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Obwohl Regisseur Jon Amiel („Copycat“, „The Core“) nie zu den Koryphäen seiner Gattung gehörte und über seinen Namen als probater Auftragsregisseur nie hinauskam, kann sein nach allen Regeln der Kunst geschnitztes Starvehikel in bewährter Konstellation sich nicht zuletzt wegen seiner Inszenierung sehen lassen. Beflügelt von zwei Darstellern, die solche Leistungen längst routiniert aus dem Ärmel schütteln, kann „Entrapment“ jedenfalls visuell wie schauspielerisch überzeugen, so dass man als Zuschauer auch eine nicht ganz so clevere Geschichte leicht verzeiht.

Durchgestylt und staubfrei bis in den letzten Frame, reichhaltig ausgestattet mit Hightech-Schnickschnack und überaus attraktiven Bildern diverser Weltmetropolen inszeniert Amiel hier ein Caper Movie von klassischer Natur mit ganz viel Stil, der richtigen Prise Humor und noch mehr Überraschungen.

Eine davon ist Catherine Zeta-Jones („Traffic”, „The Terminal”), die als Versicherungsagentin Virginia Baker, nicht nur damit beschäftigt ist versicherte, gestohlene Kunstgegenstände wiederzubeschaffen, in dem sie minutiös Einbrüche analysiert, sondern nebenbei heimlich selbst die Fassaden erklettert. Bei dem Job verfügt sie ja auch über die entsprechenden Informationen um Codes auszulesen oder den Schauplatz des Verbrechens gleich so zu präparieren, dass die den Ablauf des Heists umgehend erklären kann.
Sie selbst setzt sich quasi auf den unantastbaren Perfektionisten und Meisterdieb Robert MacDougal (souverän: Sean Connery, „Der Name der Rose“, „The Rock“) an, indem sie ihm ihren letzten Raub gegenüber ihrem Vorgesetzten Hector Cruz (Will Patton mit Perücke) in die Schuhe schiebt, worauf er sie auf ihn ansetzt. Sie soll sich ihm als Diebin vorstellen...

Was folgt ist klar, denn den Machern war am Bruch mit bewährten Genrekonventionen wenig gelegen. Der reiche Kunstsammler MacDougal ist trotz seines Alters ein schwer ausgeschlafener Hund, der alle Eventualitäten bedenkt, sich stets absichert, dem nie etwas nachzuweisen ist oder war und der dem Job lediglich nachgeht, weil er die Nerven kitzelnde Herausforderung so liebt. Ein wahrer, sehr bestimmter Profi des Geschäfts ohne Fehl und Tadel, aber mit Ehre. Deshalb fühlt er Virginia alias Gin auch erst auf dem Zahn, traut dem angeblichen Nachwuchs seines Berufszweigs nicht und nimmt sie nach einem kleinen Test schließlich in seine Obhut. Die Versuchung dominiert seinen Verstand. Oder nicht?

Bis es zwischen den beiden dann endlich knistert, dauert es aber und das ist auch gut so, denn die Chemie zwischen dem alten Meister und seiner jungen, kecken Schülerin, die über Informationen für äußerst lukrative Einstiege verfügt, funktioniert optimal. Ihre erotischen Reize prallen zunächst an seiner schottischen Knorrigkeit ab, dafür überrascht er sie immer wieder mit seinem Erfahrungsschatz, manövriert sie aus und unterzieht ihr ein Training, das der ein oder andere Zuschauer sicher nicht so schnell vergessen wird. Die Distanz zwischen beiden verringert sich, Vertrauen baut sich auf, der Berufskodex wird von beiden irgendwann umgangen und zum Schluss ist man sich dann auch nah genug. An die Stationen gelangen die beiden planmäßig mit guten Dialogen, in denen der lehrerhafte MacDougal seiner stets überraschten Schülerin Gin noch einige Lektionen beibringen kann.

Reichhaltig durchgewürzt mit wunderschönen Naturaufnahmen, die einem „Highlander“ alle Ehre machen würden, kreiert Jon Amiel dann im weiteren Verlauf leichten Filmverdau, der von brenzligen Einstiegen mit akrobatischen, stilvollen Bewegungsabläufen, Gebrauch etlicher Computer-Hardware, Umgehung von unüberwindbaren Sicherheitssystemen und natürlich des Habhaftwerdens irrsinnig teurer Kunstschätze geprägt wird. Der Bruch in England soll aber nur ein Vorlauf sein, denn im Finale wartet an Silvester 1999/2000 Kuala Lumpur mit seinen Twin-Towers und der darin befindlichen Bank, die es zu erleichtern gilt.

Während in einer leider etwas zu kleinen Nebenrolle Ving Rhames („Sin“, „Dawn of the Dead“) sich als Auflockerung versteht, lebt „Entrapment“ weniger von seinen durchgeplanten Coups, bei denen dann ohnehin aufgrund unvorhersehbarer Ereignisse improvisiert werden muss. Sean Connery mit gesunder Ironie, einem Dutzend Asse im Ärmel und kurzen Blicken in die eigene Vergangenheit, sowie die extrem rassige Catherine Zeta-Jones, schnell mehr als die Jägerin, halten den Dampfer auf Fahrt. Müssen sie auch, weil abseits der Optik der Streifen gar nicht so viel zu bieten hat. Diesbezüglich enttäuscht vor allem das unaufgeregt inszenierte Finale mit der Flucht vom Tower.

Die ewigen Haken, die der Plot schlägt, weil das Gauner-Paar sich zwischenzeitlich immer wieder auszutricksen versucht, sind bis zum Finale berechenbar, wobei der Schluss-Twist zum Happy End dann doch noch eine faustdicke Überraschung parat hält, die auch anders hätte ausgehen können.
Nichtsdesotrotz gereicht es nie bis in die oberen Gefilde. Es fehlt einmal mehr das berühmt-berüchtigte, gewisse Etwas, das „Entrapment“ zu einem einmaligen Filmerlebnis macht. Das Darsteller-Material ist vorhanden und Kameramann Phil Meheux („GoldenEye“, „Casino Royale“) hätte vermutlich noch mehr optische Leckerbissen kredenzen können, doch seit Steve McQueen einst Thomas Crown war, fehlt den Autoren leider nicht mehr so viel ein, weswegen sie lieber an traditionellen Werten festhalten.


Fazit:
Das soll jetzt aber nicht heißen, dass Jon Amiel hier nur Routine verzapfte. Ganz im Gegenteil: Er inszeniert sein unangreifbar aufspielendes, ausstrahlungsstarkes Traum-Duo sehr stilvoll, wenn auch akzentfrei und kann sich auf das spritzige Drehbuch verlassen, das trotz fehlender Einfälle, dank seiner Dialoge, der schnell richtig schwer sympathischen Figuren und unzähliger Schauwerte das Publikum bei Laune hält. Der Spannungsbogen mag schon etwas ausgeleiert sein, weil das gegenseitige Austricksen ohnehin nur auf ein Resultat hinauslaufen kann, doch der Weg dorthin ist wenigstens kurzweilig genug, um trübe Winterabende vergessen zu machen und Anregungen für den nächsten, geplanten und dann doch aus Kostengründen verworfenen Urlaub zu bieten.

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