Review

Könnte zur Abwechslung bitte mal jemand ganz schnell sterben? Notfalls ich selbst?
So oder ähnlich ging es mir tatsächlich durch den Kopf, als ich mich – aufgrund knapp zwei Jahre anhaltender Warnungen von versierten Filmfreunden – doch dazu durchrang, dem fünften „Stirb langsam“-Teil doch noch eine Sichtung zu spendieren.
Dass die ideale Zeitspanne für eine gelungene Fortsetzung irgendwann einmal abgelaufen ist, sollte allgemein bekannt sein, aber man kann in Würde abtreten oder bemüht sein, den Zeit- und Altersunterschied gar nicht groß anklingen zu lassen. Oder man versucht sich Hals über Kopf in der Gegenrichtung und bemüht sich trotz immer stärkerer Überalterung um immer mehr jugendaffine Geschwindigkeit.

So geschehen auch bei „A Good Day to Die Hard“ – denn nach 25 Jahren hatte die Filmreihe ihre besten Zeiten schon lange hinter sich, selbst wenn Hauptdarsteller Bruce Willis sich vergleichsweise gut gehalten hat, um einen gealterten Cop zu spielen. Doch schon der Vorgänger, nach zwölfjähriger Wartezeit 2007 inszeniert, haderte mit der Anpassung einer funktionierenden Franchise an die Actionmoderne, rekapitulierte einmal mehr den bekannten Plot mit dem Motivtwist, es ginge schlußendlich dann doch immer nur um das Geld und konnte nur das Internet als neue Waffe des Terrors präsentieren.
War das aber noch am Gerüst der Reihe entlang konstruiert, bietet Teil 5 nun eigentlich kaum noch etwas, was sich von einem x-beliebigen Actionblockbuster teuren Zuschnitts und anderer Zuordnung unterscheidet.

Hier noch einmal zu den Neuerungen: erstmals verläßt die Serie mit dem Handlungsort Moskau den amerikanischen Kontinent, nach dem Auftritt John McClanes Tochter in Teil 4 ist nun der Sohnemann dran und was der vierte Film noch an Actionlogik verdaubar übrig ließ, hat man nun vollends der Lächerlichkeit preis gegeben.
Bekannt ist da nur noch das bekannte Ins-Chaos-Schlittern McClanes, der hier aber wohlüberlegt in die russische Metropole anreist und der Twist rund um die „wahren Bösen“, die erneut wiederkäut wird – mit dem feinen Unterschied, daß die Fieslinge (allen voran ein bärtiger Sebastian Koch) nun gar kein Charisma mehr haben und eigentlich keinen nennenswerten Gegner stellen.

Ich weiß nicht, was entsetzlicher ausfällt: das eindimensional leere Skript Skip Woods‘ , der zuvor ähnlich hohle Nüsse für „Passwort Swordfish“, „Hitman“ und „A-Team“ heruntergekritzelt hat oder der atmosphärebefreite und ideenarme Regisseur John Moore, der nicht nur aus den „Flug des Phönix“ und „Omen“-Remakes seelenlose Neubebilderungen machte, sondern mit „Behind Enemy Lines“ und „Max Payne“ zwei ganz besonders blöde Drecksfilme drehte.

Auf jeden Fall muß man als „Die Hard“ dann in diesem Fall mitansehen, wie die Riesenmetropole Moskau als Staffage für eine fast komplette Auftakthalbestunde ohne nachvollziehbaren Plot, aber dafür mit seelenloser Action pur herhalten muss, eine brachiale menschenverachtende und u nsagbar öde Bruchorgie auf überfüllten Stadtautobahnen, weil man russische Zivilisten in einem Film eben lockerer zu Dutzenden weghäkseln kann als aufrechte Amerikaner. Fatal dabei ist der wie üblich stark theatralisch angelegte Handlangerbösewicht, der bemüht lustig sein soll (und als einziger Russe ständig englisch spricht, weil man die Sprache sonst gar nicht mehr hören würde) und ein der Handlung langsam hinterher tuckernder Bruce Willis, der ebenfalls bemüht ist, Laune aufkommen zu lassen, seine Langeweile aber nicht unterdrücken kann. Keine Sprüche, keine guten Oneliner, viele Wiederholungen und gutturale Überraschungslaute, mehr ist nicht. Dazwischen fährt Jai Courtney als Johns Sohn einen Transporter um sein Leben (und das seiner Geisel) und beweist dabei ebenso wenig Finesse wie mimischen Ausdruck – der Sohn des Hulk minus jeglichen Humors.

