Wann immer man mal nicht in den Schlaf kommt, ist es meist hilfreich die Glotze anzustellen und sich von einer beliebigen Folge "Paranormal Activities" oder "SAW" Teil 28 einlullen zu lassen. Bei mir hilfts jedenfalls. Zumindest meist.
Gestern Nacht jedoch bin ich bei "neo" gelandet und vorbei wars mit dem schnellen Einschlummern.
"In fear" heißt der englische Psychoshocker, der mit minimalistischen Mitteln ein maximales Beängstigungspotential zu generieren versteht.
Lucy und Tom, beide Anfang 20 und frisch verliebt, wollen ein Musikfestival irgendwo in der britischen Einöde ( Lowlands ??) besuchen. Als "Dosenöffner" und Überraschung für Lucy, hat Tom eine Nacht in einem abgelegenen Waldhotel gebucht.
Der Weg dorthin führt die beiden immer weiter ins Nirgendwo und spätestens als sie zum zweiten mal an den selben Abzweig kommen weicht ihre Freude ersten Zweifeln an der Richtigkeit ihres Tuns. Auch weil die Straßen unwegsamer werden und die Nacht anbricht. Auf der weiteren Irrfahrt durch die Dunkelheit mehren sich seltsame Ereignisse und das anfängliche Unwohlsein baut sich suksessive zu blanker Angst aus. Da taucht im Scheinwerferlicht urplötzlich eine Gestalt direkt vor dem Auto auf.....
Soviel zur Handlung, gespoilert wird natürlich nicht. "In fear" erfindet ganz sicher das Genre nicht neu. Aber er macht verdammt viel richtig.
Zu aller erst verzichtet Regisseur Lovering auf allen unnötigen Schnickschnack und konzentriert sich vollkommen auf den Spannungsaufbau, was ihm auch sehr gut gelingt. Und zwar in erster Linie dadurch, dass er durch geschickten Einsatz der vorhandenen Leuchtmittel wie Autoscheinwerfer, Taschenlampen und vereinzelten Straßenlaternen, sowie eine bemerkenswert schlichte, aber sehr wirkungsvolle Kameraarbeit in der stockdunklen, menschenleeren Gegend, eine wirklich beklemmende Atmosphäre aufbaut.
Die wenigen, aber sauber getimten Schockmomente unterstreichen genau diese Atmosphäre und sind nie Selbstzweck.
Der Spannungsbogen steigert sich kontinuierlich und ich konnte auch keinen noch so kleinen Bruch in Selbigem ausmachen.
Auch bei der Wahl des Schauplatzes hatten die Verantwortlichen ein glückliches Händchen. Gerade weil es in dieser Ecke der Insel sicher eine Menge einsame Gegenden gibt hat man sich die best mögliche ausgesucht.
Nicht zuletzt sind die Darsteller zu nennen, die einen verdammt glaubhaften Job machen. Zumal die beiden Protagonisten den Großteil der gesamten Handlung alleine stemmen müssen. Und das gelingt ihnen zweifellos ausserordentlich gut.
Ankreiden könnte man "In fear" eventuell den etwas zähen Einstieg, den man hätte um die eine oder andere Minute straffen können. Vielleicht auch die Tatsache, dass manche Situation doch etwas konstruiert um die Ecke kommt. Dem absolut positiven Gesamteindruck des Films tut das aber nun wirklich keinen Abbruch.
Fazit: "In fear" zeigt eindrucksvoll, vieviel Suspense man aus einem eigentlich ausgelutschten Thema herauspressen kann, wenn man weiß was man will, die vorhandenen Mittel maximal einsetzt und mit Herzblut bei der Sache ist. Ähnlich gut wie der von mir bewunderte "LOST" von Darren Lemke, der ein ganz ähnliches Thema beackert.
In jedem Fall aber weit spannender als die allermeisten weit überfrachteten Horror Blockbuster a'la "TCM".
Gute 8 Punkte