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Nachdem Marvel es mit seinem MCU vorgemacht hatte, wollte auch der große Konkurrent DC in Sachen Superheldenfilm mitmischen und hob das DCEU, das DC Extended Universe, aus der Taufe. Nach diversen Einzelfilmen oder -reihen sollten nun ebenfalls aufeinander aufbauende Filme entstehen, ein filmisches Universum mit den bekannten Figuren des Verlags. Dabei verlief diese Unternehmung aufgrund verschiedenster Umstände bis heute holprig, trotzdem hat auch das DCEU im inzwischen vielbeackerten Heldenfilm-Segment manch starken Eintrag zu bieten. Und gerade zur Anfangszeit hob man sich in Ton und Stil angenehm von der Konkurrenz ab, das macht schon der erste Film klar, für den sich Regisseur Zack Snyder einen der bekanntesten Superhelden überhaupt vornahm.

Der Planet Krypton liegt im Sterben, Raubbau an seinen Ressourcen hat ihn destabilisiert. Der Sohn des Jor-El, der als erster Kryptonier seit Jahrhunderten auf natürlichem Wege geboren wurde, wird in einer Raumkapsel mitsamt der gesammelten genetischen Daten der Kryptonier ins All geschossen und entgeht so der Vernichtung des Planeten. Gleichsam verfolgt General Zod seine eigene Agenda und folgt dem inzwischen herangewachsenen Kal-El, der sich auf der Erde Clark nennt, auf unsere Welt.

Wie zu erwarten bekommt man die Geschichte noch einmal von Anfang an, beginnend auf Krypton, wo es schon gleich rund geht und der Ton für die weiteren über zwei Stunden gesetzt wird. In deren Verlauf bedient sich der Film einer nonlinearen Erzählweise und arbeitet diverse Rückblenden ein, die sich aber flüssig in die Struktur fügen. So vermittelt das Skript immer wieder Details zur Hauptfigur und deren Werdegang. Gerade in jungen Jahren werden hier auch die Schattenseiten von Clarks Kräften gezeigt, das Außenseitertum und wie er lernt, damit umzugehen. Es sind nur kurze Sequenzen, aber sich diesen Punkten überhaupt mal derart anzunehmen, bereichert den Figurenaufbau ungemein. Ebenso wie die Frage, wie die Welt einen solchen Übermenschen überhaupt aufnehmen würde.
Dramaturgisch fordernd ist „Man of Steel“ nicht, aber er erzählt das, was er erzählt, interessant genug mit einer ausreichend scharfen Figurenzeichnung. Weiterhin bewirkt das Hin- und Herspringen einen Verbindungsaufbau zwischen den Zeitebenen und lässt das Gesamtbild der Entwicklung von Figur und Umständen einheitlicher und Vollumfänglicher dastehen.

Zum Gelingen trägt auch die Darstellerriege bei. Allen voran Henry Cavill, der für die Titelrolle eine ausgezeichnete Wahl darstellt. Die Physis bringt er mit, kann aber ebenso darstellerisch überzeugen. Sein Kal-El, sein Clark, sein Superman, sie wirken sympathisch und doch entschlossen, wo sie es sein müssen. Cavills Ausstrahlung schafft es einfach, die Figur zu mögen, was aufgrund ihrer ausufernden Fähigkeiten für mich nicht immer so einfach war in der Vergangenheit.
Mit Michael Shannon als Antagonist bekommt Cavill einen ebenso charismatischen Darsteller gegenübergestellt. Die Motivation der Figur reißt faschistoide Vorstellungen an, verpackt in allumfassende Vernichtungsfantasien. Dabei bleibt sein Vorhaben aus seiner Sicht sogar nachvollziehbar und trägt der kryptonischen Programmierung der eigenen Existenz Rechnung. In seiner Rücksichtslosigkeit und eben durch Shannons Spiel fügt sich auch dies in Snyders Stil ein, den man eben mag oder nicht. Dem Schurken zur Seite steht Antje Traue als Faora-Ul, die mit einer eiskalten Präsenz punktet. Eine weitere gelungene Wahl ist Amy Adams, die als Lois Lane mit Cavill gut harmoniert, sich hier allerdings nicht in den Vordergrund spielt.
In Nebenrollen geben sich noch Russell Crowe, Kevin Costner und Diane Lane die Ehre und bereichern in ihren elterlichen Rollen manche Szene.

