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Der Übervater aller Superhelden kehrt auf die Leinwand zurück!

Zur Zeit basiert nahezu jeder Blockbuster auf den bunten oder düsteren Papiervorlagen, denen trotz großer Fangemeinden über die Jahrzehnte eine ernsthafte Anerkennung verwehrt blieb. Und das wohl auch nicht ganz zu unrecht, handelt es sich doch stets um infantile Fantasien, die bewusst Grenzen überschreiten und mit omnipotenten Figuren das einfache und kindliche Gemüt ansprechen. Dass dieses in den allermeisten Menschen trotz fortgeschrittenen Alters immer noch schlummert, lässt sich besonders an den Zuschauerzahlen der Comicverfilmungen erkennen, die die Zahlen der Comicleser wohl deutlich überschreiten dürfte.

Der bekannteste Vertreter all dieser Figuren ist immer Superman gewesen, ein Übermensch mit außerirdischen Wurzeln. Gutmensch, Amerikaner (assimiliert), jedoch auch stets zu einem gewissen Teil ein Nicht-Mensch, der seine Umwelt mit anderen Augen betrachtet. Er kann alles, was die anderen Superhelden können in Personalunion und bildet das Superlativ unter den Superlativen. Es ist also davon auszugehen, dass Iron Man, Captain America, Batman, Spiderman, Hulk und wie sie alle heißen nachts in Supermanbettwäsche schlafen.

Zack Snyder hat seit seinem Remake von Romeros "Dawn of the Dead" bei vielen Kinogängern einen Stein im Brett, ist ihm doch das Wunder eines guten Remakes gelungen. Sein "300" war dann schon höher budgetiert, verlief sich aber in den Preferenzen des Mannes auf dem Chefsessel: Optik steht im Mittelpunkt des Filmverständnisses von Snyder. Und gerade dies bricht "Man of Steel" das Genick.

Die Story von Superman ist wohl den allermeisten bereits seit den Richard Donner-Filmen bekannt. Die Charakterisierung aus den Comics, die Donner übernommen hat, sieht einen Helden vor, der sein Alterego bewusst im Gegensatz zu sich selbst aufbaut. Clark Kent, der sympathische und etwas trottelige Reporter, ausgestattet mit einer Vielzahl an menschlichen Schwächen, die ihn aber gerade zum Sympathieträger machen. Hier liegt der Gewinn der Figur, denn ein Mann, der mit so vielen Superkräften ausgestattet ist, bietet sehr wenig Identifikationsfläche, die für das Publikum doch immer gegeben sein muss.

Snyders und Nolans Version greift dieses Thema im Ansatz auf, will jedoch eine Vorgeschichte erzählen, die das Werden unseres Allerbesten darstellt. Damit reiht sich "Man of Steel" vom Plot her in alle jüngeren Comicverfilmungen ein. Die Hauptfigur kämpft ja meist am ehesten mit sich selbst, um die menschliche Komponente hervorzugeben. Jedoch erlaubt sich das Drehbuch und die Umsetzung erhebliche narrative Schwächen. Der gesamte Vorbau zu einem neugestarteten Franchise hätte wesentlich kompakter erzählt werden können und kommt mit einer Ernsthaftigkeit daher, die Batman vielleicht steht, an Superman aber scheitert

Die Optik lässt den Kinobesuch im Nachhinein wie eine zweistündige Präsentation der Playstation 4 wirken. Natürlich sind die Effekte gut umgesetzt, jedoch offensichtlich computergeneriert und da der Computer heute nahezu alles möglich macht, wirkt dies eben auch nicht wirklich spektakulär. Subtrahiert man nun also die Effekte, bleibt vom Film nur noch ein kläglicher Rest, der seiner Figur schlichtweg nicht gerecht wird.

Die Schauspieler machen dabei einen guten Job. Henry Cavill ist eine sehr gute Wahl als "Man of Steel" gewesen und überzeugt selbst, wenn er einen blauen Strampelanzug mit rotem Cape trägt. Dass muss auch erstmal gelingen.
Amy Adams als Lois Lane ist eine gute Mischung zwischen tough und süß, wenn auch etwas blass, da das Drehbuch ihre Rolle eben etwas blass ausgelegt hat.
Russell Crowe ist immer eine Bank, aber ich wäre dankbar gewesen, wenn er deutlich weniger Screentime bekommen hätte. Die Filmzeit auf Krypton empfand ich als künstliche Laufzeitverlängerung.
Diane Lane als Mutter und Kevin Costner als Vater spielen sich ein wenig in den Mittelpunkt. Auch ihnen gesteht das Drehbuch etwas viel Raum zu und die Familiengeschichte wird zur Psychologisierung Clark Kents/Supermans in erwartbarer Weisen herangezogen. Das hätte man auch verknappen können.

FAZIT

225000000 Dollar in Computereffekte und Kulissen zu investieren reicht nicht aus, um einen guten Film zu machen. Die Schauspieler sind gut, der Soundtrack etwas blass aber zweckmäßig und der Held wie erwartet überlebensgroß. Jedoch ist das Drehbuch und dessen Umsetzung in den Handlungssequenzen so schwach, dass man nach der Hälfte der Laufzeit unruhig auf dem Kinosessel ausharrt, wann denn das Supermanfeeling aufkommt. Der Showdown wartet dann mit Schauwerten auf, die Snyder beherrscht, jedoch flacht der Film immer dann ab, wenn es um seine Figuren geht, vergaloppiert sich zu sehr im Versuch, eine tiefgehendere Geschichte zu erzählen und scheitert somit am einfachen Erzählen. Und man merkt: Das wichtigste ist eine gut erzählte Geschichte. Das kann durch eine Überladung an beliebigen Effekten nicht ausgeglichen werden und genau daran scheitert "Man of Steel", da man eben von diesem gefühlt nur sehr wenig gesehen hat und sich streckenweise sogar langweilt. Hoffentlich wird der Nachfolger von einem anderen Team produziert.

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