Review

"Der schmale Grat" (Original: "The thin red line") war mir eigentlich noch nicht weiter ein Begriff, als ich das Regal eines hiesigen Elektromarktes nach Kriegsfilmen durchforstete. Und der Film kam mir da gerade recht. Stand der WK2 doch eigentlich schon immer für interessanten Stoff in diesem Genre und die großen Namen der Schauspieler auf der Verpackung ließen auf ein üppig budgetiertes Hollywoodkriegsepos hoffen. Woody Harrelson, George Clooney, Sean Penn, Nick Nolte und weitere bekannte Namen tummeln sich da in der Cast. Schnell also den Silberling erworben und dem heimischen Abspielgerät zum Fraße vorgeworfen. Und man wird im ersten Eindruck als Actionfan ersteinmal herbe enttäuscht. Ein Platoon der Amerikaner (u.A. Harrelson) spaziert recht unmotiviert durch eine wilde Graslandschaft und sabbelt sich mit Belanglosigkeiten die Birne weich. Doch dann kommt auch schon das, worauf sich der Kriegsfilmeuphorist freut: Das erste Gefecht. Die Asiaten schlagen aus dem Dickicht heraus zu und versetzen die G.I.s in hektische Aktivität. Granaten und Kugeln fliegen. - Klingt gut, ist es aber nicht. Denn der Feind befindet sich nicht nur grade mal in Ameisengröße in Sichtweite sondern ist sogar die meiste Zeit und weitestgehend gänzlich unsichtbar. Und wo kein erkennbarer Feind ist, mag auch das "schönste Scharmützel" keinen rechten Drive in die Sache bringen. Dann krepiert auch noch Harrelson (groß auf der DVD-Hülle angekündigt) nach nur wenigen Minuten Screen-Existenz und man beginnt sich unwillkürlich zu fragen, ob man sich den Film wirklich hätte kaufen sollen und erste, böse Ahnungen beschleichen einen.

Und sie sollen sich bestätigen. Denn der Filmfluß läßt recht zu wünschen übrig und immer wieder quält der Regisseur den Zuschauer mit an den Nerven zerrenden Durststrecken in denen die Soldaten ellenlange Gespräche führen, verbale Zwistigkeiten ausfechten oder einfach nur unmotoviert durch den Morast latschen. Zwar wird der, der lang genug durchhält dafür auch mit einigen brauchbar gemachten Action- und Kampfszenen entlohnt, so richtig in Fluß will das storytechnische Flickwerk mehr oder weniger unzusammenhängend wirkender "Episoden", dass sich uns hier präsentiert, aber nie kommen. Auch die klangvolle Cast entpuppt sich als nichtige Luftblase, denn die bekannten Gesichter Hollywoods haben samt und sonders nur Statistenrollen inne die eine nähere Erwähnung fast nicht wert sind und nicht auch nur einmal annähernd prägend in den Storyverlauf eingreifen.

The thin red line ist definitiv nicht meine Art von Kriegsfilm und IMO irgendwo zwischen Fisch und Fleisch versandet. Weder bringt er großartige kritische Gedankengänge oder nennenswerte Botschaften mit, noch kann er durch fulminante Battlescenes oder einen brauchbaren Actionfaktor bestechen. Keiner der Hauptcharaktere kann sich wirklich als Identifikationsfigur herauskristalisieren und die Star-Cast wirkt dank der diesbezüglich konsequenten Stastistenrollenverteilung wie eine bloße Farce und Maßnahme zur simplen Bewerbung dieses mediokren Films. Wirklich überzeugen kann die ses Projekt zu keiner Zeit. - Selbst Kriegsfilmveteranen sollten hier vor dem Kauf lieber probeschauen. Denn selbst sie könnten hier enttäuscht werden. Ich zumindest werde für meinen Teil die DVD bestenfalls noch als Kaffetassenuntersetzer verwenden.

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