Vier Teile umfasst die erste, man möchte fast schon meinen klassische Filmreihe um den Mann aus Stahl, 2006 dann der letztendlich gescheiterte Versuch eines Reboots, von keinem geringeren als Bryan Singer verfilmt, dem Mann, der den X-Men zu ersten Erfolgen verhalf und dahingehend über einiges an Erfahrung hinsichtlich Comic-Verfilmungen verfügt. Nun haben sich wieder drei Experten zusammengetan, Zack Snyder ("300", "Watchmen"), Christopher Nolan ("Batman") und der Mann der Comic-Verfilmungen schlechthin, David S. Goyer ("Blade", "Batman" und viele mehr). Als ich hörte, wer aller daran beteiligt war, war ich zunächst erstaunt, dann skeptisch - weshalb? "Sucker Punch", "The Dark Knight Rises" und "Ghost Rider - Spirit of Vengeance" fand ich, um es nicht hart auszudrücken, bescheiden, auch wenn keiner der Filme ein Totalausfall war, allerdings gingen die Stories dann doch bisweilen allen guten Absichten zum Trotz den Bach runter. Ja, auch bei "The Dark Knight Rises", dessen Szenario, jeden Polizisten in den Untergrund zu schicken mich heute noch angesichts der krassen Unlogik erschaudern lässt.
Wie dem auch sei, schon die ersten Bilder und Trailer machten klar, dass auch Superman eine realistischere Verfilmung erhalten würde, was einerseits nach Nolans Erfolgen nachvollziehbar ist, andererseits angesichts des Helden schwer genug sein dürfte. Nahezu unverwundbar, Röntgenblick, Hitzeblick, mit der Fähigkeit zu fliegen und glücklicherweise moralisch so gefestigt, seine Fähigkeiten nur zum Guten zu verwenden. Wie bringt man einen solchen Mann dazu, super zu werden?
Indem man eine Meute auf ihn hetzt, die zwar über seine Stärken, jedoch nicht über seine Skrupel verfügt, hier einmal mehr in Form von General Zod, der ja schon in der ursprünglichen Reihe Christopher Reeve´s Superman das Leben schwer machen durfte und der auch diesmal von der Weltherrschaft träumt, wie praktisch für ihn, dass er Superman aus persönlichen Gründen ebenfalls tot sehen will. So gibt er sich auch als Bedrohung für die Menschheit zu erkennen, denn er verlangt die Auslieferung des auf der Erde aufgewachsenen Sprössling Krypton, andernfalls würde die Menschheit es bereuen, auch wenn er hinter vorgehaltener Hand schon längst ihren Untergang plant, denn der Heimatplanet Kal-Els und Zods namens Krypton wurde zerstört und soll nun aus der Asche der menschlichen Zivilisation wieder auferstehen. Superman sieht sich also an mehreren Fronten mit Feinden konfrontiert, denn auch die, die er zu schützen versucht, sind von seinen Absichten nicht überzeugt.
Soviel zur Geschichte. Was kann ich zum Film sagen? Der realistischere Ansatz macht sich auch hier bezahlt, die Kostüme wirken nicht mehr so lächerlich, das Design überzeugt aber auch nicht vollends, doch das ist wohl der Vorlage geschuldet. Auch der Action tut es gut, beispielsweise, wenn ähnlich wie in "Thor" eine Kleinstadt für ein erstes Aufeinandertreffen der verfeindeten Parteien herhalten muss, diese danach allerdings eher einem Kriegsgebiet ähnelt anstatt wie im zuvor genannten Konkurrenzprodukt einem sorgfältig abgesteckten Claim für Spezialeffekte. Gut gefallen hat mir auch der augenzwinkernde Humor, beispielsweise wenn die ahnungslose Lois Lane einem unter falschen Namen agierenden Clark Kent darauf hinweist, dass ihre Koffer schwer sind, oder auch, wenn sie ihm den altbekannten Spitznamen geben will und nicht weiter als bis "Super" kommt. Alles eitel Wonne im Staate Kansas?
Leider nicht, denn auch dieser Film hat seine Schwächen. Zum einen sind sowohl Nolan als auch Snyder für ihre bildgewaltigen Kompositionen bekannt, was ihnen auch gelingt, doch um das zu erreichen braucht man Zeit, was wiederrum zu einigen aller Action zum Trotz langatmigen Sequenzen führt, besonders im ersten Drittel des Films. Zum anderen, abgesehen von einigen (schwarzen) Logiklöchern und dem wohl unvermeidbaren Pathos, der sich, bis auf 9/11-ähnliche Szenen aber doch eher im Rahmen bewegt, stösst es mir als oberflächlichen Kenner der Comics etwas sauer auf, dass sich Clark Kent viel zu leicht zu erkennen gibt, ohne großartig spoilern zu wollen, seine Schulkollegen ahnen es recht bald, Lois Lane auch und ein Priester wird auch noch eingeweiht. Mag sein, dass es der Story an sich keinen Abbruch tut, mir persönlich hat es nicht gefallen, immerhin stellt der Trick mit der Brille quasi einen Running Gag dar, auch wenn ich verstehen kann, dass gewisse Altlasten abgeworfen werden müssen, um einer modernen Interpretation eines der ältesten Superhelden gerecht zu werden.
Als Altlast könnte man auch General Zod anführen, immerhin wurde nach "Star Trek - Into Darkness" eine weitere Geschichte ausgegraben und neu verfilmt. Michael Shannon als Supermans Gegenspieler kann allerdings überzeugen, der Ausdruck in seinen Augen, sein Auftreten und seine Präsentation lassen keinen Zweifel aufkommen, dass er einen ebenbürtigen Kontrahenten darstellt.
Hinsichtlich der Effekte sei gesagt, dass sie sich sehen lassen können, auch wenn die Flugszenen manchmal noch immer nicht wirklich echt wirken, so liefern sie in Kombination mit dem 3D-Effekt einige eindrucksvolle Momente.
Ist der Film also ebenso super wie der namensgebende Held? Nein, finde ich nicht, dazu wird Supermans Charakter zu wenig ausgebaut und die Story setzt mehr auf Dramatik als echten Tiefgang, aber er gibt grundsätzlich eine Richtung vor, die mir gefällt und wer weiß, vielleicht liefert dieser Film die Vorlage für einen zweiten "Dark Knight", zu wünschen wäre es. Ich habe schon viele Verfilmungen von Superheldengeschichten gesehen und nach all den ebenso hochglänzenden wie in meinen Augen zu Unrecht gefeierten "Avengers"- und "Iron Man"-Teilen finde ich die düsterere Herangehensweise an den nur zu bekannten wie auch mittlerweile ausgelutschten Stoff erfrischend. Kein Überflieger also, aber ein rot-blauer Streif am Horizont.