Stallone bekommt sein persönliches “Die Hard” in den Dolomiten
Ach, waren das noch Zeiten, in den guten alten Neunzigern, als der Actionfilm in der Blüte seiner Jahre stand. Helden gab es da, ungezählte, Schwarzenegger, Willis, Stallone, Seagal, verläßliche Schauspieler mit vorhersehbaren Filmen. Man wußte, woran man war, wenn man ins Kino ging, das waren keine Filme für Mäuse, sondern für Männer ( Steinbeck, falls das hier angebracht ist...). Und jedem der Heroen wurde sein persönliches „Die Hard“ spendiert, van Damme hatte „Sudden Death“, Seagal war zweimal „Under Siege“, Willis starb dreimal nur schwer in „Die Hard“. Stallone hingegen durfte zusätzlich zur Grundstory des einsamen Mannes, der sich einer Übermacht von Fieslingen ausgesetzt sieht, noch ein wenig klettern, und das sah bei ihm lange nicht so affektiert aus wie bei Tom Cruise in „Mission Impossible 2“.
Natürlich lebt der Actionfilm auch vom Bösewicht, der hier von John Lithgow ausgezeichnet gespielt wird. Lithgow ist Eric Qualen, der ein Flugzeug um dessen kostbare Ladung beraubt, leider aber mit seinem eigenen Flieger anstürzt. Was tut man in so einem Fall? Man ruft die Bergrettung, hier in Gestalt von Gabe Walker ( Stallone ) und Hal Tucker ( Michael Rooker ). Als diese beiden, verfeindet seit dem Tod von Tuckers Freundin, den er Walker ankreidet, an der Unfallstelle ankommen, erleben sie ihr blaues Wunder, denn statt verletzten Menschen zu helfen sollen die beiden drei Geldkoffer bergen. Walker aber zieht aus, um die Sache auf seine Art zu regeln, und nach und nach müssen alle Gangster den überlegenen Fähigkeiten des Bergsteigers zum Opfer fallen. Schade nur, daß es so wenige waren...
Zuzugeben ist zunächst eines: der Autor dieser Kritik ist selbst begeisterter Bergsteiger, daher ist es eine Wohltat, die Dolomiten ( die als Rocky Mountains hergehalten haben ) so schön abgefilmt zu sehen, wenngleich natürlich jegliche Objektivität dahinschwindet. Die Story ist spannend und auch beim wiederholten Ansehen immer wieder ein Garant für zwei Stunden bester Unterhaltung. Tricktechnisch ist das alles ganz prima gemacht, man bedenke immer, daß es digitale Effekte wie heute noch nicht gab – dennoch kein Grund zur Klage, man meint tatsächlich, Stallone wie eine Spinne am Fels kleben zu sehen. Der Härtegrad ist ebenfalls reichlich hoch, so war das halt früher mal, bevor die Weicheier die Leinwand übernommen haben. Renny Harlin, der ja schon für „Die Hard 2“ verantwortlich war, gelingt mit „Cliffhanger“ ein weiterer perfekter Actionfilm – und über die eine oder andere Logiklücke springt man gerne hinweg. 10/10.