Zutiefst romantischer Kitsch
Im goldenen Jahrzehnt wird der junge Schriftsteller Nick in das glamouröse Leben seines mysteriösen wie steinneureichen Nachbarn Jay Gatsby gezogen & erfährt von dessen unsterblicher Liebe zu der hübschen Daisy, welche am anderen Ende des Sees lebt. Verheiratet, verwirrt, verliebt...
Eigentlich hätte nach visuellen Extravaganzen wie Moulin Rouge (unbestritten Luhrmanns Meisterwerk) jeder wissen müssen, worauf er sich bei dessen Great Gatsby-Neuauflage einlässt. Aber nein, als ob er ein First Time-Director wäre, stellte so mancher Kinogänger & sogar Kritiker überrascht fest, wie visuell, laut & kitschig diese, ihrer Meinung nach dem Buch unwürdige Umsetzung, geworden ist. Ich hingegen mag seine Interpretation des romantischen Stoffes & finde den Film überhaupt nicht inhalts- oder sinnlos. Sogar weitaus besser & interessanter als die erste Verfilmung mit Robert Redford aus den 70ern.
Ich mag den überbordernden Stil, auch wenn es die ersten 40 Minuten schon seltsam war, einen so wunderschönen Film zu sehen, inklusive toller Darsteller, cooler Musik, gutem 3D & einem einzigartig verspielten (CGI-)Look, aber nicht zu wissen, worum es denn nun wirklich in der Geschichte geht. Die Grenzen zwischen Fantasie, Fiebertraum, Party des Jahrhunderts & verbittert-romantischer Realität verwischt durch Luhrmanns Stil mehr als je zuvor, Di Caprio ist die perfekte Verkörperung des Millionärs & Partylegende.
Und ich finde auch, dass gerade der verspielt-poppige, extrem farbenfrohe Style zu der immer schon kitschigen, etwas unrealistischen Geschichte passt. Auch wenn so manches Zitat etwas schwerer daher kommt & sich ernster nimmt, als es eigentlich ist, bietet der Film doch genug Denkansätze - nicht nur für hoffnungslose Romantiker. Etwas schade ist, dass Tobey Maguire neben überwältigend aufspielender Konkurrenz als Erzähler & etwas Außenstehender ziemlich untergeht & man vor lauter Style die Substanz übersehen kann. Sollte man aber wie betont definitiv nicht, denn auch in dieser extravaganten Komposition aus Kitsch, Herz & Party, scheint noch immer genug Aussagekraft aus dem unsterblichen Stoff durch.
Fazit: nicht Baz Luhrmanns bester Film, nicht Di Caprios beste Performance, zusätzlich einer der kitschigsten Filme aller Zeiten (visuell, musikalisch, emotional) - und trotzdem, oder gerade deswegen, ein Kinoerlebniss der unvergesslichen Art!