„Der schmale Grat“ ist ein etwas anderer, ruhiger und teilweise arg gewöhnungsbedürftiger Antikriegsfilm.
Der Pazifik zur Zeit des Zweiten Weltkrieges: Die C-Kompanie der US Streitkräfte führt hier immer wieder Einsätze gegen die Japaner durch. Zu ihr gehört auch Witt (James Caviezel), der desertierte, aber wieder eingefangen wurde und eigentlich kein Soldat sein will. Die Figur des Witt zieht sich wie ein roter Faden durch den Film, wird aber immer wieder aufgenommen und fallengelassen, wenn der Film sich mal mehr und mal weniger auf andere Personen konzentriert.
Der neueste Einsatz für die C-Kompanie zu einer kleinen Insel, auf der die Japaner einen Flughafen besitzen. Diesen soll die Kompanie erobern, damit man hier einen Posten einrichten und von dort aus weiter gegen die Japaner vorrücken kann. Der mit Auftrag betreute Lieutenant Colonel Tall (Nick Nolte) erweist sich als unglaublich ehrgeizig den Terminplan einzuhalten und treibt die Leute ohne Rücksicht auf Verluste an. Das Thema der ignoranten Führungskräfte ist so alt wie der Kriegs- bzw. Antikriegsfilm selbst und wird trotz der Andersartigkeit von „Der schmale Grat“ auch hier ausgiebig behandelt.
Der Kampf tobt mit unerbitterter Härte, aber die US Streitkräfte befinden sich ganz klar in der schwächeren Position. Der Sturmangriff auf die Japaner ist reiner Selbstmord, aber die Soldaten werden immer wieder dazu gedrängt und nur wenige, wie z.B. Captain Staros (Elias Koteas) weigern sich offen die Befehle auszuführen...
„Der schmale Grat“ ist ein sehr ruhiger und ungewöhnlicher Antikriegsfilm. Im Hauptteil des Films geht es ebenfalls vor allem um die Schlacht, aber dem Film ist hier das Leben und Fühlen der Figuren wichtiger als das Kriegsgeschehen. So werden hier auch immer wieder Momente eingespart und Zeitsprünge durchgeführt, die zwar die Kampfhandlung in den Hintergrund treten lassen, aber die Charaktermomente hervorheben.
Die Geschichte ist dadurch nur solide spannend, die Bindung zu den Figuren aber sehr nahe. Leider bleiben die Charaktere trotz der prominenten Besetzung etwas gesichtslos, da sich der Film vor allem auf Witt und Staros konzentriert. Leider sind wir auch am großen Schwachpunkt angekommen, denn die Dramaturgie ist Flickwerk. Die zahllosen Aussparrungen machen es schwer der Handlung zu folgen (egal, wie sehr es bei der Charakterzeichnung hilft). Zudem besitzt der Film zahlreiche Längen; vor allem der Anfang mit den Inselbewohnern ist ziemlich ermüdend und passt nicht so wirklich in das restliche Geschehen hinein. Auch gegen Ende schwächelt der Film, da es dem lückenhaften Drehbuch schwer fällt, einen passenden Abschluss zu finden.
Gelungen ist vor allem der lange Mittelteil, der sich mit dem verlustreichen und idiotischen Erstürmen des Flugplatzes beschäftigt. Hier ist der Film zwar am konventionellsten, aber gerade hierin liegen Spannung, Dramatik und auch der ein oder andere Schauwert. Hier sind es diverse Einzelszenen, die hervorstechen und besonders dramatisch daherkommen, wobei vor allem das Kommando zu nennen ist, welches den Bunker sprengen will.
Die Darsteller machen ihre Sache recht gut, bleiben aber zu profillos. Denn im Gegensatz zu „Black Hawk Down“ scheint es hier nicht als Stilmittel gedacht zu sein, da hier die einzelnen Charaktere wichtig sind (und nicht die erzählte Kampfhandlung). Viele der auf dem Cover angekündigten Darsteller haben auch nur eine kurze Szene wie z.B. John Travolta oder George Clooney.
Guter, aber dramaturgisch etwas zu holpriger Antikriegsfilm. Auch wenn das Experiment nicht fehlgeschlagen ist, hätten etwas konventionellere Strukturen vielleicht das Potential des Films vielleicht mehr ausgeschöpft.