Review

Kontrastprogramm und gleichzeitig Ergänzung zu Jackie Chans Chinese Zodiac [ 2012 ] (sowie den westlichen Bond und Mission: Impossible - Ghost Protocol) ; erneut ein aufwändig gestrickter Abenteuerfilm im modernen Gewand, in dem die Suche nach Reliquien gleichzeitig auf die Fährte des landeseigenen und personellen Identität und dies quer durch alle Herren Länder führt. Während der Chan zumeist ein familientaugliches Publikum als Querschnitt der Kundschaft anspricht, ist das hiesige Werk von Produzent und Regiedebütant Jay Sun eine Spur erwachsener, zumindest in der mehr oder minder direkten Anspielung und dem Zeigen von sexuellen und violenten Spuren erzählt. Tatsächlich besser allein macht diese Steigerung den Film – ein absurdes Lichtdom – nicht, wird ansonsten Inkohärenz in Reinkultur und ein Szenendesaster nach dem Anderen geboten. Ein Regiedebüt, frei schwebend in seiner eigenen kleinen seltsamen Welt:

Der japanische Yakuza Yamamoto Toshio [ Tong Dawei ] ist mitsamt seinem female assassin team, angeführt von Capricorn, der Witch in Black [ Shi Tianqi ] sein Leben lang hinter den beiden Hälften des "Dwelling in the Fuchun Mountains" [ AT ] her, dem beühmten, unbezahlbaren Gemäldes von Huang Gongwang her. Da die erste öffentliche Ausstellung des Kunstwerkes für den 01.06. in wenigen Tagen bevorstehend ist, wird aus Hong Kong der Anti-smuggling Special Agent Xiao Jinhan [ Andy Lau ] zum Schutz engagiert; ebenso wie unwissend davon seine Ehefrau Lin Yuyan [ Zhang Jingchu ], die im Auftrag der Beijinger Versicherungsgesellschaft PICC agiert. Während sich Xiao mit der verführerischen und undurchsichtigen neuen Partnerin Wang Xueqing [ Lin Chi-ling ] engagieren muss, schaltet sich mit The Empress [ Siqin Gaowa ] und schlagfreudigen Briten zwei neue Parteien in die

Mit einem horrenden Budget von 160 Mio. RMB ausgestattet und wenigstens auch so voluminös mit allerlei Schauplatzwechseln von Hangzhou nach Tokio wieder zurück nach Beijing und schließlich doch Dubai präsentiert, gleicht die Inszenierung einem reinen Showeffekt um des Pomp und des Protzes willen und verzichtet so auch auf jegliche Dramaturgie. Zwar wird ein Motiv als Prämisse und alsbald auch ein zeitliches Limit und so die vermeintliche Spannungskurve nach oben hin bis zur Erledigung der Frist angelegt, hat dies in der speziellen Behandlung hier allerdings eher und fatalerweise den antiklimatischen Effekt. Vielmehr erscheint man als Verzögerungstaktik, die nichts bewirkt und jegliches anfängliches Interesse auch noch im Keim erstickt.

Denn wie viel Tage nun noch bis zur Ausstellung vergehen und vorher im Hin und Her und Drüber und Drunter in der Narration noch erzählt werden, funktionieren tut die Geschichte von Anfang nicht richtig und bald schon gar nicht mehr. Die Parteien der Jagd sind da und die Konstellationen von Freund und Feind eigentlich auch, hängt sich die Regie, die eigentlich gar keine richtige, sondern nur Bilderfang ist, entsprechend dessen auch bloss an der Dekoration und allerlei Mätzchen von High Tech, und Schnickschnack und ein paar attraktiven Schauspielern fest. Im arg bemühten Stil nach Glanz und Gloria, was hierbei zumindest noch reichlich verschroben und verquer und wenigstens verkrampft artifiziell bis übertrieben überspannt in ach so vielen Belangen wie Verzierung und Garnierung und Verhalten wirkt.

So versuchen sich diverse Farbfilter, meist am anmutigen Dunkelblau mit Rauch- und Nebelschwaden allerortens im Ehrenabzeichen der Schnörkelei zu übertreffen, schauen besonders die Innenbauten, in denen man sich vielerorts aufhält wie architektonische (Alb)Träume mit vollgestopften Accessoires aus. Überhaupt scheint man sich in einer Parallelwelt zur Realität zu befinden, einer zweiten Erde mit gleichen Städtenamen, in der normales Leben, sondern nur noch das künstliche Dasein und die blasse Antäuschung von Seele und Empfinden existieren. So richtig an die Öffentlichkeit wagt man sich nämlich auch nicht, die einzigen tatsächlichen und selbst dann auch wenigen Außendrehs finden ausgerechnet in der Fantasiestadt Dubai, einer modernen Märchenkarawanserei und so dem Luftschloss schlechthin statt und zählen somit auch nicht.

Immerhin gibt es stetig was zu schauen, manches in dem Popanz scheint gelungen für das Auge, ist aber nur ein Erzeugnis des schnöden Mammons und hat nur vordergründige Präsenz. Die Handlung bleibt so nebensächlich wie alle Schauspieler und ihre Worte und Taten, wobei das wenige an Ertrag am Plot, Tinte auf Papier, noch zusätzlich durch eine vollkommen abgerissene Montage mit chaotischen 'Übergängen' und permanent unsteten Sprüngen rein und raus aus dem Geschehen in die Diffusität geschoben wird. Wer und warum interessiert schon nicht, wann und wie auch bald nicht mehr, retten nur wenige Absonderlichkeiten und noch weniger Actionszenen vor dem Zustand der völligen Porosität. So werden die Japaner wieder einmal bis zur Karikatur als die Bösheit und Geißel der Menschen gezeichnet, scheuen vor Folter auch an kleinen Mädchen und gefangenen Frauen nicht und tragen ansonsten den Mutterkomplex und zufolge auch Potenzprobleme mit sich. Bizarr ist ein Angriff bewaffneter Rollerblade-Girls, und ein zweiter von Frauen im weißen Balletttutu, bizarr ist auch das benutzte SciFi - Equipment wie eine Drohne in Form eines fliegenden Fisches oder der Schutzschild einer 'Microwave Firewall', die nicht nur Mais in Popcorn, sondern auch Eindringlinge in das Garaus verwandeln kann.

Allerlei zu lachen oder zu staunen, je nachdem, in welcher Stimmung man ist und wie man die vorherigen trashfest The Wesley's Mysterious File [ 2002 ] oder Armageddon [ 1997 ] vertragen und heimlich in das Herz des schlechtes Geschmackes genommen hat. Die vergleichsweise wenigen 'richtigen' Scharmützel wie eine Schießerei auf dem Burj Al Arab oder eine anschließende Autoverfolgung in der Wüste sind mehr schlecht als recht in Szene gesetzt, auch der Rest der Auseinandersetzungen krankt entweder an der Künstlichkeit von Effekten, bzw. der mehr als ungleichmäßig gebrochenen Schnitt, der in seiner andauernden Asymmetrie jegliche Dynamik zerstört. Überhaupt erscheint man als in den Bildern durchaus mit visueller Kreativität gesegnet, als modern day wuxia und mit entsprechenden starkem Fantasyaspekt, der in seiner Form einem verfilmten (Alb)Traum ähnelt, aber zumeist auch nur dem Träumenden selbst, Produzent, Drehbuchautor und Regisseur Jay Sun so wirklich zugänglich ist.

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