Eines nachts, irgendwo in Kansas: Der junge Tobe wird zufällig Zeuge, wie der umherstreifende Vampir Liven ein Massaker in einer Tankstelle anrichtet und überlebt das Gemetzel selbst nur knapp. Kurz darauf breitet sich eine wahre Blutsauger-Epidemie in der näheren Umgebung aus, denn mit jedem neuen Opfer wird das Heer der Untoten größer. Ein paar Kids, die gerade von einem Konzert zurückgekehrt sind und deshalb von den Geschehnissen nichts mitbekommen haben, müssen derweil erkennen, dass ihre Familien bereits gebissen (oder besser gesagt: zerfleischt) wurden. Die erste Begegnung mit den vampirisierten Verwandten fällt demnach wenig erbaulich aus. Tobe verbündet sich mit einigen der überlebenden Teenagern und zusammen macht man sich, bewaffnet mit Shotgun und Weihwasser, auf die Suche nach Liven, um seinem Treiben Einhalt zu gebieten. Leichter gesagt als getan... Formal und inhaltlich relativ weit abseits des üblichen Amateurfilm-Mülls angesiedelt, positioniert Leif Jonker seinen "Darkness" relativ problemlos zwischen solchen wohlgelittenen Exemplaren seiner Gattung wie "Bad Taste" und "The Dead Next Door", denen es ja ebenfalls gelungen ist, ihre semiprofessionelle Machart und einen überschaubaren Produktionsrahmen mit handwerklichem Geschick, vielen grotesken Einfällen und einem Übermaß an selbstgemachtem Splatter zu übertünchen. Der Humor der beiden genannten Filme geht diesem knallharten Gore-Spektakel zwar vollkommen ab, aber dafür überrascht das Ganze mit einer ansprechenden Gestaltung, die weit über dem üblichen Home Made-Niveau angesiedelt ist und auch auch auf die billige Camcorder-Optik verzichtet, auf die der Hobbyfilmer-Nachwuchs sonst so schwört. Stattdessen konnten dank des verwendeten, grobkörnigen Super-8-Materials einige atmosphärische Bilder eingefangen werden, wie man sie aus dieser Ecke vermutlich nicht erwartet hätte... und die dann auch die hässlichen Shot-on-Video-Filmchen der hierzulande in den 90ern aktiven Amateurfilm-Mischpoke der üblichen Verdächtigen Ittenbach, Schnaas & Co ziemlich alt aussehen lassen. Das Zusammenspiel von Bild und Ton ist dabei übrigens besonders gut gelungen und ähnlich wie in einigen besseren Argento-Filmen komplimentiert die Mischung aus treibenden Heavy Metal-Songs und einem exzellenten, Carpenter-liken Synthie-Score die Action auf dem Bildschirm eher, als dass sie von ihr ablenken würde. Die im Selbsteinsatz entstandenen - und mal wirklich saublutigen! - F/X sind dann auch vollkommen brillant und brauchen keinen irgendwie gearteten Vergleich zu scheuen, nur dass hier eben doch die Handlung der bestimmende Faktor ist, der die Anzahl und den Zeitpunkt der Kunstblut-Einlagen vorgibt. Das letzte, große (und beinahe schon psychedelische) Splatter-Set-Piece am Ende ist dann aber auch geradezu atemberaubend und fährt ein Blutbad größeren Ausmaßes auf, von dem man mit Sicherheit noch lange zehren wird. Die Geschichte selbst variiert auf recht originelle Weise einige klassische Motive des Vampir- und Zombiefilms und versetzt diese mit einer gelegentlich aufflackernden Roadmovie-Romantik à la "Near Dark - Die Nacht hat ihren Preis". In der Beschreibung seiner apokalyptischen Horror-Szenarien hat Leif Jonkers sich, auch was den allgemeinen Look der Angelegenheit anbelangt, sichtlich von solchen Klassikern wie "Ketten-Sägen-Massaker" (die Sonnenaufgänge), "Tanz der Teufel" (die Kamera-Fahrten) und "Zombie 2 - Das letzte Kapitel" (die Massen-Szenen mit den Vampiren) beeinflussen lassen, die ja allesamt nicht die schlechtesten Vorbilder sind. Erstaunlicherweise ist ihm die beabsichtigte Hommage an seine Lieblings-Filme auch vollständig geglückt, etwaige Peinlichkeiten oder cringige Momente werden mühelos umschifft und man driftet auch niemals in unfreiwillig komische Gefilde ab. Selbst die sicherlich aus dem Freundes- und Bekanntenkreis des Regisseurs rekrutierten Laien-Darsteller machen bei so viel filmischer Ernsthaftigkeit keinen nervenden Eindruck. Als kompakt gestalteter Vorgriff auf die später noch beliebte Vampirjäger-Thematik nimmt das Ganze simultan übrigens glatt eine TV-Show wie "Buffy - Im Bann der Dämonen", John Carpenters Horror-Western "Vampire" als auch die "Blade"-Trilogie vorweg und war damit mal echt seiner Zeit voraus! Kurzum, so ziemlich alles an "Darkness", dem man den Elan seines Machers und das in ihn gepumpte Herzblut allemal ansieht, ist richtig gut und verdammt imposant... am irrsten ist aber doch, dass es sich hierbei im Grunde nur um eine zwanglose Genre-Fingerübung einiger Teenager handelt, die aber doch trotzdem ein Dutzend beiebig herausgepickte Blutsauger-Streifen made in Hollywood mühelos in die Tasche steckt. Zu schade, dass Leif Jonker hiermit wohl alles gesagt und im Anschluss leider keine weiteren Filme mehr gemacht hat. Fazit: Ein ebenso stylishes wie kultiges Unikum für Härtestgesottene.
9/10