Nachdem dem geneigten Zuschauer der windige Fake-Plot dann endlich mal erklärt ist, findet wie nebenbei so etwas wie ein Vater-Sohn-Konflikt statt (Marke: du warst nie da und hast mich vernachlässigt, Dad!), der aber lustlos heruntergespult wird und sogar später in einer noch hochnotpeinlicheren Aussprache gipfelt.

Gipfel dieses monumentalen Mülls ist dann die Verlagerung der Handlung in das legendäre Tchernobyl, wo man Strahlung mit ordentlich Chemieschaum beseitigen kann und die Helden im Unterhemd über mögliche Radioaktivität mit einem Schulterzucken hinweg gehen. Nach gerade mal 90 Minuten landet der Bösewicht ohne größere Anstrengungen in einem Hubschrauberrotor und allein die Tatsache, dass dieses Gefährt zum x-ten Mal als Handlungselement herhalten muss, läßt das Publikum aufstöhnen. Das wäre bei gesunder Härte noch von latentem Interesse gewesen, aber es gibt eigentlich kaum noch etwas zu kämpfen, stattdessen verläßt man sich auf große Kaliber und sehr sehr sehr sehr viele Stürze und Sprengungen jenseits aller Überlebenschancen, weswegen sie auch sichtbar alle aus dem Computer kommen.

„Stirb langsam 5“ wirkt, als hätte jemand versucht, eine zynische Parodie oder noch besser eine sarkastische Autopsie an der Filmreihe vorgenommen, hätte sie bis auf das Skelett entfleischt und dabei Witz, Dialoge, Plot und Charakterzeichnung komplett entfernt, stattdessen nur animierte PC-Spiel-Figuren (wobei ich den modernen Games garantiert Unrecht tue) aufeinander losgelassen. Das Einzige, was ich diesem Cash-In seines Megastars zugute halten kann, ist die angenehme Zurückhaltung, die Bruce Willis an den Tag legt, diese Altersreferenz könnte aber auch mit Lustlosigkeit zusammen hängen.

Fakt ist: mit 300 Mio. USD weltweit hat die Franchise trotz all dieser Mängel zwar immer noch einigermaßen Kasse gemacht, gemessen am Vorgänger war aber ein Rückschritt zu verzeichnen, starb dieser Film also einen „schnelleren Tod“, was wiederum für das Publikum sprach, die ihn dann wohl doch nicht großartig weiter empfohlen haben. Inflationsbereinigt schaffte der Film in den Staaten nicht mal mehr die Hälfte seiner Vorgänger. Das ist soweit verständlich, wie es einfach keinerlei Identifikationsbezüge zu den Abziehbildern gibt, die hier agieren bzw. reagieren, man arbeitet diese Schrottpresse von einem Film einfach nur ab und bringt es hinter sich.
Für mich bleibt es dann doch lieber nur bei drei (mit viel gutem Willen vier) „Die Hard“-Filmen, die zum Kanon gehören, weil man das Gefühl hatte, dass die Figuren darin noch denkende und fühlende Wesen waren.
Nur wie ich diesen untoten Wurmfortsatz aus meiner Erinnerung kriegen soll, das erschließt sich nicht. Und nagt ewig. (2,5/10)

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