Was Snyder außerdem erreicht, ist die Sichtbarmachung der Kraft, die in der Figur steckt und der Auswirkungen dieser. Aktionen wirken spürbar und sind nicht arm an Energie. Nimmt man allein die rücksichtslose Verwüstung im Endkampf gegen General Zod, bei der gefühlt die halbe Stadt in Schutt und Asche gelegt wird, ist dies nur eine konsequente Darstellung des Aufeinandertreffens zweier übermächtiger Gestalten. Der Kollateralschaden ist da und hat auch Auswirkungen auf spätere Ereignisse. Dies in die weitere Erzählung mitzunehmen unterstreicht wieder die Absicht, einen anderen Ton in den Aufbau der Filmreihe mit einfließen zu lassen und dem oft bunten Genre mehr Gravitas zu verpassen. So ist „Man of Steel“ und auch manch weiterer Vertreter des DCEU ernster und finsterer geraten. Mir sagt diese Ausrichtung sehr zu, wenn ich die Kritik daran auch verstehen kann.
Das macht sich optisch in den entsättigten Farben bemerkbar, wobei die unruhige Kamera mit der Zeit enervierend ist. Selbst in Dialogpassagen wackelt es vor sich hin, was den Film in meinen Augen Punkte kostet. Ein weiterer Negativpunkt ist das plumpe Einarbeiten von religiösen Motiven bezüglich der Hauptfigur, die man getrost hätte weglassen können.

Nicht geringen Anteil an der sonst gelungenen Präsentation hat Snyder selbst, der sich in Epik sowie Brachialität ergeht und gerne auch mal ins Pathos, ins Opernhafte abrutscht. Dies kombiniert er mit seinem visuellen Stil, er möchte alles mit seinen Bildern erschlagen. Das Skript von David S. Goyer gibt ihm dazu auch oft genug Gelegenheit. Das gilt nicht nur für die Actionsequenzen, von denen gerade das Scharmützel in Smallville und der Showdown keine Rücksicht auf die Umgebung nehmen. Dies natürlich unterstützt von massig CGI, welches gerade in der Figurenanimation glatt und artifiziell wirkt. Die rasante und explosive Action kann das aber ganz gut kompensieren. Glücklicherweise werden diese Einlagen nicht durch Oneliner oder Witzeleien abgeschwächt. Auch das tut mal gut und auf emotionaler Ebene erwischt mich der Film dann auch noch ein paar mal.
Doch nicht nur der Krawall ist bildgewaltig, auch Szenen wie Clarks Flugversuche in der Eiswüste sind stark und fügen sich stimmig in das Gesamtbild ein.
Stark ist auch Hans Zimmers Soundtrack. Er bleibt seinem Stil treu, ignoriert im Sinne des Neustarts Williams' ikonisches Thema und trifft in seiner Art sowohl die leisen, als auch die lauten Töne. Sein Score trägt merklich zur Atmosphäre bei und besitzt selbst ein paar Passagen mit Wiedererkennungswert.

Mit Wucht und dem sichtbaren Willen, sich von der Konkurrenz tonal abzugrenzen, zelebriert Snyder seinen opernhaften Stil in ebensolchen (und leider oft wackeligen) Bildern und beschert dem geneigten Publikum über zwei Stunden Pathos und Getöse in Bild und Ton. In einer angenehmen Ernsthaftigkeit, die die Figur ihrer lächerlich wirkenden Allmacht zu berauben scheint und somit so menschlich wie selten wirken lässt. Dazu trägt auch der Aufbau bei, die Figur muss erst ihren Platz finden und die eigenen Kräfte kontrollieren lernen. Getragen von einem formidablen Cast ist „Man of Steel“ ein gelungener Neustart für die Figur selbst und auch für das DCEU.

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