieren, denn sinnlose und selbstsuffisante Gewaltdarstellungen welche sich mit einem derben Humor paaren, sind verständlicherweise nicht jedermanns Filmvergnügen! So sollte man sich darauf gefasst machen, dass Kinder mit Autos überfahren werden und Omis mal eine kleine Abreibung bekommen.
Die Frage was der Film eigentlich soll, sollte geistig mit einem großen Bogen umdacht werden. Vielmehr sollte man sich Fragen was der Film nicht soll! Diese Frage wird sich jeder mit großer Einfachheit nach ca. 85min selbst beantworten können.
Zwischenbilanz:
„The Toxic Avenger“ ist brutal, trashig, nicht wirklich animierend für intellektuelle Höchstleistungen und der Protagonist ist ein wenig zurückgeblieben, hässlich und soll zudem streng riechen.
Rational gesehen müsste jetzt hier wohl eine Punktzahl zwischen 2 und 4 stehen, aber der Film ist meines Erachtens volle 10 Punkte wert! Wie soll das noch gehen???
Der Grund hierfür ist recht simpel!
Toxi ist einfach ein sympathischer Held. Er ist sozusagen der Prolo der lieben Superhelden im Filmgeschäft. Der Identifikationsfaktor ist durch das Bodenständige somit recht hoch. Außerdem ist Toxi liebevoll unfreiwillig komisch und sehr einfühlsam, kann jedoch andererseits hart und gnadenlos sein. Dieser krasse Kontrast macht ihn wohl, für mich zumindest, so liebenswert.
Fazit:
Toller Trash, der atypisch die Szene der geschniegelten Superhelden aufmischt! Definitiv für all diejenigen Sehenswert, die mal den etwas anderen Helden erleben möchten.
INNOVATIV, WITZIG UND TRASH IN SEINER OPTIMALEN ERSCHEINUNGSFORM!
10 Punkte