Man of Steel (2013, Zack Snyder)
Vor einigen Jahren noch trat die Filmproduktionsschmiede von DC Comics künstlerisch auf der Stelle. Während die Batman-Neuadaption von Christopher Nolan sowohl bei der Kritik als auch dem Publikum auf begeisterte Reaktionen stiess, steckte die Filmreihe um den urtypischen Superhelden Superman tief in einer Sackgasse fest. Kurzerhand entschloss man sich, niemand anderen als Nolan ein Reboot zum Thema Superman entwerfen zu lassen, und so kam das Projekt „Man of Steel“ in die Gänge. Als Regisseur wurde Zack Snyder verpflichtet, der zuvor bereits Frank Miller und Alan Moore adaptierte und sich – sollte man meinen – mit Comic-Stoffen auskennt.
Letztendlich aber ist Man of Steel der filmgewordene Beweis dafür, dass ein einfallsreicher Drehbuchautor, ein routinierter Regisseur und ein Genre, in dem beide ausreichend Erfahrung haben, noch lange keine Garantie für einen guten Film sind. Snyders Superman-Streifen lahmt und schwächelt an allen Enden und lässt besonders in Bezug auf Stimmigkeit, Erzählfluss und Figuren so einiges vermissen. Der Protagonist Clark Klent wird nach einem gefühlte zwanzig Minuten langen Prolog vollkommen nebensächlich eingeführt und erhält weder über die Dauer der folgenden zwei Stunden eine halbwegs greifbare Persönlichkeit, noch werden seine Lebensgeschichte und seine moralischen Konflikte glaubhaft verarbeitet. Dazu kommt noch, dass Henry Cavill die an sich schon leblose Rolle ohne jegliche Ausstrahlung oder Charisma spielt, was seinen Superman für mich in Summe zum bislang uninteressantesten und blassesten Superhelden sämtlicher Genrefilme der letzten fünfzehn Jahre macht.
Die Kritikpunkte an der Hauptfigur lassen sich praktisch Wort für Wort auf sämtliche Charaktere des Films übertragen. Amy Adams als Reporterin, die dem Mann aus Stahl auf die Schliche kommt und ihn später in seinen Vorhaben unterstützt und Michael Shannon als böswilliger Weltraum-General sind höchstens leblose Schablonen ohne nennenswerte interessante Eigenschaften oder Persönlichkeiten, wobei zumindest Shannon über eine starke Leinwandpräsenz verfügt und wenigstens versucht, seinen Fliessband-Antagonisten mit so etwas wie Leben zu füllen. Des Weiteren werden starke Schauspieler wie Laurence Fishburne und Kevin Costner in oberflächlichen Nebenrollen verheizt.
Aber die hölzerne und seelenlose Figurenzeichnung bleibt nicht das einzige gravierende Problem in Snyders Heldenschinken. Man of Steel hat darüber hinaus so gut wie keine brauchbare Dramaturgie, stattdessen werden sämtliche Szenen uninspiriert aneinandergereiht, die ebenso dünne wie konstruierte Handlung lustlos vorgekaut und mit den üblichen Klischees angereichert. Dazu kommen noch flache, häufig auch prätentiöse Dialoge, uninteressante Rückblenden und eine langweilig sterile Optik mit Wackelkamera. Und zu guter Letzt mündet alles in eine einzige gigantische Actionszene, mit der Snyder wohl versucht, Bewegung in die langatmige Origins-Story zu bringen. Hier kennt Man of Steel keine Gnade: mehr als dreissig Minuten lang werden zwei Städte sowie diverse Raumstationen, Lastwagen, Gebäude und Satelliten in exzessiven, bombastischen Spezialeffekten pulverisiert, zertrampelt und kurz und klein geschlagen. Die digitale Zerstörungswut des an sich nicht besonders spannenden Zweikampfes kennt keine Grenzen und wäre auch dann ähnlich seelen- und belanglos gewesen, wenn die vorangehende Haupthandlung einen emotional involviert hätte. So aber wird sie in ihrer pausenlosen Kinetik aber beinahe schon zum interessantesten, will heissen am wenigsten langweiligsten Teil des Films.
Fazit: Man of Steel beweist, dass eine Neuinterpretation der Entstehungsgeschichte eines Superhelden nicht bei jedem gut funktioniert und bleibt unterm Strich ein enttäuschend liebloser, uninspirierter Effektbombast ohne wirkliche Ideen oder Akzente. Bleibt nur zu hoffen, dass Snyder für seine kommende Fortsetzung eine Steigerung an den Tag legt.
Wertung: 2 / 10