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Zweiter Weltkrieg, Nazis gegen Juden, aber auch Amerikaner gegen Japaner. Dieser Nebenschauplatz wird in "Der schmale Grat" beleuchtet, feinfühlig, langsam und behutsam, trotzdem mit Szenen unendlich grausamer Gewalt. Die Story rankt sich um ein junges Bataillon, die Infanterie, die eine an und für sich einsame Südseeinsel erstürmen soll um einen dort liegenden japanischen Luftstützpunkt einzunehmen.

Philosophisch wird zu Beginn erstmal Charakterstudie betrieben. Einzelne Soldaten werden uns vorgestellt, ihre Motivation in die Armee einzutreten, ihre Gefühle kurz vor dem ersten "richtigen" Kriegseinsatz. Viele hatten gar nicht damit gerechnet einen Krieg live erleben zu müssen, tatsächlich bei einem echten Kampfeinsatz mitwirken zu müssen. Erschütternd die Naivität, aber auch erschreckend wie von höherer Stelle mit den jungen Soldaten wie mit Kanonenfutter umgegangen wird. Schlecht ausgerüstet und schlecht ausgebildet, aber auch von vornherein hoffnungslos unterlegen werden sie in den Einsatz geschickt, mit wenig Aussicht auf Erfolg. Nahezu blinder Aktionismus treibt die Captains und Generäle, ausbaden müssen es die zum Scheitern verurteilten Privates.

Die Handlung ist von Beginn an zweitrangig, der Film schwelgt in Melancholie, untermalt mit einem erdrückend pathetischen Score und Off-Kommentaren, die uns philosophieren lassen. Kräftige Landschaftsbilder, ja geradezu unpassende Postkartenmotive untermalen die eigenartige Eleganz die vom Film ausgeht. Identifikationsfiguren fehlen, da machen auch die großen Namen im Abspann keine Ausnahme. Ob John Travolta, George Clooney oder John Cusack - die Hollywoodgrößen spielen nur am Rande mit, können weder schauspielerisch noch skripttechnisch glänzen.

Ab Filmmitte kommen knallharte Kriegszenen hinzu die uns zu erschlagen drohen. Unerwartet heftig wird der Krieg in den Vordergrund gerückt, vielleicht funktioniert der Film gerade deswegen? Trotzdem bleibt die Frage nach der Sinnhaftigkeit, dem berühmten roten Faden. All der Pathos, all die Melancholie, all das abgehobene fast unwirkliche Schwelgen in der Sinnsuche - der Sinn des Films scheint dadurch eher in die Ferne zu rücken. Als Zuschauer wird man mit einem großen Fragezeichen im Gesicht zurückgelassen.

"Der schmale Grat" kann man sich angucken, muß man aber nicht unbedingt gesehen haben.

(6/10)

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