Review

kurz angerissen*

erstmals veröffentlicht: 31.12.2013

In etwa gleichauf, vielleicht insgesamt etwas mehr auf Nummer sicher zeigt sich der zweite “VHS” gegenüber seinem Vorgänger, angefangen bei der Rahmenhandlung, die der vorigen zwar recht ähnlich ist, aber durch die stärkere Verwebung mit den gesichteten Filmen etwas mehr Spannung erzeugt.

Adam Wingards Eröffnungsfolge ist dabei eine dreiste Kopie eines Beitrags aus John Carpenters „Body Bags“, allerdings so effektiv gefilmt, dass die Schocks ihr Ziel wahrlich nicht verfehlen. Den Horror des Fremdkörpers, der für übersinnliche Dinge empfänglich ist und dem man, da er nun zum eigenen Körper gehört, nicht entfliehen kann, nutzt der Regisseur für einige fiese First-Person-Sequenzen, bei denen sich der Zuschauer dazu gezwungen sieht, die Position der Hauptfigur einzunehmen.

„A Ride In The Park“ wiederum ist reiner Perspektiven-Experimentalismus, derweil das Themenfeld konservativer nicht sein könnte: Der gemeine Zombie muss also mal wieder herhalten, nur dass diesmal der Zuschauer über eine am Fahrradhelm befestigte Kamera seine Perspektive einnimmt und die Attacken auf die Opfer damit von den besten Sitzen verfolgen kann. Der Unterschied zu einer richtigen Egoperspektive bzw. zur gängigen „Monster View“ nach „Predators“-Schema ist der, dass man sich nicht mit der Kreatur verbunden sieht, sondern lediglich aus deren Blickfeld beobachtet – ähnlich wie bei einer Naturdokumentation, wenn man einem Tier eine Kamera angebracht und es dann wieder in seine Gruppe gelassen hat. Im Resultat gibt es einige interessante Einstellungen zu bestaunen, wobei mit Gore nicht gegeizt wird, bewusst aber doch mit einer richtigen Handlung.
Der wohl gewagteste Beitrag wird mit „Safe Haven“ geboten – nicht nur wegen des streitbaren Sekten-Themas, sondern auch wegen des dokumentarischen, trockenen Beginns, der abrupt in ein surrealistisches Gemetzel mündet, das absurde Ausmaße annimmt. Die allerletzte Einstellung ist leider einen Hauch zu viel, ansonsten hätte man sich genug Angedeutetes bewahrt, um das Ganze zu einem stimmigen Ende zu bringen.

Der „Hobo With A Shotgun“-Regisseur wendet sich dann zum Ende noch den unvermeidbaren Aliens zu und bedient sich dazu der althergebrachten Schablone grauer, dünner Männchen mit überdimensionalen Insektenaugen, die begleitet von Lichtexplosionen auf den Plan treten und Menschen entführen. Die überwiegend bei Nacht gedrehte Episode nutzt eine Hundekamera, bevorzugt um mit Lichtquellen zu experimentieren und die Besucher als Phantomgestalten zu inszenieren, die sich in den Lichtblumen verstecken. Die Fokussiertheit auf den Menschen ist in dieser Folge besonders greifbar: Die Aliens als göttliches (?) Abbild des Menschen, der sich nur für jenen zu interessieren scheint, indes dem Hund nur die dokumentierende Funktion zukommt.

Insgesamt eine Sammlung durchweg guter, wenn auch kaum überragender Kurzfilme, die weniger Gefälle aufweist als die wechselhaften Episoden des ersten Films.

* weitere Informationen: siehe Profil

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