Nach "Badlands-Zerschossene Träume" (1973) und "In der Glut des Südens" (1978) ist "Der Schmale Grat" (1998) erst die 3. Regiearbeit des ehemaligen Philosophieprofessors Terrence Malick.
Vergleicht man alle 3 Filme miteinander, so fällt auf, dass in jedem Film (mindestens) eine der Hauptpersonen durch die Handlung führt. In "Badlands" war es der von Sissy Spacek dargestellte Charakter, in "In der Glut des Südens" der Charakter des kleinen Mädchens von Richard Gere und Brooke Adams und nun in "Der Schmale Grat" mehrere Soldaten, deren Schicksale und Erleben im Mittelpunkt der Handlung stehen. Alle Filme verbindet daher eine ungeheuere Subjektivität, mit der die Ereignisse geschildert werden.
Es gibt aber auch einen entscheidenden Unterschied zwischen Malicks 2 Frühwerken und dem nach einer 20-jährigen (Kreativ-(?)) Pausegedrehten "Schmalen Grat". So waren Malicks Frühwerke eher nüchtern und analytisch inszeniert und ließen philosophische Inhalte über die Auseinandersetzung mit dem Leben und dessen Sinn vermissen. So kann man den "Schmalen Grat" als Malicks reifstes Werk betrachten.
Malick adaptierte James Jones` Roman "Insel der Verdammten" um die Eroberung einer Pazifikinsel (Guadalcanal) im 2. Weltkrieg durch GIs kongenial und wurden auch höheren Ansprüchen gerecht. Er zeigt den Krieg als Gleichnis zwischen Schönheit (der Natur auf Guadalcanal) und Hässlichkeit (zersprengte und tote Soldaten), Leben und Tod, Liebe und Hass. Primär geht es Malick jedoch nicht um die Zurschaustellung von Krieg, sondern um die inneren Konflikte seiner Akteure. Ihm gelingt es, Gemütszustände von verschiedenen Soldaten glaubhaft einzufangen und den Krig in all seiner Absurdität und Sinnlosigkeit (Zufügen von Leid) zu zeigen.
Wer ein plakatives Actionspektakel a la "Wir waren Helden" erwartet, wird enttäuscht sein. Ebenso werden Fans von dem dokumentarisch angehauchten vordergründigen Schlachtengemälde "Der Soldat James Ryan" enttäuscht sein. Denen wird der Film wohl etwas langweilig vorkommen, was natürlich bei einer Länge von 2 3/4 Stunden diskutabel ist (allerdings ging "Der Soldat James Ryan" genau so lange).
Malick gelang es, ob seiner 20-jährigen Filmabstinenz eine ganze Riege von Stars zu versammeln. Allen voran Sean Penn, Jim Caviezel, Adrien Brody, Woody Harrelson, John Cusack und Nick Nolte. John Travolta und George Clooney haben Gastauftritte in diesem meditativen Meisterwerk der eher leisen Töne.
Ein genialer Film, der die Konkurrenz (allen voran Spielbergs Tränenzieher "Der Soldat James Ryan") um Längen in Sachen Subtilität, Hirn, Herz und vor allen Dinge Seele schlägt. Ein grandioses Beispiel für die Umsetzung eines Kriegsdramas und -traumas. 10 von 10 Punkten.